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Augmentation in der ästhetischen Zone mit einem alloplastischen bioaktivenMaterial

Schöne Zähne sind der Wunsch vieler Menschen. Die ästhetischen Ansprüche der Patienten sind gestiegen, unabhängig vom Zustand oder der Vorgeschichte ihrer Zähne. Gerade im Frontzahnbereich spielt die rote und weiße Ästhetik für Patienten in der Kommunikation beim Lachen, Sprechen, Kauen emotional und gesellschaftlich eine wichtige Rolle. Bei einer nicht optimalen hart- oder weichgeweblichen Ausgangssituation sind daher je nach Indikation augmentative und/oder weichgewebliche Maßnahmen notwendig, um Patienten funktionell und ästhetisch bestmöglich versorgen und zufriedenstellen zu können.

Eine 45-jährige Patientin stellte sich mit Beschwerden am Zahn 12 und einer gelockerten insuffiffizienten VMK-Brücke in der Frontzahnregion (12-21) vor. Ihr Wunsch bestand in einem langfristigen Erhalt der eigenen Zähne mit einer Anfertigung eines neuen, ästhetischeren Zahnersatzes. Die Erhaltungswürdigkeit des pulpitisch langfristig empfifindlichen Zahnes 12 (Kälte-, Wärme- und Perkussionsempfifindlichkeit) wurde geprüft, er musste endodontisch behandelt werden (Abb. 4). Nach klinischer und weiterer radiologischer Diagnostik (Abb. 1-3), Beratung und Aufklärung entschied sich die Patientin für eine Einzelzahnversorgung des Zahnes 12, prothetische Neuversorgung des Zahnes 21 und in regio 11 für eine implantatgetragene Einzelkrone. Eine Revision des Zahnes 21 wurde aufgrund der Risiken der Stiftentfernung nicht in Betracht gezogen. Zusätzlich sollte anlässlich des vorhandenen Knochengewebedefifizits Knochen aufgebaut werden. Mit ihrem dicken Gingivatyp wies die Patientin trotz des deutlich horizontal und vertikal resorbierten Kieferkammvolumens (Abb. 5, 6) gute Voraussetzungen auf.

Implantation und Augmentation

Präoperativ wurde sie mit 2.000 mg Amoxicillin antibiotisch abgeschirmt, zusätzlich erhielt sie ein Kortisonpräparat. Der Flap mit nach palatinal versetzter, krestaler Schnittführung wurde bewusst minimalinvasiv gehalten, eine zusätzliche Membran war nicht notwendig. Palatinal wurde leicht tunneliert, da das Foramen incisivum sehr ausgeprägt war (Abb. 7, 8). 

Die Augmentation des vertikalen und horizontalen Kieferkammdefektes erfolgte nach Implantation (Ø 3,3 mm, L: 10 mm) eines einen Millimeter subkrestal gesetzten BLX-Implantates (Straumann) zweiphasig mit dem alloplastischen Material Ethoss (Zantomed) (Abb. 9-13). 

Das bioaktive synthetische Material ist ein Gemisch aus Calciumsulfat (CS) und ß-Tricalciumphosphat (ß-TCP). Ethoss wird in einer Art „sticky bone“ angemischt, dadurch lässt es sich gut und optimal adaptieren. Es härtet mit sehr wenig Kochsalzlösung innerhalb von fünf Minuten durch Entzug der Feuchtigkeit mit einer Gaze aus und bildet dadurch eine stabile Zellokklusionsbarriere.

Nach Fixation mittels Naht (6/0) wurde das LZP nach basaler Kürzung wieder eingesetzt (Abb. 15) und die Patientin antibiotisch mit 1.000 mg Amoxicillin 3x/d für eine Woche abgeschirmt. Das Röntgenkontrollbild zeigte eine mittige, subkrestale Position des Implantates mit Ethoss-Material oberhalb der Fixtur (Abb. 14). Die Nähte wurden nach sieben Tagen entfernt; nach zwei Wochen war der Situs verheilt (Abb. 16). Zwölf Wochen nach Insertion erfolgte die minimalinvasive Freilegung durch eine Tunnelierung und einem Rollappen nach vestibulär (Abb. 17, 18). Weitere zwei Wochen später bestanden entzündungsfreie und stabile Verhältnisse und ein gesundes dickes Emergenzprofifil (Abb. 19). 

Nach Abformung in Doppelfadentechnik (Abb. 20) erfolgte kurze Zeit später die Abutmentanprobe (Abb. 21). Klinisch und 3D-röntgenologisch war der Nachbarzahn 21 zur Orientierung für das benötigte Emergenzprofifil herangezogen worden. Die Auswahl des polychromatischen Rohlings wurde anhand der Transluzenzstufe geprüft (Abb. 22). Bei der Anprobe der im Cutback inzisal und vestibulär geschichteten e.max-Krone war eine deutliche Verdickung des Weichgewebes zu erkennen. Vor dem defifinitiven Einsetzen wurden die Zähne gereinigt (Abb. 23). Nach der Eingliederung und röntgenologischen Kontrolle (Abb. 24-27) wurden die Funktion und die Exkursionsbewegungen überprüft (Abb. 28-31).

Fazit

Die finalen Bilder sind sehr zufriedenstellend, besonders das Hart- und Weichgewebe hat an Volumen signififikant zugenommen, langfristig wird das Remodelling das Ergebnis nochmals

verbessern (Abb. 32-35). Das schönste Resultat war eine lächelnde, sehr zufriedene Patientin, die äußerte: „Ich bereue keinen Augenblick diese Behandlung, ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie ich mit meinen ‚alten Zähnen‘ zufrieden war. Das sind jetzt wieder meine Zähne! Ich fühle mich wohl und habe ein viel besseres Gefühl beim Abbeißen und lerne wieder beim Lachen meine Zähne zu zeigen.“ 

Mein ausdrücklicher Dank gilt der geduldigen und motivierten Patientin, meinem gesamten Team und den Meistern der Zahntechnik, Sonja Schürrmann und Dietmar Meyer (Geschäftsführer), vom Labor Borchard aus Münster.

Dr. med. dent. Kianusch Yazdani

  • 1995 Approbation Zahnmedizin WWU Münster 
  • 1995-2006 Zahnarzt, Zahnärztl. Leiter unterschiedl. Zahnstationen bei der Bundeswehr 
  • 1998 SFOR Auslandseinsatz in Sarajewo, BA, Aufbau einer stat. Zahnstation 
  • 2003 Diplom-Gesundheitsökonom 
  • 2003-2005 Zahnärztliche Tätigkeit bei Dr. Arndt Happe, Münster 
  • Seit 2003 Veröffentlichungen und Vorträge im In- und Ausland 
  • Seit 2006 Niederlassung in Münster: Spezialgebiete u.a. Endodontie, ästhet. Zahnmedizin, Funk- tionsdiagnostik, Implantologie, Sportzahnmedizin und kompl. festsitz. Restaurationen 
  • Seit 2011 Weiterführung der Praxis Dr. Yazdani als Einzelzahnarztpraxis 
  • Gründung der Arbeitskreise Endo und Ästhet. Zahnmedizin ZÄK Westfalen/Lippe 
  • 2020-2022 – 1. Vorsitz der Studiengruppe für Rest. Zahnmedizin 

praxis@dryazdani.de
www.dryazdani.de