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Individuumszentrierte Prothetik

Die Voraussagbarkeit des klinischen Erfolgs ist der wesentliche Aspekt der Behandlung der sogenannten „failing dentition“. Die Entfernung der Restbezahnung eines Patienten stellt eine große psychische Belastung für den Patienten dar, die deutlich reduziert wird, wenn der Patient sein Erscheinungsbild nicht verliert.

Ein voraussagbarer Weg von der natürlichen Bezahnung zur festsitzenden Implantatversorgung

Während die Verbesserung des Selbstwertgefühls, die Lagerstabilität sowie die Verbesserung der Mastikation mit einer festsitzenden Implantatbrücke keine Probleme darstellen, verhält es sich mit den Faktoren Ästhetik und Lautbildung diametral.

60 % der Patienten fürchten, dass sie sich mit der neuen Versorgung nicht gefallen und nicht wohl fühlen werden [1]. Ein Umstand, der offensichtlich aus den persönlichen Erfahrungen im Umfeld der Patienten gespeist wird. Offensichtlich hat es die Zahnheilkunde nicht verstanden, die Wünsche der Patienten nach Veränderung oder Nichtveränderung zu hinterfragen. Gerade die Nichtveränderung des Erscheinungsbildes ist aus der Sicht des Verfassers in der gegenwärtigen Zahnheilkunde nicht ritualisiert, obwohl etwa 90 % der Patienten in unserem Krankengut dies wünschen. Dies schließt Veränderungen wie Verlängerung der Inzisalkanten oder Vertikalisierung nicht aus. Hier muss die Lautbildung besonders hervorgehoben werden.

In der Literatur zeigt sich, dass bei etwa zehn bis 20 % der Patienten auch nach der Adaptationsphase von zwei bis drei Monaten permanente Lautbildungsstörungen verbleiben – was in Anbetracht des klinischen wie finanziellen Aufwandes für die Patienten eigentlich eine Katastrophe darstellt. Jede Veränderung der Frontzahnneigung führt unmittelbar zur Veränderung des S-Lautes [2]. So wird also durch ungewolltes Verändern der Frontzahnstellung sofort die Sprache verändert, was die Schwierigkeit der Akzeptanz für den Patienten noch verstärkt. Hier kommt die emotional-psychologische Ebene zum Tragen. Nicht nur ist das äußere, soziale Erscheinungsbild wurde ohne Rücksprache verändert, sondern auch das sozialkommunikative Organ und damit auch die Lautbildung. Am Ende wird die Arbeit dann deshalb so schwierig, weil die Patienten in ihrem Glauben, dass „ihre“ Zähne selbstverständlich der Ausgangspunkt für jedwede Veränderung sind, enttäuscht werden.

Fazit

Mit dem hier vorgestellten Verfahren kann eine festsitzende Oberkieferbrücke prospektiv sicher hergestellt werden. Ausgangspunkt bleibt immer die vorhanden Bezahnung des Patienten und jede Veränderung erfolgt in Absprache und nach klinischer Befundung. Die Lautbildung spielt hier große Rolle, da nicht nur die Zahnlänge über den F-Laut kontrolliert werden kann, sondern auch die Vertikale mit dem S-Laut überprüft wird. Eine zu hoch gewählte Vertikale würde sich durch repetitives Berühren der Zähne während des Zählens von 60 nach 70 zeigen, der minimale Sprechabstand wäre nicht eingehalten und es müsste abgesenkt werden.

Dieses seit zwölf Jahren an der Akademie für orale Implantologie angewandte Protokoll erlaubt es Versorgungen herzustellen, die die Ausgangssituation des Patienten kopiert oder diese, wenn gewünscht, in Absprache und unter kontrollierter Beachtung der Lautbildung verändert. Dies führt zu klinisch entspannter Arbeit und vermeidet die so gefürchteten Probleme mit der
Lautbildung.

Autor

Prim. Dr. Rudolf Fürhauser

  • 1977-1983 Studium der Medizin an der Universität Wien
  • 1983-1987 Ausbildung zum praktischen Arzt mit Ius practicandi
  • 1987-1989 Ausbildung zum Facharzt für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Wien
  • 1990-2004 Assistent an der Abteilung für abnehmbare und festsitzende Prothetik unter Univ. Prof. Dr. R. Slavicek und Fr. Univ. Prof. E. Piehsliger Schwerpunkt der Tätigkeit: abnehmbare Teilprothetik und
    Implantatprothetik
  • Seit August 2004 Akademie für orale Implantologie, implantologische Gemeinschaftspraxis mit Univ.-Doz. Dr. Dieter Busenlechner, Univ.-Prof. DDr. Robert Haas, Univ.- Prof. Dr. Georg Mailath-Pokorny und Univ.-Prof. Dr. Georg Watzek
  • Seit 2010 ärztlicher Leiter der Krankenanstalt Schwerpunkt: Implantatprothetik, Sofortversorgung von Implantaten, umfangreiche Kurstätigkeit
  • Verfasser von Buchbeiträgen und Publikationen

fuerhauser@implantatakademie.at 

www.implantatakademie.at