Augmentationsverfahren haben in der Implantologie trotz vieler Alternativen weiterhin große Bedeutung. Ein kritischer Punkt dabei ist oftmals die Knochenresorption. Doch was hilft dagegen? Wir suchen Antworten bei einem Experten für GBR-Techniken.
Interview mit Dr. med. dent. Nicolas David Haßfurther, Zahnarzt, Implantologe Oralchirurgie und Weiterbildungsassistent Oralchirurgie
Der autologe Knochen gilt bei Augmentationsverfahren als Goldstandard. Hat sich an dieser Tatsache in den vergangenen Jahren nichts verändert?
Nicolas David Haßfurther: Der autologe Knochen bleibt weiterhin der Goldstandard in der Knochenaugmentation, da er aufgrund seiner osteogenen, osteopromotiven und osteokonduktiven Eigenschaften eine ausgezeichnete Integration und Regeneration ermöglicht. Die Verwendung von Knochenersatzmaterialien kann mit Komplikationen verbunden sein, wie etwa einer Infektion oder einer unzureichenden Integration des Materials.
Ein häufiger Diskussionspunkt besteht in der Frage, ob der neu gebildete autologe Knochen resorbiert und ein Knochenersatzmaterial als Resorptionsschutz notwendig ist.
Nicolas David Haßfurther: Es ist bekannt, dass bei Knochenblocktransplantaten ein gewisser Teil des Transplantats im Laufe der Zeit resorbiert wird. Diese Resorptionsrate kann je nach Entnahmeort, Transplantationsstelle und Heilungsverlauf variieren.
Barrieremembranen, insbesondere solche aus PTFE, schaffen eine isolierte Umgebung, was eine ungestörte Knochenregeneration ermöglicht.
Die Membran schützt den neu gebildeten Knochen während der kritischen Heilungsphase, wodurch eine ausreichende Mineralisierung und Stabilität erreicht wird. Der neu gebildete Knochen ist in den frühen Stadien der Heilung besonders resorptionsanfällig. Eine längere Verweildauer der Membran hilft, diesen Zeitraum zu überbrücken und dem Knochen die nötige Zeit zur Mineralisierung zu geben. Die geplante Verweildauer der Membran variiert abhängig vom Ausmaß des Defekts zwischen drei bis sechs Monaten. Nach der Heilung unter einer Barrieremembran zeigt der neu gebildete autologe Knochen radiologisch eine ausreichende Mineralisierung, die mit der des nativen Knochens vergleichbar ist. Diese Mineralisierung sorgt dafür, dass der Knochen nicht resorbiert und langfristig stabil bleibt. Ein Knochenersatzmaterial als Resorptionsschutz ist daher nicht indiziert.
Bei welchen Indikationen verwenden Sie eine Guided Bone Regeneration?
Nicolas David Haßfurther: Guided Bone Regeneration (GBR) kann bei horizontalen und vertikalen Knochendefekten um das Implantat angewendet werden. Typische Indikationen sind schmale Alveolarkämme.
Welche Tipps haben Sie aus Ihren klinischen Erfahrungen für die GBR?
Nicolas David Haßfurther: Nun, der Teufel steckt im Detail, sodass oft nur Kleinigkeiten, über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Die PTFE-Membran sollte z.B. während des chirurgischen Eingriffs steril bleiben und die Bearbeitung der Membran nicht mit speichelkontaminierten Handschuhen oder Instrumenten erfolgen. Außerdem sollte die PTFE-Membran stabil fixiert werden. Eine stabile Positionierung kann durch Pins oder Fixierungsschrauben erreicht werden. Mit der NeoGen Cape Membran (Neoss) ist sogar eine Fixierung allein mithilfe der Implantatdeckschraube möglich. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Membran nicht die Wurzeln der angrenzenden Zähne berührt. Sonst könnten Bakterien einwandern und zu Infektionen führen. Ein spannungsarmer Wundverschluss mittels Periostschlitzung ist unverzichtbar. Dafür verwenden wir ausschließlich monofiles Nahtmaterial. Die Verwendung einer horizontalen Matratzennaht hilft, die Wundränder aufzustellen, um eine größere Kontaktfläche zu erzeugen. Dies unterstützt die Heilung und reduziert das Risiko einer Wunddehiszenz.
Welche Vorteile sehen Sie in der Verwendung einer PTFE-Membran?
Nicolas David Haßfurther: Während andere Barrieremembranen oder Knochenschalen möglicherweise in bestimmten Eigenschaften besser abschneiden, bietet die PTFE-Membran meiner Meinung nach insgesamt den besten Kompromiss. Sie bietet eine universell einsetzbare, kostengünstige und sichere Lösung für die Knochenregeneration, ist weniger invasiv und vermeidet die hohen Kosten von allogenen Platten. Ihre Biokompatibilität, mechanische Stabilität und einfache Handhabung machen sie zu einer idealen Wahl für eine breite Patientenbasis.
Vielen Dank für Ihre Zeit und das angenehme Gespräch.