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Digitale Zahnheilkunde: Was macht die Digitalisierung mit uns?

Schon früh bekannte sich Dr. Marcus Engelschalk in München mit dem Praxismotto ‚Slow Digital Dentistry‘ zum Einsatz digitaler Techniken für die Erleichterung und Verbesserung der Behandlung seiner Patienten. Wie hat sich die Zahnmedizin für ihn, sein zahnmedizinisches Netzwerk und seine Patienten verändert?

Interview mit Dr. med. dent. Marcus C. Engelschalk, Implantologie, Digitale Zahnheilkunde

Man darf Sie wohl zu Recht als einen der ‚early adopter‘ der digitalen Zahnheilkunde bezeichnen …

Marcus C. Engelschalk: Tatsächlich habe ich schon 2005 begonnen, mich mit dem Thema zu befassen. Ehrlich gesagt war ich damals sicher, dass nach spätestens fünf Jahren 50 % aller Praxen nur noch scannen würden – wir sind aber derzeit immer noch eher bei 15 %. Die zahntechnischen Labors sind in der Breite bei der digitalen Adaption viel weiter. Man muss sich mit der Sache einfach einmal eingehend beschäftigen. Dann ist es kein Hexenwerk und die positiven Auswirkungen sind unmittelbar spürbar.

Erleben Sie Ihren Praxisalltag nun anders, befriedigender?

Marcus C. Engelschalk: Absolut. Der Zeitaufwand am Patienten und während der Operation ist deutlich gesunken, aber diese Zeit habe ich nun in die Vorbereitung und Diagnostik getragen. Für den Patienten ist das natürlich sehr viel angenehmer. Nicht nur die Behandlungszeit an sich ist kürzer, auch die postoperativen Schwellungen und damit Schmerzen sind dadurch deutlich verringert. Daneben hat sich auch meine eigene Lernkurve messbar verbessert, weil ich meine Schwächen viel besser identifizieren und analysieren kann. Und eigentlich machen wir erst mit dem Einsatz der digitalen Techniken richtiges ‚Backward Planning‘.

Wie hat sich das Verhältnis mit Überweiserpraxen und Ihrem Zahntechniklabor über den Einsatz digitaler Technologien verändert?

Marcus C. Engelschalk: Die Situation ist für alle viel transparenter, man spart sich viele Diskussionen und keiner hat mehr das Gefühl, dass ein Teilbereich völlig außerhalb seiner Kontrolle verläuft. Das ist nicht nur ein sehr schönes Miteinander zum Wohle des Patienten, es ist auch sehr bereichernd und, nicht ganz unwichtig, auch forensisch ist alles sauber dokumentiert. Keiner von uns kann alle Teilbereiche der Chirurgie, Prothetik und Zahntechnik gleichermaßen perfekt beherrschen – exzellente Ergebnisse schaffen wir nur im Team. Ganz wichtig dabei ist die Anwenderfreundlichkeit einer Software.

R2Gate von Megagen ist selbsterklärend und im Programm leicht zu planen. Wir machen inzwischen 90 % unserer Fälle darüber und nutzen für die Standardfälle das R2Gate-Planungszentrum.

Unabhängig von Zeit und Raum bekomme ich die Vorschläge in kürzester Zeit auf mein iPad, kann sie kontrollieren oder kommentieren und lerne noch sehr viel dabei für meine eigenen Planungen der komplexeren Fälle.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Patienten – können diese Ihren besonderen Aufwand überhaupt beurteilen und schätzen?

Marcus C. Engelschalk: Ich bezweifle, dass ein Patient meine chirurgischen Fähigkeiten fachlich beurteilen kann. Aber dass er statt drei nur noch eine – zusätzlich deutlich verkürzte – Sitzung benötigt, das präfabrizierte Provisorium bereits auf ihn wartet und er nach dem Eingriff deutlich weniger Beschwerden hat, empfinden durchweg alle als positiv. Nicht zu unterschätzen ist auch die Dokumentation und Aufklärung über die digitalen Medien. Es macht die Sache für den Patienten viel transparenter, vieles ist selbsterklärend. Zudem kann er den Datensatz mitnehmen, um die Situation mit seiner Familie zu besprechen. Wir bekommen nur positive Rückmeldungen.

Viele Kollegen sind weiterhin unsicher, wann sich die Investition in digitale Technologien in der Praxis rechnet …

Marcus C. Engelschalk: … haben aber offenbar kein Problem, sich sofort das allerneueste Smartphone anzuschaffen. Ernsthaft: Der ideale Einstiegsmoment ist spätestens, wenn man sich fragt, ob es interessant sein könnte. Das IOS ist dabei ja nur die Basis. ‚Farbe und Form beißen sich ein‘, hieß es früher – das können Sie bei vielen modernen Materialien vergessen, da verbeißen sich eher Ihre Kondylen. Die digitale Bissregistrierung und OP-Planung, die schablonengeführte OP … wie lange haben wir früher den Biss eingeschliffen? Heute passen meine Provisorien wie ein Handschuh. Ich kann den Kollegen daher wirklich nur empfehlen, ihren Patienten und sich selber die Freude zu machen und sich mit den digitalen Prozessen anzufreunden.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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