hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

EuroPerio10 – der Olymp der zahnmedizinischen Fachveranstaltungen

EuroPerio10: Nach vier Jahren war alles bereit für den weltweit führenden Kongress für Parodontologie und Implantologie, und die EFP – European Federation of Periodontology – freute sich über mehr als 7000 Teilnehmer aus aller Welt im mittsommerlichen Kopenhagen. Welches sind die wichtigsten Themen und Interessensgebiete?

Die EuroPerio10 legt erneut einen wichtigen Schwerpunkt auf den Zusammenhang von Parodontitis und systemischen Erkrankungen zu legen – welches sind die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet?

Tatsächlich werden auch diesmal wieder viele interdisziplinäre Sessions den wichtigen Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und z.B. cardiovaskulären, rheumatischen, Diabetes, Nieren- und Atemwegserkankungen, aber auch der Entstehung von Krebs oder Alzheimer beleuchten. Die Erkenntnisse rufen nicht nur zu einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Parodontologen und Zahnärzten mit Allgemeinmedizinern und Fachärzten der unterschiedlichen Spezialisierungen auf, auch politisch und volkswirtschaftlich muss auf diese Erkenntnisse eindringlich hingewiesen werden. Eine aktuelle Studie aus den USA konnte klar aufzeigen, dass eine Investition von 7 Milliarden Dollar in die Behandlung parodontologischer Erkrankungen im weiteren Verlauf 70 Milliarden Dollar an Behandlungskosten von Co-Morbiditäten vermeiden kann. Ebenso kann man als belegte Zahl nennen, dass Patienten mit einer manifesten Parodontitis ein um 50% erhöhtes Sterberisiko haben. Das sind Zahlen, die enorm wichtig sind für jene, die immer noch glauben, man müsse um ´das bisschen Zahnfleischbluten´doch nicht solch ein Gewese machen.

Gelten die gleichen Erkenntnisse auch für die Entstehung und Behandlung von Periimplantitis?

Es mag dazu keine spezifischen Studien geben, aber da die entzündlichen Prozesse und Mechanismen vergleichbar sind, dürfen Sie davon ausgehen. 

Da dies eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Parodontologen und Zahnärzten mit Kardiologen, Endokrinologen, Gynäkologen und Orthopäden u.a. erfordert – funktioniert dies im klinischen Alltag oder muss es noch weiter ausgebaut werden, auch im Bereich einer vernetzten Aus- und Weiterbildung ?

Tatsächlich besteht auf wissenschaftlicher Ebene und in den entsprechenden Foren dazu Einigkeit. Wichtig ist nun, die Erkenntnisse auf die operative Basis, also die niedergelassene Praxis herunterzubrechen. Die EFP hat hierzu bereits viele Kooperationen mit etlichen allgemein-und fachmedizinischen Körperschaften initiiert, aber uns muss klar sein, dass dies ein andauernder und in Teilen auch mühevoller Prozess ist. Jeder einzelne Zahnarzt und Arzt muss sich bewusst sein, dass er einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, indem er stetig auf diese Zusammenhänge hinweist und aktiv das interdisziplinäre Gespräch sucht. Auch Sie als Fachpresse und Multiplikator stehen dab in einer wichtigen Verantwortung.

Viele Patienten, die in der Vergangenheit als Hochrisikopatienten für eine Implantatbehandlung galten – z.B. Raucher oder Patienten mit manifestem Diabetes – werden heute trotzdem behandelt. Haben Parodontologen und Implantologen heute eine bessere Diagnostik, bessere Hardware, bessere Protokolle – oder einfach nur mehr Mut ?

Es gibt sicherlich immer noch absolute Kontraindikationen, wie z.B. bei einer venösen Bisphosphonat-Therapie mit dem nicht beherrschbaren Risiko einer Kiefernekrose, aber viele andere einstige Kontraindikationen können heute besser vorbereitet und auch therapeutisch beherrscht werden, sicherlich wegen einer Kombination aus allen von Ihnen genannten Gründen. Wir verfügen heute über sehr patientenindividuelle, maßgeschneiderte Therapiekonzepte, können die Risiken besser klassifizieren und haben sowohl bei der Hardware als auch bei den Behandlungstechniken die entsprechenden Protokolle und Recall-Konzepte, um auch bei einstigen Risikopatienten erfolgreich zu sein.

Vielen Dank für Ihre Zeit und dieses Gespräch

Weitere Informationen