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Implantologische Neuversorgung in der ästhetischen Zone – eine besondere Herausforderung

Der vorgestellte Fall handelt von einer Patientin Mitte zwanzig, die in regio 22 alio loco vor ca. acht Jahren eine Implantatversorgung und Augmentation im Sinne einer GBR durchführen ließ. In der Folge kam es nach Aussage der Patientin zu rezidivierenden Kronenlockerungen, die multiple Nachbehandlungen notwendig machten. Anfang 2012 wurde die Patientin erstmalig bei uns vorstellig – Grund für die Erstkonsultation war auch hier eine Kronenlockerung (Abb. 1). Die klinische und radiologische Untersuchung ergab ein gelockertes Abutment, das Implantat war fest osseointegriert, zeigte aber einen fortgeschrittenen Knochenabbau mit erhöhten Sondierungstiefen (Abb. 2, 3).
Es folgte eine ausführliche Beratung der Patientin mit Abwägung aller Therapieoptionen: Ein Erhalt des Implantats mit augmentativer Periimplantitis-Behandlung und anschließender prothetischer Neuversorgung erschien möglich und war unsere erste Therapieempfehlung, jedoch kann dabei aufgrund der kompromittierten Ausgangssituation keine sichere Aussage zum ästhetischen Resultat gegeben werden. Vor dem Hintergrund der rezidivierenden Probleme strebte die Patientin eine vollständige Neuversorgung an.

Das Verfahren

Eine Alternative zu herkömmlichen, stark ablativen Verfahren wie mit Lindemannfräsern oder dickwandigen Trepanbohrern bieten sogenannte Extraktoren aus Hartmetall (BTI Deutschland, Pforzheim). Mit einem linksschneidenden Gewinde versehen, werden die Extraktoren gegen den Uhrzeigersinn mit einem speziellen Handgriff in das Innengewinde bzw. die Aufbauverbindung eines Implantates eingedreht. Durch vorsichtiges Weiterdrehen unter Zuhilfenahme einer Drehmomentratsche und eines passenden Ratscheneinsatzes lässt sich das Implantat sicher und gewebeschonend extrahieren. Um das Risiko einer Implantatfraktur sowie eine Überbelastung der knöchernen Strukuren zu vermeiden, löst die Ratsche bei Überschreitung eines maximal möglichen Drehmoments von 200 Ncm durch Abknicken des Ratschenkopfs aus und muss neu positioniert werden (Abb. 6-13).

Bei schwer lösbaren Implantaten kann zuvor mithilfe eines Trepanbohrers (BTI, verfügbar sind vier Innen-Durchmesser von 3,7 mm bis 5,7 mm) die periimplantäre Kortikalis angekörnt werden. Hierfür genügt meist schon eine Bohrung in max. 5 mm Tiefe. Da die Bohrer bis zur 5 mm Marke dünnwandig gestaltet sind, kann der Behandler weitgehend substanzschonend trepanieren (Abb. 14-17).

Fazit

Bei fortgeschrittenem, periimplantären Knochenabbau muss immer ein individuelles Abwägen zwischen Implantaterhalt und Neuversorgung erfolgen. Entscheidet man sich wie im vor- liegenden Fall zu einer Explantation und Neuversorgung, ist die chirurgische Technik entscheidend, um den Explantationsdefekt so minimal wie möglich zu halten. Im vorliegenden Fall gelang es die Explantation und notwendige Neuaugmentation in einem einzigen mikroinvasiven Operationsschritt zu vereinen. Bei Implantaten in der ästhetischen Zone ist das sukzessive Ausformen der Weichgewebe via Langzeitprovisorien sehr empfehlenswert, um ein langzeitstabiles ästhetisches Ergebnis sicherzustellen.

Autor

Dr. Jörg-Martin Ruppin

  • 1998 Staatsexamen und Promotion a. d. Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg im Breisgau
  • 1999-2001 Assistenzzahnarzt in prothetisch u. implantologisch ausger. Praxis in Freiburg
  • 2001-2007 Ausbildung zum Oral- chirurg, Implantologie und Prothetik in Privatambulanz Prof. Dr. Dr. Riediger, Direktor der Abt. für Zahn,- Mund-, Kiefer- und Plast. Gesichtschirurgie, RWTH Aachen
  • 2007-2009 Oralchirurg in Praxisklinik für Implantologie, Mund-, Kiefer- u. Gesichtschirurgie u. plast. Chirurgie in München
  • Seit 2009 Leitung des Implantatzentrums Penzberg Dr. Masur, Dr. Ruppin & Kollegen
  • Seit 2004 Internationaler Referent für Implantologie, computernavigierte Chirurgie und dreidimensionale Bildgebung

dr.ruppin@implantatzentrum-penzberg.de

www.implantatzentrum-penzberg.de