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Sichere und effektive Abdichtung von Schraubenkanälen von Implantaten

Antibakterieller Schutz durch den Einsatz von PTFE-Band (Matfill®) und der Technik „White Sealing“

Einleitung

Die verschraubte Versorgung auf Implantaten ist zu einer der Hauptoptionen bei der Rehabilitation auf Implantaten geworden. Dies hauptsächlich aufgrund der Fortschritte im CAD-CAM-Bereich, wobei die Achsen der Schraubenkanäle korrigiert und so die Zugangslöcher für die Schrauben in ästhetisch unauffälligere Bereiche platziert werden, oder in solche, die die Gerüste weniger schwächen1,2. Aus diesen Gründen und um eine bessere Abdichtung durch transgingivale Abutments (für Einzelzahn- oder mehrgliedrige Versorgungen) sowie eine bessere Reversibilität (Abnehmbarkeit) zu erreichen, ist sie in letzter Zeit zur dominierenden Option geworden3-6. In der internationalen Literatur gibt es viele Studien zum Eindringen von Bakterien in die Spalträume zwischen Prothetik und Implantat, in denen verschiedene Faktoren analysiert werden, die ein mehr oder weniger starkes Eindringen von Mikroorganismen sowie eine spätere Periimplantitis auf dieser Ebene hervorrufen können7,8. Im Gegensatz dazu sind Studien, die sich auf den Nachweis von Bakterien und die Besiedelung des Schraubenzugangskanals bei verschraubten Versorgungen auf Implantaten konzentrieren, rar. Dieser Punkt im koronalen Bereich der Restauration wurde traditionell als weniger kritisch angesehen, da er weiter von den Geweben entfernt ist. Trotzdem kann es auch auf dieser Ebene zu einer bakteriellen Verunreinigung kommen, wenn keine optimale Schraubenkanalabdichtung erreicht wird9.

Auch ohne Studien ist es eine nachweisbare Tatsache, dass an dieser Stelle ein übler Geruch entsteht, wenn das Material zum Abdichten des Zugangs zur Schraube verloren geht. Dieser Geruch weist auf die Vermehrung von Bakterien hin, im Allgemeinen gramnegative Anaerobier, die flüchtige Schwefelverbindungenproduzieren und für Probleme wie Mundgeruch verantwortlich sind10-12. Es wurden verschiedene Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften verwendet, um die Schraubenkanäle abzudichten. Dabei wurde nach Materialien gesucht, die ermöglichen, den Schraubenkopf in einer ersten Schicht (in direktem Kontakt mit dem Schraubenkopf) und anschließend in einer zweiten Schicht vom Dichtungsmaterial zu isolieren. Diese Schichten sorgen für eine bestimmte Adhäsion oder haltende Erweiterung, die den Durchgang von Bakterien im koronalen Teil vermeidet. Neben der Schraube wurden hauptsächlich Watte, Wachs, Guttapercha und Polytetrafluorethylen (PTFE) eingesetzt. Auf diese Materialien wird in der Regel Komposit (flüssig oder konventionell) aufgebracht, üblicherweise lichthärtendes, temporär lichthärtendes, oder selbsthärtendes Füllungsmaterial9,13,14. Der Hauptnachteil von allen diesen besteht darin, dass sie sehr leicht die Retention verlieren, da sie nicht an dem Metall haften, welches das Innere des Schraubenkanals des Implantats bildet. Wenn diese erste Abdichtungsschicht verloren geht, ist das darunter liegende Material dafür verantwortlich, das Eindringen von Bakterien in das Innere des Implantats zu verhindern. Jedes der klassischerweise verwendeten Materialien hat unterschiedliche Eigenschaften, die mehr oder weniger leicht eine Besiedlung ermöglichen, wenn sie dem Mundmilieu ausgesetzt sind9. Materialien, die widerstandsfähiger gegen bakterielle Besiedlungen sind, sind laut In-vitro-Studie von Raab und Kollegen9 Wachs, Guttapercha und PTFE. Das Hauptproblem bei Wachs, Guttapercha und dem PTFE-Band besteht darin, dass es für diesen Zweck kein im Handel erhältliches und getestetes Material mit CE-Kennzeichnung gibt.

Um ein vermarktbares Abdichtungsmaterial für diesen Zweck mit allen diesbezüglichen regulatorischen Standards zu finden, wurde ein Abdichtungsmittel für die Schraubenkanäle von Implantaten auf Basis der Verwendung von Silber-Nanopartikeln mit antibakterieller Wirkung entwickelt. Dieses Produkt ist das erste auf dem Markt, das als Medizinprodukt der Klasse IIA gilt, da es sich um ein Polymer handelt, das Silber in seiner Zusammensetzung enthält und im Komplex eine antibakterielle Wirkung erzeugt15. Dieses Polymer wird in fester Form vertrieben und muss auf die Höhe des Schraubenkanals zugeschnitten werden. Die guten Ergebnisse, die PTFE in verschiedenen Studien erzielt hat (obwohl es kein speziell für dieses Abdichtungsverfahren entwickeltes Material ist), legen nahe, dass dieses Material eine gute Option sein könnte. Es ist flexibel in seiner Anwendung, da es präziser angepasst werden kann als ein Material mit höherer Festigkeit16,17. Darüber hinaus kann es in Höhe und Volumen individualisiert werden, je nach Schraubenkanal und Material, das auf der ersten Schicht platziert werden soll. Basierend auf diesen Prinzipien wurde ein flexibles Material auf PTFE-Basis mit hoher Dichte entwickelt. Es wird gemäß eines Medizinprodukts nach ISO 13485 hergestellt und erfüllt alle Kontrollen und Anforderungen für seine Verwendung zum Abdichten des Schraubenkanals. Dieses neue Produkt (MATFILLÆ) entspricht der EU-Medizinprodukteverordnung 93/42 und seine Biokompatibilität wurde gemäß ISO 10993-1 und ISO 7405 ausgeführt. 

Die Vereinigung dieses Materials zusammen mit einem umfassenden Protokoll zur Abdichtung des Schraubenkanals garantiert eine korrekte Isolierung des oberen Teils der Verbindung des Implantats mit der Prothetik und minimiert das Eindringen von Bakterien auf dieser Ebene. 

Anwendung von (MATFILL®) und Abdichtung „White Sealing“.

Das MATFILL-MaterialÆ wurde für die Abdichtung von Schraubenkanälen entwickelt, indem es auf dem Schraubenkopf appliziert wird, um später mit einem Füllungsmaterial bedeckt zu werden, das den okklusalen Verschluss des Schraubenkanals herbeiführt. So wird verhindert, dass Bakterien in den Schraubenkanal eindringen. Das Material kann bei Bedarf einfach entfernt werden, um an die Schraube zu gelangen. Für die vollständige Abdichtung des Schraubenkanals über dem Teflon empfehlen wir außerdem ein Material, das einen vollständigen und dauerhaften Verschluss erzeugt. Dafür beschreiben wir eine Klebetechnik, die diesen Effekt erzeugt.

Dieser Technik haben wir den Namen „White Sealing“ gegeben. Um die Technik auszuführen, sind folgende Schritte zu befolgen: 

  1. Überprüfen Sie das empfohlene Drehmoment der Schraube (laut Hersteller), um sicherzustellen, dass sie richtig angezogen ist. Vermeiden Sie Undichtigkeiten zwischen Implantat und Suprakonstruktion aufgrund einer Lockerung. 
  2. Keramikätzung mit Flusssäure (bei keramischen Verblendungen bzw. Restaurationen), bei Kunststoffverblendungen die entsprechende Säure an das Material anpassen. Ätzen Sie nur den oberen Bereich des Schraubenkanalzugangs, da der innere Anteil meist aus Metall besteht. 
  3. Schraubenkopfabdichtung mit MATFILL-MaterialÆ, indem Sie es mit einem Stopfer so verdichten, dass es vollständig am Schraubenkopf haftet. Verwenden Sie so viel Material wie nötig, um mindestens 2/3 des Schraubenkanals aufzufüllen. Der Rest wird mit dem oberen Abdichtungsmaterial gefüllt (Abbildung 2). 
  4. Sobald die Schraube abgedichtet ist, können die oberen Kanten des Schraubenkanals silanisiert werden, um die Haftung des Komposits an der Keramik zu optimieren. Besteht die Krone aus einem anderen Material, entfällt dieser Schritt. Das Silan sollte an der Luft trocknen. Warten Sie dazu ein paar Sekunden. Nach dem Trocknen wird im geätzten Bereich (oberer Teil des Schraubenkanals) ein Bonder für das Komposit aufgetragen und gegebenenfalls gehärtet (Abbildung 3). 
  5. Sobald der Bonder polymerisiert ist, kann das Komposit platziert und polymerisiert werden, falls die Krone vollständig aus Keramik besteht. Wenn der Schraubenkanal metallisch ist, kann ein Verblendmaterial aufgetragen werden, welches das metallische Grau nicht durchscheinen lässt, wodurch das ästhetische Ergebnis besser ausfällt. In beiden Fällen werden die Materialien polymerisiert (Abbildungen 4-7). Nach Abschluss des Vorgangs wird der Verschluss überprüft und gegebenenfalls ausgearbeitet. 

Auf diese Weise wird der Schraubenkanal vollständig abgedichtet. Anhand eines Querschnitts des Kronen-Implantat-Komplexes ist zu sehen, wie die Schichten, aus denen diese Art von Abdichtung besteht, liegen sollen (Abbildung 8). 

Abbildung 8. Aufbau der Schraubenkanalabdichtung nach Fertigstellung. 

Diskussion

Verschiedene Materialien wurden verwendet, um die Schraube abzudichten, bevor der Schraubenkanal des Implantates mit Komposit oder provisorischem Füllungsmaterial gefüllt wird. Kondensierbare Materialien zeigen bessere Eigenschaften und erschweren Bakterien das Eindringen ins Innere, falls der okklusale Veschluss verlorengehen sollte9-17. Innerhalb dieser Gruppe kondensierbarer Materialien erzielen PTFE und Guttapercha die besten Ergebnisse, obwohl die Handhabbarkeit von Guttapercha für diesen Zweck aufgrund seiner Darreichungsform schlechter ist. PTFE lässt sich, in Form eines Bandes, leichter in den Schraubenkanal einführen und seine Dichte ermöglicht eine bessere Kondensation, sodass seine Abdichtungswerte besser sind18.

Darüber hinaus hat PTFE gegenüber Guttapercha einen weiteren entscheidenden Vorteil, nämlich die Möglichkeit, sterilisierbar zu sein, ohne seine Eigenschaften zu verlieren. Aus diesem Grund ist es eines der am meisten empfohlenen Materialien zum Abdichten von Schraubenkanälen9. Bis vor Kurzem gab es kein spezifisches PTFE für diesen Zweck, das alle diesbezüglichen Vorschriften erfüllte. Die Entwicklung von MATFILLÆ stellt zusammen mit dem Protokoll, das wir in diesem Artikel vorstellen, einen vielversprechenden Ansatz dar, um eine Abdichtung des Schraubenkanals zu erreichen. 

Schlussfolgerungen

MATFILLÆ und das in dieser Mitteilung beschriebene Abdichtungsprotokoll schafft es, in einem kritischen Bereich wie dem Schraubenkanal des Implantats einen bakterienfreien Raum zu schaffen, wodurch das Infektionsrisiko im verringert wird. 

Literaturverzeichnis

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Autor

Eduardo Anitua DDS, MD, PhD 1,2,3

  1. Privatpraxis für orale Implantologie, Stiftung Eduardo Anitua Vitoria, Spanien.
  2. Klinische Forscher, Stiftung Eduardo Anitua, Vitoria, Spanien.
  3. Universitätsinstitut für Regenerative Medizin und orale Implantologie – UIRMI (UPV/EHU-Fundación Eduardo Anitua), Vitoria, Spanien.

Korrespondierender Autor:

Dr. Eduardo Anitua, Stiftung Eduardo Anitua; C/ Jose Maria Cagigal 19, 01007 Vitoria – Spanien;

Telefon: +34 945160653,

E-Mail: eduardoanitua@eduardoanitua.org