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Periimplantitis – Ätiologie, Häufigkeit und Diagnostik

In Deutschland werden laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Implantologie e.V. (DGI) jährlich ca. eine Million Implantate gesetzt. Neben der großen Nachfrage nach implantatgetragenem Zahnersatz hat auch der Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz zu wesentlichen technischen Weiterentwicklungen und Verbesserungen in der Implantatprothetik geführt. Doch die routinemäßig durchgeführten Implantatversorgungen scheinen trotz hoher Erfolgsraten nicht nur mit nutzbringenden Effekten für den Patienten verbunden zu sein [Carcuac and Jansson, 2010]. Neue Formen von Erkrankungen oraler Weich- und Hartgewebe wie die der periimplantären Mukositis und/ oder der Periimplantitis werden durch die Insertion von Implantaten gefördert [Belibasakis, 2014; Belibasakis et al., 2015].

Die Ursachen, die zu einem entzündlich bedingten Verlust periimplantärer Weich- und Hartgewebe führen, sind bis heute nicht eindeutig geklärt [Pesce et al., 2014; Pirih et al., 2014]. Offensichtlich ist die Identifizierung der entscheidenden Risikofaktoren durch die Komplexität der zugrunde liegenden Erkrankungsmechanismen sehr erschwert. Die Suche nach den Ursachen der Krankheitsentstehung bringt einen neuen, bislang in pip kurz & schmerzlos noch nicht vorgestellten wissenschaftlichen Bereich – die Epidemiologische Forschung – ins Spiel. Als bevölkerungsbezogene Wissenschaft beschäftigt sich die Epidemiologie mit der Beobachtung der Verteilung und der Assoziation zwischen Krankheiten und verschiedenen Risikofaktoren. In der vorliegenden Literaturauswahl sind mit Quer-schnittsstudien, Fall-Kontroll-Studien und Kohortenstudien drei der wichtigsten epidemiologischen Studientypen vertreten. Sie unterscheiden sich sowohl im Design, als auch in der Erhebungsrichtung voneinander. In Kohortenstudien werden die Auswirkungen einer Exposition gegenüber eines Umwelteinflusses/einer bestimmten Substanz auf gesunde Probanden prospektiv untersucht.

Dabei ist eine Gruppe exponiert, die andere nicht. Im Gegensatz dazu werden in Fall-Kontroll-Studien Erkrankte mit Gesunden verglichen und es wird retrospektiv ermittelt, ob die Probanden beider Gruppen einem bestimmten Einfluss gegenüber exponiert gewesen sind. Querschnittsstudien wiederum untersuchen die Verteilung einer Krankheit zu einem bestimmten Zeitpunkt. Anhand dieser Studienart wird die Häufigkeit (Prävalenz) einer Krankheit bestimmt.

Zur Bestimmung einer Erkrankungshäufigkeit sind aber validierte und konsentierte Diagnosestandards und nicht zuletzt eine allgemein gültige Krankheitsdefinition notwendig. Gerade dies scheint derzeit für die Periimplantitis nicht der Fall zu sein, denn in der Literatur werden keine einheitlichen, allgemein gültigen Diagnosekriterien aufgeführt [Atieh et al., 2013]. Trotz der fehlenden diagnostischen Standards stimmen die Angaben zur Häufigkeit periimplantärer Erkrankungen weitestgehend miteinander überein. Die Häufigkeit einer Periimplantitis beträgt demnach ca. 10-16% und die einer Mukositis 40-48% [Daubert et al., 2014; Mir-Mari et al., 2012; Swierkot et al., 2012].

Die komplexen Zusammenhänge zwischen lokalen und systemischen Faktoren und ihre Auswirkungen auf die Krankheitsentstehung haben dazu geführt, dass in Studien oftmals nur Teilbereiche der Pathogenese untersucht werden können. In klinischer Hinsicht erscheint es verständlicherweise naheliegend, von ähnlichen – und nicht minder komplexen – Erkrankungsmechanismen wie bei Gingivitiden und Parodontitiden auszugehen.

Daher steht die Bestimmung des Keimspektrums bei Mukositis und Periimplantitis und der mikrobiologische Abgleich mit der bakteriellen Mikroflora bei Parodontalerkrankungen als potenzieller Erklärungsansatz im Fokus vieler Studien. Im Tierversuch konnten nach periimplantärer Inokulation von P. gingivalis-Lipopolysacchariden Entzündungen im periimplantären Weichgewebe und eine Resorption krestalen Knochens experimentell erzeugt werden [Pirih et al., 2014].

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