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Bimaxilläre Sofortversorgung – ein Fallbericht

Im vorliegenden Bericht wird ein Patient mit zahnlosem Ober- und teilbezahntem Unterkiefer anhand des All on Four-Behandlungskonzepts in ITN saniert und bereits am Abend desselben Tages mit festsitzenden definitiven Brücken versorgt. Dadurch differiert das Protokoll maßgeblich von Konzepten mit (festsitzenden) Provisorien.

Das All on Four-Behandlungskonzept stellt eine bewährte Methode dar, um teilbezahnte oder zahnlose Patienten mit oftmals stark atrophierten Kiefern oder (fortgeschrittenen) Parodontopathien festsitzend zu versorgen [2, 4, 7]. Die Literatur beschreibt hierzu klinische Überlebensraten der Implantate von 94,5% sowie der Prothetik von 97,8 % nach sieben Jahren [3]. Mittels anguliert inserierter distaler Implantate können wichtige anatomische Strukturen (Sinus maxillaris, Foramen mentale) umgangen und umfangreiche augmentative Maßnahmen vermieden werden [1]. Eine ausreichende Primärstabilität der Implantate ist für eine Sofortbelastung obligat (min. 35 Ncm) [6], was im Unterkiefer durch große kortikale Knochenanteile meist realisierbar ist. Die spongiöse Knochenqualität der Maxilla erfordert hingegen neben einer unterminierenden Implantatbett- Aufbereitung auch spezielle Implantatgewinde-Konfigurationen.

Fazit

Im Zuge der Beratungsgespräche ein individuell geeignetes Versorgungskonzept für den Patienten zu finden, erfordert eine strukturierte Diagnostik und zahnärztliche Erfahrung. Es gilt abzuwägen, ob der Wunsch des Patienten nach einer verschraubten Versorgung mit den anatomischen Gegebenheiten und Aspekten wie Compliance oder motorischer Fähigkeit zur Gewährleistung der Hygiene zu vereinbaren ist. Sollte es beim Patienten wie etwa im Alter zu manuellen Defiziten kommen, besteht die Option, den verschraubten Zahnersatz in eine herausnehmbare Versorgung mit Teleskopen oder Lokatoren umzuändern. Sind die Voraussetzungen für das All on Four-Konzept gegeben, kann Patienten mit bisweilen langjährigen Zahnproblemen ein bedeutendes Maß an Lebensqualität zurückgegeben werden.

Autoren

Dr. med. dent. Katharina Baader

artnerin im MVZ Dr. Baader & Partner, Mindelheim

  • Studium der Zahnheilkunde, Universität Regensburg
  • 2013 Dissertation am Lehrstuhl für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Universität Regensburg
  • 2012-2014 Wissenschaftliche Mit- arbeiterin, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Universität Regensburg
  • 2014-2017 Angestellte Zahnärztin, Neutraubling
  • 2017-2018 Angestellte Zahnärztin, MVZ Dr. Baader & Partner, Mindelheim
  • 2017-2018 Curriculum Implantologie (DGOI)
  • Seit 2018 Partnerin im MVZ Dr. Baader & Partner, Mindelheim

info@drbaader.de

www.drbaader.de

Dr. med. dent. Helmut Baader M.Sc. M.Sc.

Ärztlicher Leiter, MVZ Dr. Baader & Partner, Mindelheim

  • 1988-1994 Studium der Zahnheilkunde, LMU München
  • Seit 1996 Zahnarzt in eigener Praxis, Mindelheim
  • 1999 Dissertation am Lehrstuhl für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Universität Aachen
  • 2004 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (BDIZ und DGZI)
  • 2007 Master of Science Implantologie K 2008 Geprüfter Experte der Implantologie (DGOI)
  • 2009 Master of Science Oralchirurgie
  • 2015 Ärztlicher Leiter, MVZ Dr. Baader & Partner, Mindelheim K Seit 2017 Ausbildungszentrum und Hospitationspraxis
    All on Four

info@drbaader.de
www.drbaader.de

Emails von Lesern

Sehr geehrte Frau Steinbeck,

im Folgenden möchte ich zu den Anmerkungen des Kollegen Dr. Maiwald kurz Stellung nehmen.

Im Vorfeld einer solch umfangreichen implantologisch/prothetischen Versorgung finden selbstverständlich mehrere Beratungsgespräche statt, die auch ausführliche Erklärungen bezüglich unterschiedlicher Versorgungsvarianten beinhalten. Leider ist die Darstellung bzw. die Beschreibung der unterschiedlichen Versorgungsmöglichkeiten in unserem Fallbericht, auch auf Grund der begrenzten und vom Verlag vorgegebenen Zeichenzahl, etwas in den Hintergrund geraten.

Im Fall des beschriebenen Patienten beinhaltete die Zahnersatzberatung natürlich nicht nur die Teleskopversorgung sondern auch die implantologische Freiendversorgung mit Knochenaufbau in Regio 34-36 sowie 44-46, welche der Patient von vornherein ablehnte, da für ihn der große Zeitrahmen bis zur Fertigstellung nicht in Frage kam. Ich darf Ihnen, sehr geehrter Herr Kollege, bezüglich der Fragestellung einer eventuellen Kronenversorgung der Zähne 33-43 sowie der implantologischen UK-Seitenzahnversorgung im Gegensatz zur Zahnentfernung Recht geben. Der Patient hingegen wünschte für sich ausdrücklich auch im Unterkiefer eine All-on-4 Versorgung mit Entfernung des Restzahnbestandes, da eine gute Bekannte von ihm bereits vor längerer Zeit erfolgreich bimaxillär mit All-on-4 versorgt wurde und er sich genau die gleiche Versorgung für sich wünschte.

Zudem liegt bei diesem Patienten eine massive Zahnarzt-Phobie vor. Daher entschied sich der Patient von Anfang an für eine Behandlung ausschließlich in Vollnarkose (ITN). Der Patient bestätigte uns mittlerweile in mehreren regelmäßigen Recall-Sitzungen, dass dieses Vorgehen, betreffend unter anderem auch den operativen und prothetischen Zeitrahmen, genau „das Richtige“ für ihn persönlich war.

Mit freundlichen und kollegialen Grüßen
Dr. Helmut Baader


Bimaxilläre Sofortversorgung

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich weiß ja nicht so recht, wie ich die Rubrik „Fallstudie“ einordnen soll, aber zu dieser muss ich nun doch ein paar Anmerkungen machen.

Es ist ja im Text beschrieben, dass der Patient ausführlich beraten worden ist – worüber auch immer und wieso Teleskopversorgung im UK?

Selbst in der fotografischen Wiedergabe des OPG der Ausgangsituation ist m.E. ein nur geringfügige parodontale Schädigung im Sinne eines leichten horizontalen Abbaus zu erkennen. Für insuffizient endodontisch behandelte Zähne gibt es heute fast flächendeckend Endospezialisten. Diese 6 Frontzähne zu entfernen halte ich – sehr vorsichtig ausgedrückt – für diskussionswürdig. Dem Patienten wird jegliche dentale Taktilität genommen.

Es hätten auch beidseits je 2 Implantate mit festsitzenden Brücken und einer Frontversorgung ausgereicht.
Mich würde sehr interessieren, was die auf Seite 98 aufgeführten namhaften Spezialisten zu so einer Versorgung sagen würden? Ist es nun doch so, dass Zähne den Implantaten nur im Wege stehen?

Mit etwas ratlosen freundlichen Grüßen

Uwe Maiwald