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Partikuliertes Dentin als autologes Ersatzmaterial zur Knochenregeneration

Extrahierte Zähne finden in der täglichen Praxisroutine oft wenig Beachtung. Sie werden in den meisten Fällen entsorgt und auch nur wenige Patienten haben ein Interesse daran, ihren Zahn als Andenken mitzunehmen. Erkenntnissen einer ganzen Reihe tierexperimenteller und klinischer Humanstudien zufolge, können extrahierte Zähne jedoch einen idealen körpereigenen Rohstoff für eine Ridge Preservation unmittelbar nach Zahnextraktion oder für spätere notwendige Augmentationsmaßnahmen darstellen. Daher sollten in der zahnärztlichen Praxis extrahierte Zähne als körpereigene Spenderquelle und als sinnvolle Alternative zu autologem Knochen und/oder Knochenersatz zukünftig mehr in den Fokus des Interesses rücken.

Dentin ist in struktureller Hinsicht ähnlich wie Knochen aufgebaut [10]. Dentinmatrix besitzt wie Knochenmatrix osteoinduktive und -konduktive Eigenschaften und trägt zu einer Beschleunigung von körpereigenen Heilungsprozessen bei [13]. Dass die Umwandlung von Dentin in Knochengewebe leicht möglich ist, konnte anhand experimenteller und klinischer Studien bei ankylosierten Zähnen beobachtet werden. Die Resorption der Zahnwurzel durch Osteoklasten war immer in den Fällen möglich, in welchen bei fehlendem Desmodont ein direkter Kontakt zwischen Zahn und Alveolarknochen entstanden war [1,2,6]. Diese Eigenschaften sind auf ein großes Reservoir an bioaktiven, knochenbildenden Matrixproteinen sowie verschiedenen Wachstumsfaktoren aus Dentin und Wurzelzement zurückzuführen, die sowohl unter pathologischen Bedingungen, als auch kontrolliert freigesetzt werden [3,5,7,8,10,11,13].

Hinzu kommen mesenchymale Stammzellen aus der Pulpa, die ebenfalls den Knochenneubildungsprozess unterstützen [11]. Neben seiner guten Biokompatibilität [4], scheint Dentin bezüglich der Wundheilung, der Implantatstabilität und der histologisch erkennbaren Knochenneubildung zu gleichwertigen Ergebnissen wie boviner Knochenersatz [12] und autologer Knochen zu führen [11]. Dentin wird dabei entweder als demineralisierte Dentinmatrix oder in mineralisierter Partikelform eingesetzt [14]. Die Eigenschaften des Dentins als autologes Ersatzmaterial werden durch ein neues Verfahren genutzt. Mittels des Smart Dentin Grinders der Firma KometaBio Tissue Engineering (Champions Implants, Flonheim, Deutschland) können Zähne innerhalb kürzester Zeit zu einem autologen partikulierten Ersatzmaterial umgewandelt werden. Bei dem Smart Dentin Grinder handelt es sich um einen Elektromotor mit einem austauschbaren Aufsatz. Der Aufsatz ist nur zum Einmalgebrauch bestimmt und besteht aus verschiedenen Kammern, in welchen die Zähne zermahlen und die Zahnpartikel gesammelt werden (Abb. 1).

Fazit

Im vorliegenden Patientenfall konnte dem Patientenwunsch nach einer Implantatversorgung ohne eine zusätzliche Knochenentnahme und unter Verwendung körpereigenen Ersatzmaterials entsprochen werden. Dies war durch den Einsatz partikelförmigen Dentins möglich, welches anhand eines nicht mehr erhaltungswürdigen Zahnes der Patientin einfach, schnell und sicher gewonnen werden konnte. Auch wenn sich Dentin als Augmentationsmaterial mittlerweile klinisch bewährt hat, bleibt abzuwarten, ob das gezeigte Verfahren eine anerkannte Alternative zu anderen etablierten Ersatzmaterialien werden könnte.

Autor

Dr. Manuel Waldmeyer

  • 2005-2011 Studium der Zahnme- dizin, Universitätsklinikum HH Eppendorf
  • 2010 Studienaufenthalt McGill Universität in Montreal, Kanada
  • 2012 Promotion zum Dr. med. dent. am Universitätsklinikum HH Eppendorf
  • 2012 Weiterbildung zum Facharzt für Oralchirurgie
  • 2014 Erwerb der Fachkunde für Lachgasbehandlungen
  • 2015 Erwerb der Sachkunde für Laserschutzbeauftragte (Medizin)
  • 2013, 2015, 2016 Weiterbildungssiegel der LZÄK Hessen
  • 2015 Kammerzertifikat Fortbildung Implantologie der LZÄK Hessen
  • 2015 Abschluss: Facharzt für Oralchirurgie
  • 2015 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie
  • 2016 „Geprüfter Experte der Implantologie“ der DGOI

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