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André-Schroeder-Preis 2021 für Prof. Dr. Michael Payer

Auch Auszeichnungen wie der renommierte André-Schroeder-Forschungspreis des ITI, der seit über 20 Jahren zu Ehren von Prof. André Schroeder als Gründungsvater des International Team for Implantology an unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben wird, die maßgeblich zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen in dentalen Implantologie beigetragen haben, finden pandemiebedingt nicht die gewohnte Aufmerksamkeit. Umso mehr freuen wir uns, Prof. Dr. Michael Payer aus Graz, der in diesem Jahr mit seinen Co-Autoren für eine Publikation geehrt wird, hier hervorzuheben.

pip: Sie haben bereits eine ganze Reihe von Auszeichnungen in Ihrer wissenschaftlichen Karriere erhalten – was bedeutet der André-Schroeder-Preis für Sie?

Michael Payer: Der André-Schroeder-Preis des ITI ist natürlich etwas ganz Besonderes für unser Forscherteam! Eine unglaubliche Ehre und Freude,  vor allem aber natürlich eine große Dankbarkeit an alle,  die an unserer Studie mitgewirkt und diese ermöglicht haben. Allen voran sind dies Prof. Dr.  Niklas P. Lang und Prof. Dr.  Nikos Mattheos,  die ursächlich die Idee zu dem Projekt hatten,  sowie unser internationales Forscherteam, die unterstützende Industrie und das ITI,  das an unser Projekt und Thema geglaubt hat.

pip: Mit welchem Thema genau befasst sich Ihre ausgezeichnete klinische Publikation?

Michael Payer: Unsere Studie untersuchte die Bedeutung einer viertägigen perioperativen systemischen Antibiose im Rahmen der Insertion von dentalen Implantaten mit simultanen Knochenaufbauten im Rahmen von GBR – Maßnahmen an knapp 236 Patienten. Die Untersuchung wurde an 7 Zentren in China, Singapur, Australien, Island und Österreich als randomisierte Doppelblindstudie durchgeführt. Speziell daran ist sicherlich, dass neben postoperativen Komplikationen vor allem das Patientenbefinden , also die inzwischen so oft diskutierten PROMs zwischen einer Patientengruppe mit Antibiose und einer Placebogruppe verglichen wurde. Die Studie ergab in keinem der erhobenen Parameter einen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

pip: Was hat die Juroren an diesem Thema besonders für Sie und Ihre Co-Autoren eingenommen? 

Michael Payer: Ich denke das Thema systemische Antibiose hat neben dem klinisch wissenschaftlichen Aspekt auch eine immense gesundheitspolitische Bedeutung. Neben eine Menge bekannter und vielfach unterschätzter klinischer Nebenwirkungen ist das Auftreten von antibiotikaresistenten Keimen ein großes Problem unserer Zeit. Jedes Jahr sterben hieran weltweit Tausende von Menschen. Ursächlich für die Entwicklung von Resistenzen ist u.a. eine Überverschreibung im klinischen Bereich. Erschreckend hierbei ist, dass das Antibiotikaregime  gerade auch in der Zahnheilkunde mehr traditionellen als evidenzbasierten Hintergrund besitzt.  Vielfach scheint auch die Sorge vor forensischen Folgen im Falle einer Nichtverabreichung das Argument für eine Antibiose zu sein.  Gerade hier trifft unsere Untersuchung sicherlich den Kern des Problems,  und soll zukünftig dazu beitragen,  das routinemäßige Verschreiben systemischer Antibiotika im Rahmen implantologischer Eingriffe mit simultanen GBR Maßnahmen zu hinterfragen. Offensichtlich haben die Juroren dies ebenso bewertet.

pip: Neben Ihnen zeichnen Autoren von Island bis Südostasien diese Publikation – ist dies charakteristisch für das ITI ? 

Michael Payer: Ja,  das ITI hat eine beeindruckende Internationalität,  zugleich aber aufgrund der involvierten Personen einen ungemein persönlichen Charakter. Ich denke,  das ist genau das Geheimnis,  das es zu so einer erfolgreichen Plattform für Fortbildung und Wissenschaft macht und damit auch Projekte wie das unsrige erst ermöglicht. Ein derartig breit international gestreutes Set-up von teilnehmenden Studienzentren wie bei unserem Projekt ist aber auch für das ITI etwas ganz Besonderes.

pip: Welche Bedeutung hat diese Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Klinikern aus aller Welt für ein spezifisches Thema ?

Michael Payer: Für eine Fragestellung wie bei unserer Studie hat dies enorme studieninhaltliche Bedeutung. Es erhöht die Glaubwürdigkeit,  wenn an allen Zentren kein Vorteil einer systemischen Antbiose im Rahmen von Implantationen mit simultanen Knochenaufbauten festgestellt werden konnte. Wir sind durch die Studienergebnisse bestärkt und motiviert das Thema ´Antibiotika´ innerhalb der Studien-Gruppe weiterzuverfolgen – und heute bereits kurz vor dem Start der nächsten Untersuchung.

Herzliches Danke für Ihre Zeit und dieses Gespräch.

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