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Komplexe funktionelle und ästhetische Rehabilitation

Parodontal geschädigtes Gebiss mit schwierigen Knochenverhältnissen

In der modernen Zahnheilkunde sind die Befundung, die Planung und die Festlegung des Behandlungsablaufs Grundlage für eine effiziente funktionell-ästhetische Rekonstruktion, der sich dann eine patientenindividuelle Erhaltungsphase anschließt. Bei genauer Diagnose können Auswirkungen wie z. B. das Fortschreiten einer Parodontitis und eines damit im Zusammenhang stehenden Knochenabbaus sowie funktionelle/ästhetische Aspekte für die Prothetik im Vorfeld berücksichtigt werden. Die Ausschöpfung des regenerativen Potenzials der Gewebe nimmt entsprechend der Ausgangssituation direkten Einfluss auf den Behandlungserfolg.

Ausgangssituation

Der klinische Fall zeigt die Ausgangssituation einer 57-jährigen Patientin, welche in vier Quadranten behandlungsbedürftige Befunde aufwies. Ihr Allgemeinzustand ist gut, allgemein-anamnestisch ist sie gesund. Die Patientin ist Raucherin.

Nach der Anfertigung einer PSA und der Extraktion der Zähne 31, 41, 44, 45, 47, 16, 17, 26, 27 alio loco stellte sich die Patientin erstmals bei uns vor. Sie wies eine Parodontitis (Stadium III, mit moderater Progressionsrate Grad B) sowie eine Schaltlücke regio 31, 41 und Freiendlücken im 1., 2. und 4. Quadranten auf (Abb. 1-7). Im Bereich der Schaltlücke im vierten Quadranten liegt ein ausgeprägter Knochenverlust vor. Der Wunsch der Patientin war ein festsitzender Zahnersatz und eine Verbesserung der ästhetischen Situation.

Bilder: ZA Axel Neumann, Magdeburg

Planung und Chirurgie

Für die Rehabilitation parodontal stark geschädigter Zähne mit schwierigen Knochenverhältnissen ist oft eine mehrstufige Vorgehensweise notwendig. Die angewendete systematische, nicht-chirurgische Parodontitistherapie zur Reduktion der Taschentiefe von ca. 6-8 mm umfasste neben Scaling & Root Planing eine begleitende PRGF-Therapie. Die kombinierte Therapie mit autologen PRGF-Membranen (BTI) unterstützte bei der Behandlung von Parodontitis die körpereigenen Regenerationsprozesse. Nach Herstellung entzündungsfreier parodontaler Verhältnisse sollte implantiert werden.

Aufgrund der unterschiedlichen Knochenverhältnisse im OK-Molaren-, UK-Seitenzahn- sowie -Frontzahnbereich wurden normaldimensionierte, durchmesserreduzierte sowie kurze BTI-Implantate verwendet. Drei Monate nach Extraktion wurden zur Wiederherstellung der vollständigen Abstützung und Bezahnung insgesamt fünf BTI-Implantate inseriert.

Im vierten Quadranten wurden für die implantatgetragene Brücke zwei BTI-Implantate (Ø 4.0, L 8, Ø 4.75, L 7) und für die Einzelzahnversorgung (regio 41) ein durchmesserreduziertes Implantat (Ø 3.0, L 8,5) inseriert. Im ersten Quadranten wurde ein kurzes BTI-Implantat (Ø 5.5, L 5,5) inseriert.

Aufgrund der vielseitigen Implantatdimensionen kann minimalinvasiv – unter Vermeidung einer Sinusbodenelevation – vorgegangen werden (Abb. 8-12). Die funktionalen und ästhetischen Aspekte für die prothetischen Versorgungsoptionen der Implantate konnten im Fully-Digital-Workflow auf Basis von CAD/CAM mit hoher Präzision der Suprakonstruktion berücksichtigt werden (Abb. 13-26).

Bilder: ZA Axel Neumann, Magdeburg

Fazit

Eine sorgfältige Planungs- und Evaluationsphase sind für den langfristigen Behandlungserfolg unabdingbar. Die frühe Kommunikation mit dem Zahntechniker im Sinne einer funktionell ästhetischen Integration sorgt für mehr Präzision der Suprakonstruktionen und kann im Vorfeld zu einer Ersparnis von Kosten und Zeit führen. Das BTI-System bietet nicht zuletzt durch die große Auswahl an Implantaten (breite, schmale, kurze und Mischformen) die Möglichkeit, unterschiedliche Knochenverhältnisse minimalinvasiv zu versorgen und damit das Komplikationsrisiko zu verringern und z. B. augmentative Maßnahmen zu vermeiden.

In diesem Patientenfall konnte durch den Einsatz eines Kurzimplantats eine Sinusbodenelevation vermieden werden. Die Anwendung des leukozytenfreien PRGF (BTI, Verfahren n. Anitua) unterstützte die Knochenbildung und die Regeneration des Weichgewebes, sodass bereits nach kurzer Zeit die Grundlage für die Suprakonstruktion geschaffen wurde.

Insgesamt hat die Behandlung zu einem zufriedenstellenden klinischen Ergebnis geführt (Abb. 27-30). Die Patientenerwartungen mit Blick auf Ästhetik und Funktion der Prothetik wurden erfüllt.

Bilder: ZA Axel Neumann, Magdeburg

Dr. med. dent. Johannes Petschelt, M.Sc.

  • 2010-2012 Studium der Zahnheilkunde an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/ Main
  • 2012-2018 Studium der Zahnheilkunde an der DPU in Krems, Österreich
  • 2017 Famulatur bei den Mini Molars in Phnom Penh, Kambodscha
  • Seit 2018 Zahnarzt bei Dr. Petschelt und Kollegen
  • 2018-2021 Postgraduales Masterstudium der ästhetisch, rekonstruktiven ZHK an der PUSH, Bonn
  • Seit 2020 Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie
  • Seit 2021 Postgraduales Masterstudium der Parodontologie und Implantologie an der PUSH, Bonn
  • Curricula: Implantologie, Oralchirurgie, Sportzahnmedizin, zahnärztliche Schlafmedizin

praxis@petschelt.de
www.petschelt.de