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Implantatprothetik: Befestigungssysteme

Dentalimplantate ermöglichen die Versorgung zahnloser oder teilbezahnter Patienten mit festsitzendem bzw. bedingt festsitzendem oder herausnehmbarem Zahnersatz. Während für festsitzende implantatprothetische Versorgungen mit der Zementierung oder Verschraubung zwei Optionen zur Befestigung in Frage kommen, stehen für herausnehmbare Versorgungen eine Vielzahl von Befestigungskomponenten zur Verfügung. Dazu gehören kugelkopfartige Attachments, Lokatoren und Lokator-ähnliche Attachments, Magnete, Doppelkronen sowie konfektionierte oder individuell gefertigte Teleskope, Konuskronen oder Steggeschiebe. Als Erfolgs- bzw. Misserfolgsparameter werdendie Retentionskraft bzw. Retentionsverluste, die Stabilität der Suprastruktur, die Mundhygienefähigkeit sowie technische (u. a. Verschleiß- und Reparaturanfälligkeit) und biologische Komplikationen eingesetzt. Zu den verschiedenen Erfolgs- bzw. Misserfolgsparametern der Attachmentsysteme konnten anhand der vorliegenden Literaturauswahl folgende Erkenntnisse gewonnen werden.

In vitro-Experimente zeigten bei Lokatoren (Implantatprothetik) im Vergleich zu Kugelkopfattachments mit O-Ringen geringere Retentionsverluste und höhere Retentionswerte [Boulos, et al., 2018, Choi, et al., 2018, Elsyad, et al., 2019a]. Beim Vergleich zweier flacher Lokator-ähnlicher Systeme (Equator und Lokator) und Kugelkopf-Attachments konnte demgegenüber beim Lokator im Vergleich zu den beiden anderen Systemen ein signifikant höherer Retentionsverlust ermittelt werden [Gonuldas, et al., 2018].

In einer systematischen Übersichtsarbeit hingegen waren keinerlei Unterschiede in Bezug auf das Retentionsverhalten von Lokatoren oder Kugelkopfattachments feststellbar [Anas El-Wegoud, et al., 2018]. In einer RCT konnten hohe Retentionsverlustraten bei Kugelkopfankern und Konusverbindungen ohne statistisch signifikantenUnterschied beobachtet werden [Cepa, et al., 2017]. Stegverbindungen in der Implantatprothetik wiesen im In vitro-Experiment signifikant höhere  Retentionsverluste  auf als  Lokatoren  [Elsyad, et al., 2019a]. Im Vergleich zwischen Stegverbindungen und nicht-resilienten Teleskopverbindungen waren in einer weiteren In vitro-Studie derselben Studiengruppe demgegenüber höhere Retentionswerte bei den Stegen zu beobachten [Elsyad, et al., 2018a]. Ein systematischer Review ergab bessere initiale Retentionswerte bei Stegrekonstruktionen im Vergleich zu Kugelkopfankern [Gon- calves, et al., 2019].

In einer neueren Laboruntersuchung wiesen neuartige Lokator-ähnliche Attachments nach Ansicht der Autoren auch bei angulierten Implantaten ausreichend gute Retentionswerte für den klinischen Einsatz auf [Maniewicz, et al., 2019]. Im klinischen Einsatz scheinen Retentionsverluste über die Zeit die häufigste prothetische Komplikation bei Stegrekonstruktionen[Park, et al., 2019], Kugelkopfattachments [de Albuquerque, et al., 2019, Cepa, et al., 2017, Park, et al., 2019], Lokatoren [Bae, et al., 2017, Guedat, et al., 2018, Miler, et al., 2017] und Konuskronen [Cepa, et al., 2017] darzustellen. Innerhalb der zahlreich vorhandenen In vitro-Studien stellt die Finite Elemente Analyse (FEA) eine besondere Form der Erfolgsbeurteilung in Bezug auf die Spannungsübertragung unterschiedlicher Attachmentsystemeauf den periimplantären Knochen dar. So konnten in  zwei aktuellen FEA bei Lokatorsystemen niedrigere und homogenere Spannungswerte auf den  periimplantären Knochen im Vergleich zu Kugelkopfattachments ermittelt werden. Dabei war eine signifikante Korrelation zwischen der Höhe der Attachments und den Spannungswerten (je höher das Attachment, desto höher die Spannung) erkennbar [Khurana, et al., 2019, Unsal, et al., 2019].

In mehreren systematischen Übersichtsarbeiten konnte hingegen kein signifikanter Unterschied im Einfluss des Befestigungssystems (Implantatprothetik) auf das Ausmaß krestalerKnochenverluste festgestellt werden [Goncalves, et al., 2019, Keshk, et al., 2017, Leao, et al., 2018, Park, et al., 2019]. Technische und biologische Komplikationen treten sowohl bei verschraubtem als auch bei zementiertem implantatgetragenen Zahnersatz auf [Ma und Fenton, 2015, Weigl, et al., 2019]. Über die Verteilung dieser Komplikationen liegen derzeit jedoch widersprüchliche Erkenntnisse vor. In einer älteren systematischen Übersichtsarbeit konnten bei zementierten Lösungen (Implantatprothetik) signifikant mehr technische und biologische Komplikationen beobachtet werden [Millen, et al., 2015], während in neueren RCT keinerlei Unterschiede in der technischen und biologischen Komplikationsrate ermittelt werden konnten [Heierle,et al., 2019, Kraus, et al., 2019].Bei verschraubten und zementierten Suprakonstruktionen scheinen auch keine Unterschiede im Ausmaßder Knochenverluste bei einer gleichzeitig niedrigen Knochenverlustrate zu bestehen [Heierle, et al., 2019, Thoma, et al., 2018].

Bei Magnet-Attachments konnte ein besserer krestaler Knochenerhalt als bei Lokatoren beobachtet werden [Elsyad, et al., 2016]. In einer anderen RCT hingegen war bei Lokatoren ein signifikant geringerer Knochenverlust im Vergleich zu Dolderstegen und Teleskopen zu beobachten [Elsyad, et al., 2018b]. Einerseits scheint das Befestigungssystem keinen Einfluss auf die Funktion der Kaumuskulatur und auf die Kaukraft zu haben [Elsyad, et al., 2019b, Goncalves, et al., 2019]. Andererseits konnten bei Resilienzteleskopen bessere Kaufunktionsparameter als bei Kugelkopfankern beobachtet werden [Elsyad und Shawky, 2017]. Bei Verblockung versus Nicht-Verblockung von Implantaten waren in Übersichtsarbeiten keine Unterschiede in Bezug auf prothetische Überlebensraten [Di Francesco, et al., 2019] sowie prothetische Komplikationen und Implantatüberlebensraten erkennbar [Leao, et al., 2018, Lian, et al., 2019]. Das jeweilige Attachmentsystem scheint primär keinen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit zu haben [Anas El-Wegoud,  et  al., 2018, Goncalves, et al., 2019, Park, et al., 2019, Payne, et al., 2018, Taha, et al., 2019]. Retentionsverluste und andere technische Probleme [de Albuquerque, et al., 2019] sowie damit verbundene Instandhaltungskosten waren jedoch mit einer geringeren Patientenzufriedenheit assoziiert [Matthys, et al.,2019]..