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Augmentationen: Schonend und konsequent beim Hartgewebe

Augmentationen: Wer mehr über die Möglichkeiten und Grenzen der Knochenaugmentation wissen möchte, sollte das Gespräch mit Dr. Frank-Michael Maier suchen. Der Experte für Hartgewebemanagement aus Tübingen sprach mit uns darüber am Rande einer Mectron-Fortbildung in Sestri Levante.

Interview mit Dr. med. dent. Frank-Michael Maier, Implantologe

Sind Augmentationen heute in der Implantologie immer noch unverzichtbar oder gibt es längst bessere Alternativen?

Frank-Michael Maier: Für langfristig stabile und ästhetische Ergebnisse müssen wir die Kontur des Kieferkammes wiederherstellen. Das betrifft sowohl Hart- wie auch Weichgewebe. Ziel muss es meiner Ansicht nach sein, das wieder herzustellen, was die Natur vorgegeben hatte. Dazu müssen wir dem Körper Hilfsmittel bieten, die er physiologisch umsetzen kann. Nachhaltig kann der augmentative Eingriff nur sein, wenn er auch im Sinne des Immunsystems wirkt. Keinesfalls dürfen unsere Eingriffe weiteren Schaden verursachen, das fängt mit der Schnittführung an. Auf der einen Seite müssen wir möglichst schonend vorgehen, aber auch konsequent so viel Gewebe aufbauen wie notwendig. Eine Alternative für Augmentationen sind durchmessereduzierte Implantate. Hier haben wir die Gefahr der funktionellen Überlastung. Meine eigenen Ergebnisse sind langfristig gesehen nicht sehr positiv. 

Beim älteren Patienten mit atrophem Kiefer beispielsweise sind Mini-Implantate eine schonende Alternative und können unterstützend Hilfeleistungen geben. Trotzdem brauchen wir für die Hygiene gutes Weichgewebe und tragfähige Strukturen.

In welchen Fällen verwenden Sie in Ihrer Praxis piezochirurgische Verfahren?

Frank-Michael Maier: Grundsätzlich können wir in der Knochenchirurgie mit rotierenden Instrumenten viele Situationen lösen, verursachen aber größere Substanzverluste durch das Volumen, das wir opfern. Zudem ist das Arbeiten mit rotierenden Instrumenten weniger präzise und die Verletzungsgefahr deutlich erhöht. Von daher ist die Piezochirurgie eine gute Alternative mit vielen Vorteilen: piezochirurgische Verfahren sind schonender, übersichtlicher, besser durch den Chirurgen zu kontrollieren – und daher auch sicherer. Ich verwende die Pieziochirurgie beispielsweise bei Knochenblockentnahmen, bei Kieferkammspreizungen und beim Sinuslift.

Sie verwenden Piezochirurgie auch für das minimalinvasive Bone-Splitting. Worum geht es bei Implantologe dieser Technik genau?

Frank-Michael Maier: Diese Bone-Splitting-Technik mit simultaner Implantatinsertion bietet sich insbesondere bei einer Schaltlücke oder einem fehlenden endständigen Zahn im Oberkiefer an, da der Knochen dort relativ weich ist. Dabei wird lediglich ein krestaler Schnitt gesetzt und das Weichgewebe nicht weiter abgeklappt. Das Periost wird somit auf dem Knochen belassen. Mit einem schmalen Piezoaufsatz sägt man dann durch den Kieferkammschnitt einen dünneren bukkalen Knochenanteil heraus. Dabei geht man bogenförmig vor, sodass von krestal nach vestibulär Sollbruchstellen geschaffen werden. Dadurch entsteht eine Knochenschale, die basal am Knochen und bukkal am Periost gestielt bleibt und nach vestibulär verdrängt wird. In den Spalt kann nun gleich ein Implantat gesetzt werden, welches im soliden basalen Knochen verankert und umliegend eine gute Ernährung erhalten wird. Damit kann man sehr schonend, ohne Schmerzen für die Patienten, einen kontrollierten Split durführen.

Wo setzen Sie bei Ihren Patienten PRF ein?

Frank-Michael Maier: Es gibt für mich zwei Bereiche, in denen ich regelmäßig PRF einsetze. Zum einen natürlich zur Unterstützung der Weichgewebeheilung – in jeder Form der Wunddeckung und zur Beschleunigung der Wundheilung, etwa nach Augmentationen. Ein spezielles Feld ist die Deckung der Schneider’schen Membran bei kleinen Perforationen. Aber auch zur Deckung von Entnahmestellen bspw. offene Stellen am Gaumen oder zur Unterstützung zur Heilung von Extraktionsalveolen. Die Verbesserung der Weichgewebeheilung wurde in etlichen Studien belegt. Der zweite Einsatzbereich gilt eher der vereinfachten Handhabung. Dabei verwende ich PRF für die Herstellung von sticky bone. Der große Vorteil dabei: Ich kann bei der Knochenaugmentation mein partikuläres Material einbringen, ohne dass es mir wegschwimmt. Gleiches gilt beim Sinuslift. Durch den sticky bone bin ich im Hartgewebsmanagement deutlicher schneller in der Applikation, auch wenn es keine nachgewiesene beschleunigte Heilung wie beim Weichgewebe gibt.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch.