CleanImplant: Der EAO-Kongress in Mailand (24. bis 26. Oktober) steht praktisch vor der Tür. Beim implantologischen Jahres-Highlight wird auch die CleanImplant Foundation wieder vertreten sein, um auf die Implantat-Reinheit aufmerksam zu machen. Ein perfekter Zeitpunkt für ein paar Fragen.
Interview mit Dr. Luigi Canullo, DDS PhD, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats CleanImplant Foundation
Was war Ihre Motivation, die CleanImplant Foundation mit Ihrem Fachwissen zu unterstützen?
Luigi Canullo: Als Implantologe war ich schon immer ‚besessen‘ von der Qualität der chirurgischen Eingriffe. Anfang der 2000er Jahre begann ich, meine Aufmerksamkeit auf die Wechselwirkung zwischen lebendem Gewebe und Fremdkörpern zu richten. Immerhin handelt es sich bei Implantaten und Abutments um eine solche Wechselwirkung im Mund des Patienten. Dabei stieß ich auch schnell auf die CleanImplant Foundation und trat mit dem Studienleiter und Gründer, Dr. Duddeck, in Kontakt.
Haben Sie die wissenschaftlichen Ergebnisse der Stiftung überrascht?
Luigi Canullo: Überrascht kann man nicht sagen, aber natürlich sehr interessiert. Aufgrund meiner eigenen wissenschaftlichen Erfahrung war es einfach, dem Board der Stiftung beizutreten und die Ergebnisse selber zu analysieren. Letztendlich müssen wir erkennen, dass bei Implantaten ‚steril verpackt‘ nicht immer dasselbe ist wie ‚sauber‘ oder ‚frei von Fremdpartikeln‘.
Wieso gibt es bei einem anerkannten Medizinprodukt keine unabhängigen Qualitätskontrollen?
Luigi Canullo: Es sieht so aus, als ob, sobald ein Implantatsystem ‚gut genug‘ für den Markt ist, es beispielsweise die FDA-Zulassung erhalten hat, nur selten unabhängige Qualitätskontrollen durchgeführt werden. Ich habe keine andere Erklärung dafür, dass Qualitätsbewertungsstudien an neuen, steril verpackten Implantaten, die von der CleanImplant Foundation durchgeführt wurden, eine so hohe Anzahl von Implantaten mit erheblichen, manchmal sogar zelltoxischen Verunreinigungen aufdecken.
Was ist mit den klinischen Auswirkungen? Könnte Ihrer Meinung nach ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Periimplantitis und fabrikbedingten Verunreinigungen auf Implantaten bestehen?
Luigi Canullo: Ich bin überzeugt, dass Mikroverunreinigungen auf der Implantatoberfläche zumindest den Kontakt zwischen Knochen und Implantat beeinträchtigen und Bereiche schaffen, in denen die Osteoblasten nicht mit der Implantatoberfläche in Kontakt kommen können.
Auf lange Sicht können diese Verunreinigungen – oft Mikropartikel aus Plastik oder Fremdmetallen – außerdem eine Entzündungsreaktion um die Implantate herum auslösen und so den Ausbruch periimplantärer Erkrankung begünstigen.
Halten Sie es für sinnvoll, Hersteller, die bei ihrem Qualitätsmanagement keine Kompromisse eingehen, mit einem Qualitätssiegel wie das der CleanImplant Foundation auszuzeichnen?
Luigi Canullo: Meiner Meinung nach könnte das natürlich Auswirkungen auf den Markt haben. Patienten könnten sich an diesem Qualitätssiegel orientieren und entsprechend die Praxis für ihre Implantatbehandlung auswählen, die einen Fokus auf die kompromisslose Qualität des jeweils verwendeten Implantatsystems hat – unabhängig vom Implantatpreis.
Sollte die Aufklärung zu diesem Thema intensiviert werden sollte, unerwünschte Komplikationen nach Implantatbehandlungen zu vermeiden?
Luigi Canullo: Absolut! Viele Zahnärzte wissen bisher nichts über die Möglichkeit einer Kontamination der Implantate durch den Produktionsprozess. Daher glaube ich, dass Aufklärung zu diesem Thema wirklich hilfreich ist.
Was kann jeder Zahnarzt tun, um sich über die Implantatsysteme zu informieren, die er täglich verwendet?
Luigi Canullo: Am einfachsten ist es, die Website der CleanImplant Foundation zu besuchen und sich als Mitglied zu registrieren. Oder man hört sich einen der Vorträge an, die Mitglieder des CeanImplant Boards weltweit halten.
Vielen Dank für Ihre Zeit und das angenehme Gespräch.