Die implantologische Szene ist sich einig, dass künftig weniger Hardware-Komponenten, sondern komplette Arbeitsprozesse das Rennen machen werden. Wo manches Unternehmen sich nun die Glieder der Prozesskette mühsam zusammenkaufen muss, sind Chirurgie, Prothetik und Zahntechnik bei Bego organisch zusammengewachsen.
Interview mit Axel Klarmeyer, Geschäftsführer Bego Bremer Goldschlägerei, Bego Medical und Bego Implant Systems
Waren Sie Ihrer Zeit voraus, oder ist es einfach eine glückliche Fügung, dass sich bei Ihnen nun alles im Wortsinn zusammenfügt?
Beide Unternehmensbereiche sind in den letzten Jahrzehnten unabhängig voneinander in ihren jeweiligen Disziplinen stark gewachsen. Den implantologischen Markt bedienen wir mit unseren Bego Semados Implantatlinien seit nun schon über 30 Jahren. Seit mehr als 20 Jahren sind wir zudem Pionier und Vorreiter der digitalen Zahntechnik und betreiben seither für unsere zahntechnischen Kunden mit großem Erfolg ein industrielles Fertigungszentrum. Hier produzieren wir an unserem Stammsitz in Bremen unter anderem individuelle CAD/CAM-Implantatprothetik für unsere hauseigenen Implantatsysteme und darüber hinaus für eine Vielzahl von Systemen anderer namhafter Hersteller. All das fußt auf der dentalen Expertise, die Bego seit Unternehmensgründung im Jahre 1890 aufgebaut hat. Ja, es gibt Bego schon seit über 130 Jahren und das in mittlerweile 5. Generation als inhabergeführtes Familienunternehmen. Unsere Kunden – einerseits die Zahnmediziner, andererseits die Zahntechniker – standen und stehen gelebt schon immer im Mittelpunkt. Daher ist es nur folgerichtig, dass beide Bego Unternehmensteile jetzt noch enger verzahnt arbeiten, um die Prozesse zwischen unseren Kunden eng begleiten zu können.
Nicht nur Zahntechniker und Zahnärzte, auch die Industrie und ihre Mitarbeiter müssen neu in Prozessen denken.
Das machen wir zum Glück schon seit vielen Jahren. Bestes Beispiel ist unser CAD/CAM Fertigungszentrum, wo wir in standardisierten Ablaufprozessen arbeiten oder unser modernes Oberflächenzentrum für Implantate, in dem die Oberflächenbehandlung, Endreinigung, videomikroskopische Untersuchung und Verpackung der Implantate in einem hochautomatisierten Prozess unter Reinraumbedingungen durchgeführt werden. Im Rahmen von Lean Management arbeiten wir an einer kontinuierlichen Optimierung dieser und vieler weiterer Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Eine enge prozessuale Abstimmung zwischen den Mitarbeitern aus diversen Fachbereichen ist auch durch unsere agile Denk- und Arbeitsweise gegeben. Und auch die Medical Device Regulation bedingt die Arbeit in Prozessen. Speziell unsere Produktentwicklung haben wir vor einigen Jahren vom klassischen Projektmanagement inzwischen auf agil umgestellt, um den Anforderungen unserer Kunden und deren Patienten noch besser gerecht zu werden. Neben unserer Außendienstmannschaft haben wir auch den Kundenservice neu aufgestellt und unsere internen Service-Experten aus allen Geschäftsbereichen in einem übergreifenden Customer Service Center vereint. Ergänzend zu den Bego Außendienstmitarbeitern vor Ort in den Praxen und Laboren kümmern sich bei uns allein in Bremen mittlerweile mehr als 40 Spezialisten um die Anliegen unserer Kunden – von der Produktberatung und Auftragsannahme bis hin zur Anwendungsberatung und Unterstützung bei technischen Herausforderungen. Kunden und Interessenten, die sich bei uns in Bremen einmal persönlich die Produktionsprozesse, die nachgelagerte Qualitätskontrolle und viele weitere Abläufe anschauen oder die Kollegen in der Produktion und im Kundenservice kennenlernen möchten, sind herzlich zu uns eingeladen.
Wie unterstützen Sie das vernetzte Denken in den Labors und Praxen?
Das tun wir auf ganz unterschiedliche Weise. Ein Beispiel dafür ist unser ‚Chairside by lab‘-Konzept im Kontext des 3D-Drucks finaler Versorgungen aus unserem keramisch gefüllten Hybridmaterial VarseoSmile CrownPlus. Es bietet die Möglichkeit, Patienten im Zusammenspiel von Anwendern und Behandlern bei Druckzeiten von weniger als einer Stunde in nur einer Sitzung mit einer ästhetischen und langlebigen Restauration zu versorgen. Die Labore sind mit ihrer zahntechnischen Expertise auf unterschiedliche Weise in den digitalen Workflow integriert. Beispielsweise, dass sie die Kronen selbst im Labor drucken oder ihren 3D-Drucker in der Praxis ihrer Zahnarztkunden platzieren und das Design der Versorgungen und die Ansteuerung des Druckers übernehmen. Der 3D-Druck und die Finalisierung der Kronen erfolgen dann im zuletzt genannten Fall in der Zahnarztpraxis. Die stärkere Vernetzung fördern wir auch mit unseren Fortbildungskonzepten, wie z. B. unserem neuen Kursangebot rund um den digitalen Workflow ,von der Wurzel bis zur Krone´. In kompakten Modulen teilen unsere erfahrenen Bego Experten ihr profundes Wissen in den Bereichen Implantologie, Navigierte Chirurgie, Intraoral Scanning, Implantatprothetik und 3D-Druck. Unseren zahnmedizinischen und zahntechnischen Kunden bieten wir darüber hinaus auch mit unseren Events und Kongressen eine Plattform zum interdisziplinären Austausch. Das kommt wahnsinnig gut an und nach zwei Jahren virtueller Treffen hatten unsere Kunden und wir Ende April bei unseren ‚Bego Dialogen‘ endlich wieder die Gelegenheit zu einem solchen Austausch von Angesicht zu Angesicht.
Ist Bego Implant Systems nun nur noch ein Element in der gesamten Prozesskette?
‚Nur‘ ist ein limitierender Begriff, der in diesem Zusammenhang nicht so recht passen will. Durch das Hinzufügen mehrerer Komponenten gewinnt das einzelne Segment Implantologie erheblich an Mehrwert für unsere Anwender. Die Implantologie ist dabei zentraler Faktor und Ausgangspunkt für einen großen Anteil unserer Arbeiten und die Bego Semados Systemlösung wird durch die Bündelung unserer Stärken für unsere Anwender ganz erheblich aufgewertet.
Wo sehen Sie den größten Nutzen für den Chirurgen, den Prothetiker und den Zahntechniker?
Wir bieten von der Wurzel bis zur Krone alles aus einer Hand und die dentale Kompetenz über den gesamten digitalen Workflow mit integrierten, aufeinander abgestimmten Produkt- und Servicelösungen – und das ‚Made in Germany‘. Mit unserem Angebot an patientenindividuellen prothetischen Lösungen für unsere Bego Semados Implantate und die Systeme anderer Hersteller haben Zahnarzt und Zahntechniker die Sicherheit und hohe Flexibilität, für jeden Patienten die für ihn passende Versorgung realisieren zu können. Selbst Implantate, die vor 20 Jahren gesetzt wurden, lassen sich mit Bego prothetisch versorgen. Und noch etwas wissen unsere Kunden zu schätzen: Bei Fragen oder etwaigen Herausforderungen haben Zahnarzt und Labor eine gemeinsame Anlaufstelle und die Gewissheit, dass sich bei uns im Hintergrund die richtigen Personen um alles kümmern. Einen absoluten Mehrwert bieten wir unseren Kunden auch mit unseren Garantielösungen. Und seien wir mal ehrlich, schiefgehen kann irgendwann immer mal irgendwas. Im Bedarfsfalle, z. B. bei Implantatverlust und der Notwendigkeit einer Neuversorgung, wird im Rahmen unserer Bego Security Implants Garantie neben den Kosten des Labors und den Materialkosten auch das Zahnarzthonorar erstattet. Wir nennen sie daher auch die Rundum-Sorglos-Garantie, da sie sowohl Zahnärzten, ihren Laborpartnern und den Patienten zusätzliche Sicherheit bietet. Auch das ist etwas, das absolut einzigartig am Markt ist.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und dieses Gespräch.