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Festsitzende prothetische Versorgung auf zweiteiligen Zirkonoxidimplantaten – Teil 2

Eine Fallstudie von Frank Maier

Die Implantat-Überlebensraten und die Verlustraten krestalen Knochens sind bei zweiteiligen Implantaten aus Zirkonoxid mit den Ergebnissen zweiteiliger Titanimplantate vergleichbar. Allerdings liegen derzeit keine Langzeiterfahrungen zu zweiteiligen Zirkonoxidimplantaten vor. Der klinische Einsatz zweiteiliger Implantate aus Zirkonoxid wird daher derzeit mit Vorsicht betrachtet [1,2,3]. Unklar ist derzeit auch, welche Abutmentmaterialien bzw. Befestigungszemente im Rahmen der prothetischen Versorgung Verwendung finden sollten [2]. Bei der implantatprothetischen Versorgung mit festsitzendem Zahnersatz aus keramikverblendeten Gerüsten aus Zirkonoxid fehlen ebenfalls Langzeitdaten [4]. Technische Komplikationen wie Gerüstfrakturen oder ein Chipping [4] können durch genaue Diagnos- tik und funktionelle Analyse vermieden werden.

Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5

Es ist von hohem Interesse, wie sich die klinischen Erfahrungen beim Einsatz zweiteiliger Zirkonoxidimplantate mit Abutments aus unterschiedlichen Materialien und vollkeramischen Suprakonstruktionen aus einem verblendeten Zirkonoxidgerüst darstellen und inwieweit diese Versorgungsform einen Beitrag zur derzeitig gültigen wissenschaftlichen Evidenz leisten kann. Im zweiten Teil des Fallberichts (Rückblick Abb. 1-5) zeigt der Autor die festsitzende prothetische Versorgung mit einer viergliedrigen Brücke aus verblendetem Zirkonoxid auf drei zweiteiligen Implantaten im Oberkiefer-Frontzahnbereich.

Prothetisches Vorgehen

Nach einer komplikationslosen Einheilzeit von fünf Monaten stellte sich die Patientin zur prothetischen Weiterbehandlung in unserer Praxis vor. Sie war nach der Implantatinsertion mit einer klammergestützten Interimsprothese versorgt worden. Der postoperative Zustand des Alveolarfortsatzes im Bereich der Implantate war gut.

Die girlandenförmige Inzision bei Implantation ermöglichte es die Implantatposition zur Freilegung präzise zu lokalisieren (Abb. 4, 5). Das Gewebe über den Implantaten wurde mittels Diamant und Schnellläufer (Chiropro plus, Bien Air) entepithelisiert (Abb. 6), und das Bindegewebe kreisförmig bis auf den labialen Anteil inzidiert und aufgeklappt (Abb. 7).

Labial wurde eine Tasche präpariert (Abb. 8) und das Bindegwebeläppchen nach labial über eine Naht eingezogen. Durch diese einfache Rolllappentechnik wurden das Weichgewebe mit der Freilegung labial verdickt und die Jugae ausgeformt (Abb. 12). Nach Einsatz der Abformpfosten erfolgte zunächst die Perforation des Kunststofflöffels, um die offene Abformung zu ermöglichen.

Anschließend wurde die Abformung konventionell mit einem additionsvernetzenden Silikon (Panasil, Kettenbach) durchgeführt (Abb. 9). Nach der Abformung wurden die Einheilkappen aus PEKK eingesetzt (Abb. 10). Reizlose periimplantäre Verhältnisse waren sowohl zum Zeitpunkt der Nahtentfernung nach einer Woche (Abb. 11) sowie sechs Wochen nach dem Eingriff zu beobachten (Abb. 12). Die prothetische Versorgung erfolgte zunächst auf Standardabutments aus Polyether Keton- Keton (PEKK) (Abb. 13-17) und einer Keramik-Brückenversorgung (Abb. 18, 19). Kunststoffbasierte (Methacrylat-basierte)

Zemente sind für das Einsetzen von provisorischen Versorgungen nicht zu empfehlen. Die, zum Teil explizit für Implantatsuprakonstruktionen angepriesenen Zemente, sind dünnflüssig, schwer erkenn- und entfernbar. Da sie als Substrat für Bakterien dienen, fördern sie periimplantäre Entzündungen. Der Autor empfiehlt daher für die provisorische Eingliederung Zinkoxid-Eugenol- und für die definitive Carboxylatzement.

Vor Behandlungsbeginn war mit der Patientin vereinbart worden, dass nach einem Jahr die PEKK-Abutments gegen individuelle Zirkonabutments ausgetauscht werden. Ziel war es das klinische Verhalten der Materialien zu prüfen. Hierzu wurden individuelle Dedicam-Abutments hergestellt, wie vereinbart nach einem Jahr eingegliedert und wiederum mit einer Zirkonoxidbrücke versorgt (Abb. 21, 22). Es wur- de ein digitales Wax up erstellt und durch digitales Cut-back die idealen Gerüst- und Abutmentformen generiert (Abb. 24, 25).

Nach Neuanfertigung der keramikverblendeten Zirkonoxidbrücke wurden die Zirkonoxidabutments (Ceralog, Camlog) und die Brückenversorgung neu eingesetzt (Abb. 25-31). Nach einem weiteren Jahr Tragezeit mit den individuellen Keramikabutments und einer zementierten Zirkonbrücke wurde der Patientin freigestellt, welche Versorgung sie definitiv behalten möchte.

Mit den PEKK-Abutments verspürte die Patientin eine leichte Nachgiebigkeit. Dies dürfte nicht zuletzt an dem tiefen Biss und den daraus resultierenden hohen horizontalen Kräften liegen. Zudem fühlte sich die Patientin subjektiv mit dem Material „Keramik“ besser als mit „Kunststoff“. Daher entschied sich die Patientin für die Versor- gung mit Keramikabutments (Abb. 32, 33).

Autor

Frank Maier, M.Sc., M.Sc Oral Implantology,M.Sc. Periodontology

  • 1998 Staatsexamen in Zahnmedizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
  • 1998 Approbation als Zahnarzt
  • 1998 Promotion in der Abteilung
  • für zahnärztliche Prothetik zum Thema „Vollkeramischer Zahnersatz“
  • 1998 – 2001 Assistenzarzt in der Praxis Dres. Blind, Stuttgart, und Praxis für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie Dr. Dr. Eiche, Bad Cannstatt
  • 2000-2001 Strukturierte Fortbildung Implantologie unter der Leitung von Dr. Ashok Sethi, Royal College of Surgeons, London
  • Seit Januar 2001 Niederlassung in eigener Praxis in Tübingen mit Schwerpunkt Implantologie und prothetische Rehabilitationen. Spezialisierung in mikroskopischer Endodontologie, Implantologie und ästhetischer Zahnheilkunde
  • Seit 2002 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (Zahnärztekammer Baden-Württemberg und Deutsche Gesellschaft für Implantologie)
  • 2007 – 2009 Postgraduierten Studiengang Oral Implantology, Steinbeis Universität Berlin (M.Sc. Oral Implantology)
  • 2016 – 2017 Postgraduierten Studiengang Periodontology, Steinbeis Universität Berlin (M.Sc. Periodontology)
  • Seit 2005 internationale Tätigkeit als Referent für Implantatchirurgie, Restaurative Zahnheilkunde und Gnathologie
  • Seit 2013 Vorstandsmitglied und amtierender President Elect des Gnathologischen Arbeitskreises Stuttgart e.V. (www.gak-stuttgart.de)
  • 2014 ZZI-Preis in der Kategorie „Beste praktische Arbeit“ (Journal of Dental Implantology)
  • Forschungstätigkeit und Veröffentlichungen in den Bereichen Implantat-Abutment-Verbindung, Knochenersatzmaterialien, Implantatprothetik, Periimplantärer Knochenabbau, Sinusaugmentation, Doppelkronen auf Implantaten, Gesamtrehabilitationen und Keramikimplantate