Interview mit Dr. Terri Dolan: Zahnärztinnen brauchen besseres Networking!

Bild: Dr. Teresa Dolan, Vice President und Chief Clinical Officer Dentsply Sirona

Dentsply Sirona unterstützt hier ganz gezielt Frauen in der Zahnmedizin, auch um sie in die Weiterentwicklung innovativer Produktlösungen einzubinden – wie ist die Resonanz, bei Zahnärztinnen aber auch bei Zahnärzten?

Das beantwortet allein die neue Rekordzahl der an unserem Smart Integration Award teilnehmenden Kolleginnen: Allein aus den USA nehmen über 100 teil, insgesamt haben wir Bewerbungen aus fast 40 Ländern. Aber damit allein ist es bei uns ja nicht getan: Ein weiteres Projekt ist unser „First-to-50“-Programm. Unser erklärtes Ziel ist, in der Dentalbranche führend zu sein, indem mindestens 50 Prozent unserer SpeakerFrauen sein sollen. Dafür haben wir auch ein globales Speaker-Entwicklungsprogramm für Frauen aufgelegt. Auch bei den männlichen Kollegen wurden viele heute sehr erfolgreiche Referenten nicht für das Podium geboren, sondern durften sich über gezieltes Coaching und Unterstützung dahin entwickeln, wo sie heute erfolgreich sind. Wir laden hier soeben die vierte Kohorte ein. Jede Kohorte besteht aus zehn Teilnehmerinnen. Wir hatten auch jetzt bei unserer Dentsply Sirona World signifikant mehr Frauen im Auditorium. Unser CEO, Don Casey, ist ein starker Befürworter dieser Programme und unserer Initiativen zur Förderung der Frauen in der Zahnheilkunde und als Speaker. 

Wo sehen Sie persönlich noch Defizite bei Zahnärztinnen – warum, ganz genau, ist zum Beispiel die Anzahl weiblicher Referenten bei internationalen Kongressen oder auch in den führenden Fachgesellschaften immer noch vergleichsweise gering?

Wir haben hier ganz sicher kein Kompetenzproblem – im Gegenteil, wir beobachten sehr klar, dass Frauen bei der Integration neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder innovativer Materialien, Techniken und digitaler Workflows in ihre Praxen keineswegs hintanstehen. Ich sehe das aktuell noch mehr als reines Networking-Problem. Männliche Kollegen laden sich gegenseitig wieder zu Veranstaltungen ein, tauschen sich aus und bilden Teams – das ist durch die noch geringere Zahl der Frauen noch nicht so einfach. Frauen müssten sich umso besser vernetzen, um die größeren Abstände durch umso tragfähigere Kontaktfäden zu überwinden. Daneben sind Frauen, vermutlich aus erzieherischen Gründen, immer noch eher zurückhaltend, sich selber in den Vordergrund zu spielen. Auch das lässt sich aber überwinden, wenn es in naher Zukunft dann mehrere Zahnmedizinerinnen tun, und diese öfter in Erscheinung treten. 

Wie haben Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner aus aller Welt auf den unglaublichen Output an eLearning, Webinaren und Online-Tutorials reagiert, die Dentsply Sirona mit Beginn der Pandemie in beeindruckender Schnelligkeit auf den Markt gebracht hat. Gab es global Unterschiede hinsichtlich der Nutzungsintensität und des Feedbacks?

Die Unterschiede ergaben sich allein dadurch, dass in einigen Ländern, so zum Beispiel auch den USA, Praxen über längere Zeit vollständig geschlossen blieben, während in anderen der Praxisbetrieb nach einem kurzen Schockmoment nahezu normal weiterlief. Natürlich hatten die ersteren Kollegen mehr Zeit und Interesse, Online-Angebote zu nutzen, und haben dies auch sehr intensiv getan. Ich denke, es ist uns dadurch hervorragend gelungen, mit unseren Anwendern in enger Verbindung zu bleiben und ihnen auch das Gefühl zu vermitteln, mit ihren Fragen und Sorgen nicht allein zu sein. Mit Wiederöffnung der Praxen werden einige Inhalte sicher nicht mehr so intensiv genutzt werden wie in den Hoch-Zeiten der Pandemie. Einige Formate sind aber entstanden und nicht mehr wegzudenken. Sie  werden sicherlich auch in Zukunft fester Bestandteil unseres Informations-Portfolios bleiben. 

Auf der Dentsply Sirona World haben Sie auch drei neuartige Signature Workflows vorgestellt – gehen Sie also weg vom einzelnen Implantat hin zu geschlossenen Prozessen?

Wir bleiben unserer Philosophie der „open but preferred“-Workflows treu. Natürlich sind die Interfaces bei uns aufeinander abgestimmt, sodass es verlockend sein sollte, den gesamten Prozess mit unserer Technologie und Hardware abzubilden – aber die Wahl steht dem Anwender natürlich frei. Hauptanliegen ist, die Abläufe für die Behandler einfacher zu machen. Der Signature Workflow für Einzelzahnversorgung, für teilbezahnte und zahnlose Kiefermachen als integrierte Systeme aus digitalen Lösungen und Produkten, natürlich bekannter Marken wie Simplant, Axeos, Primescan, Atlantis sowie Astra Tech und MIS die Behandlungen einfacher und effizienter und eröffnen damit ganz neue Perspektiven für mehr Patientenzufriedenheit und Praxiswachstum. In diesem Sinne sind wir auch dabei, die klinische Ausbildung neu zu gestalten, um den Bedürfnissen der Implantologen bei der Entwicklung ihres Fachwissens gerecht zu werden. Wir bieten eine dreigeteilte curriculare Einteilung an, von „grundlegend“ über „fortgeschritten“ bis hin zum „Master“, also für sehr erfahrene Behandler. Die Prozesse, die Tools und auch die Fortbildung können so auf den Kenntnisstand und das Behandlungsspektrum des jeweiligen Zahnarztes perfekt abgestimmt werden.

Herzliches Danke für dieses Gespräch, Dr. Dolan.

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