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Ästhetische und funktionelle Aspekte moderner Abutments

Durch ihre besondere Positionierung an der Schnittstelle zwischen Weichgewebe und Mundhöhle sind Abutments mitentscheidend für den implantoprothetischen Erfolg. Insbesondere das Interface zwischen Abutment und Implantat scheint einen enormen Einfluss auf biologische und technische Parameter zu haben. Ein Platform-Switch bzw. Platform-Shift scheint sich grundsätzlich positiv auf den krestalen Knochenerhalt auszuwirken, und dies unabhängig von der Art der Abutment-Implantatverbindung [Caricasulo, et al., 2018].

Im Gegensatz dazu scheint in einer anderen Untersuchung ein Platform-Shift in Verbindung mit einer konischen Innenverbindung im Vergleich zu Abutment-/Implantatsystemen mit einem „Matched-Design“ zu signifikant geringeren periimplantären Knochenverlusten sowie Implantatverlustraten zu führen, während keine Unterschiede in Bezug auf die Reaktion des Weichgewebes (Rezessionen) beobachtet werden konnten [Meijndert, et al., 2021]. In einer Netzwerk-Analyse wurde ebenfalls beobachtet, dass konische Abutment-Implantatverbindungen sich sowohl auf den krestalen Knochenerhalt als auch auf prothetische Komplikationen besser verhalten als Außensechskant-Verbindungen.

In Bezug auf Implantatüberlebensraten oder biologische Komplikationen wurden hingegen keine statistischen Unterschiede festgestellt [Camps-Font, et al., 2021]. Auch in einem weiteren Review konnten bei Innenverbindungen bessere Ergebnisse auf den krestalen Knochenerhalt festgestellt werden, während die Art der Verbindung auch hier offensichtlich keinen signifikanten Einfluss auf Implantatüberlebens- und Komplikationsraten hatte [Lemos, et al., 2018].

Eine weitere Netzwerk- Analyse bestätigte höhere periimplantäre Knochenverluste bei Außensechskant-Verbindungen im Vergleich zu konischen Innenverbindungen. In einer weiteren, etwas älteren Publikation aus 2017 wurde anhand einer systematischen Literaturrecherche festgestellt, dass eine bakterielle Besiedelung des Abutment-Implantat-Spalts (Mikroleckage), unabhängig von der Art der Verbindung, unvermeidbar ist [Mishra, et al., 2017]. Hierbei scheinen aber Morse-Taper-Verbindungen infolge einer signifikant geringeren Mikroleckage im Vergleich zu allen anderen untersuchten Interfaces am besten abzuschneiden.

Die Autoren stellten zudem fest, dass Zirkonoxidabutments offensichtlich für Mikroleckagen anfälliger zu sein scheinen als Abutments aus Titan. Deutlich mehr technische Komplikationen bei Zirkonoxidabutments und eine schlechtere Passgenauigkeit wurden auch in einer aktuellen Übersichtsarbeit beobachtet [de Holanda Cavalcanti Pereira, et al., 2022]. In einer aktuelleren Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass die bakterielle Besiedelung des Mikrospalts zwischen Abutment und Implantat unvermeidbar ist und von der Art der Verbindung beeinflusst wird. Konische und nicht näher beschriebene „mixed-connection“-Verbindungen scheinen zu einer signifikant geringeren bakteriellen Belastung des Mikrospalts beizutragen. Zudem wurde bei diesen beiden Verbindungsformen eine bessere Lastverteilung festgestellt [Candotto, et al., 2019].

In einem weiteren Review und einer Metaanalyse wurden hohe prothetische Überlebensraten bei Versorgung mit festsitzendem Zahnersatz festgestellt. Die Art der Verbindung hatte offensichtlich keinen Einfluss auf die prophetischen Überlebensraten. Bei externen Verbindungen wurden allerdings signifikant häufiger Lockerungen der Abutments bzw. der Prothetikschraube festgestellt. Keramikabutments wiesen im Vergleich zu Abutments aus Metall – unabhängig von der Art der Abutment-Implantatverbindung – signifikant höhere Frakturraten auf [Pjetursson, et al., 2018]. Totou und Kollegen beobachteten im Rahmen einer systematischen Untersuchung, dass die Misserfolgsraten von Abutments im Frontzahnbereich grundsätzlich zwar niedrig sind, Keramikabutments mit interner Verbindung allerdings die höchsten Misserfolgsraten aufweisen.

In Bezug auf die Weichgewebsreaktion konnten keine Unterschiede zwischen Metall- und Keramikabutments ermittelt werden. Der Einfluss der Verfärbung im Bereich der marginalen Gingiva durch das Abutmentmaterial ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Bei Zirkonoxid wurden eine deutlich geringere Verfärbung der marginalen Gingiva als bei Metallabutments [Totou, et al., 2021] und bessere ästhetische Ergebnisse beobachtet [Cai, et al., 2018, Pitta, et al., 2020]. Diese Erkenntnisse konnten in anderen Untersuchungen nicht bestätigt werden. So wurde in einer Metaanalyse kein Unterschied in der Einfärbung des periimplantären Weichgewebes zwischen Titan und Zirkonoxid [de Moura Costa, et al., 2021] bzw. Titan, Gold und Zirkonoxid beobachtet [Hu, et al., 2019]. In anderen Studien wiederum wurde berichtet, dass rosa eingefärbte Titanabutments und Implantathälse ebenfalls zu einer signifikanten Verbesserung der Ästhetik beitragen konnten [Gil, et al., 2017, Vazouras, et al., 2022].

Die Weichgewebsdicke schien dabei in einer Untersuchung überraschenderweise nur einen geringen bzw. keinen Einfluss auf die Wahrnehmung von Farbunterschieden in Abhängigkeit von der Abutmentfarbe zu haben [Totou, et al., 2021, Vazouras, et al., 2022]. Andere Autoren hingegen schlussfolgerten auf Grundlage ihrer systematischen Literaturrecherchen, dass die ästhetischen Ergebnisse im Bereich der marginalen Gingiva eher auf die Weichgewebsdicke als auf das Implantatmaterial zurückgeführt werden konnten [Halim, et al., 2022].

Die Oberfläche der Abutments ist offensichtlich ein weiterer Einflussparameter auf das Verhalten periimplantärer Gewebe. So wurden bei lasermikrostrukturierten Oberflächen im Vergleich zu maschinierten Abutments niedrigere Plaque- und Blutungswerte sowie ein Knochenzuwachs beobachtet [Aha- med, et al., 2021].

Übersichtsarbeiten konnten zeigen, dass auf solchen Oberflächen auch die Weichgewebsanlagerung besser ist, was sich auf die Ausbildung der periimplantären Weichgewebsmanschette positiv auswirken kann [Canullo, et al., 2021]. Eine weitere systematische Übersichtsarbeit ergab verringerte Sondierungstiefen und bessere ästhetische Ergebnisse bei Abutments mit mikrostrukturierter Oberfläche [Carrigy, et al., 2021]. Titannitridbeschichtungen scheinen ebenfalls zu positiven Effekten auf die Haftung des Weichgewebes zu führen.

Zugleich werden die mechanischen Eigenschaften sowie die Ästhetik (infolge der Gelbfärbung des Titans) verbessert [Del Castillo, et al., 2022].

Die Literatur-Recherche zum Thema finden Sie im PDF (s. unten).

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