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Kieler Sushi: Aus Kiel in die Welt

Schon die Veröffentlichungen der Konzept- und Fallstudien in pip 2019 und 2020 erzielten eine ungewöhnlich hohe Aufmerksamkeit – nun wird Dr. Oliver Zernial aus Kiel auch die digitalen Medien nutzen, um mit seiner innovativen Augmentationsmethode des „Kieler Sushi“ interessierte Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland, Europa und weltweit zu erreichen.

Bild: Voila – Ergebnis eines „Kieler-Sushi“ Hands-On Kurses.

pip: Ist der gewählte Name ´Kieler Sushi´ eigentlich ein Gag…?

Oliver Zernial: Der Name spiegelt ganz einfach das wider,  was es darstellt, bzw. wie es optisch anmutet. Als wir vor vielen Jahren mit dem ´Verkleben´ von partikulären Knochenaufbauten begonnen haben, sah das mit Plasma stabilisierte Augmentat, bestehend aus Knochenersatz, angereichert mit autologem Knochen, aus wie ein `Nigiri`. Und jedes Mal,  wenn eine Augmentation anstand, kam die Frage im Team: `Machen wir heute wieder Sushi ?` Durch die stetige Weiterentwicklung der Kieler Sushi- Technik wurden jedoch der Inhalt und die Form ein wenig angepasst – viele erinnert es aber ungebrochen an die japanische Delikatesse.

pip: Fassen Sie doch kurz noch einmal die Besonderheiten Ihrer Kieler Sushi -Technik zusammen.

Oliver Zernial: Im Grunde bauen wir ein knöchernes Composite, aus Plasma, Knochenersatz und autologem Knochen. Aktuell liegt allgemein der Fokus beim Blutplasma eher auf den Wachstumsfaktoren und der Frage, wie man die Regeneration von Knochen und Weichgewebe optimieren kann. Das Kieler Sushi Konzept hingegen beschäftigt sich primär mit der körpereigenen Hämostase, der Blutgerinnung, und dem Nutzen,  den man daraus in der Praxis gewinnen kann. Leider ist die Hämostase eine Diva: sehr komplex, reagiert hochsensibel und hat ganz klare Regeln. Aus diesem Grund ist es nicht egal, welches Plasma-System man verwendet, welches Knochenersatzmaterial man favorisiert und ob man autologen Knochen hinzu geben sollte oder. Fragen Sie an großen Opernhäusern: Letztlich entscheidet die Handhabung einer Diva, ob sie zu absoluten Höchstleistungen aufläuft….

Wenn man aber verstanden hat, wie die Gerinnung funktioniert, und wie man sie gezielt einsetzen kann, eröffnen sich völlig neue Perspektiven. Plasmastabilisierte Augmentate sind flexibel, das Volumen ist nicht limitiert und in den meisten Fällen entfällt die Notwendigkeit einer monokortikalen Blockentnahme, oder einer mechanischen Stabilisierung mit Pins, Osteosyntheseschrauben oder Titangittern. Das Kieler Sushi- Konzept ist deshalb so erfolgreich, weil es auf dem Prinzip der Vereinfachung beruht. Daher auch unsere Ansage: `Kieler Sushi´ #neednohero!

pip: ´Need no hero`- was haben Sie gegen Helden?

Oliver Zernial: Ganz einfach – Die Augmentationstechnik an sich sollte nicht herausfordernd sein. Ein Künstler kann auch nicht kreativ arbeiten, wenn er mit Pinsel und Farbe kämpfen muss. Auch wenn der Vergleich etwas überspitzt erscheinen mag –  viele technische Lösungen verursachen an sich Probleme, die dann wieder  aufwändig und ´heldenhaft´ kompensiert werden müssen. Das alles kostet Energie, Zeit und wertvolle Ressourcen. Für viele Kollegen und auch unsere Patienten ist daher eine Augmentation eine eher unbeliebte Notwendigkeit, die es zu vermeiden gilt. Fatal, zumal ein gutes und ausreichendes knöchernes Lager entscheidend für den langfristigen Erfolg eines implantatgetragenen Zahnersatzes ist. Leider wird häufig nach dem Grundsatz augmentiert, je komplexer und aufwendiger, desto besser! Evolutionär betrachtet leider ein Trugschluss, denn die Effizienz setzt sich immer durch. Letztendlich wollen unserer Patienten eigentlich nicht von einem Helden operiert werden!

pip: Welche Möglichkeiten habe ich, mir Ihre Technik anzusehen?

Oliver Zernial: Vor mehr als zwei  Jahren habe ich mehr oder weniger spontan einen Workshop zum Kieler Sushi für bekannte und befreundete Kolleginnen und Kollegen organisiert. Daraus sind mittlerweile mehrere Hands-On- Kurse in Kiel und für 2021 geplant sogar in ganz Deutschland geworden. Ich hätte nie mit einer derartigen  Resonanz trotz der aktuellen Umstände gerechnet. Die Nachfrage nach mehr Effizienz und umsetzbaren Konzepten scheint anscheinend groß zu sein.

Letztendlich war es dann die Corona-Pandemie, die auch mich dazu bewogen hat, digitaler zu denken. Also habe ich begonnen den gesamten Hands-On -Kurs zu digitalisieren. Wie ich feststellen musste,  eine ordentliche Menge Arbeit, die ich zunächste alleine neben der eigentlichen Praxis zu bewältigen hatte. Mittlerweile sind wir nun ein richtiges kleines Team geworden, die an diesen Umsetzungen arbeitet. Wir sind zuversichtlich,  den Basiskurs ´Kieler Sushi´, der allein schon mehrere Stunden beinhaltet, online Mitte des Jahres unter www.kieler-sushi.de  anbieten zu können. Hinzu kommt noch unser wissenschaftliches Interesse. Aktuelle arbeite ich am Universitätsklinikum Hamburg –Eppendorf bei Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets an meiner zweiten Dissertation über das Thema plasmastabilisierte Augmentationstechniken. Denn das Kieler Sushi soll nicht nur in der Praxis überzeugen, sondern auch mit wissenschaftlicher Evidenz beweisen, dass es alles andere ist als nur ein ´Gag`!

Herzliches Danke für unser Gespräch.

Autor

Dr. med. Oliver Zernial

Dr. med. Oliver Zernial

Praxis für Implantologie, Kiefer- und ästhetische Gesichtschirurgie, Willy Brandt Ufer 10, 24143 Kiel

1993-2001 Studium der Humanmedizin an den Universitäten Gießen und Kiel.

2003 Ärztliche Promotion.

2001-2004 Studium der Zahnmedizin an der Universität Kiel. 

2004-2008 Facharztausbildung an der Klinik für MKG des UKSH Campus Kiel. 

2008 Anerkennung des Facharztes für MKG-Chirurgie. 

2009 Niederlassung als MKG-Chirurg in eigener Praxis und als Belegarzt  in der Ostseeklinik Kiel.

2011 Gründung und ärztliche Leitung des Zentrums für Implantologie, Kiefer- und ästhetische Gesichtschirurgie in den Germania Arkaden an der Kieler Förde.

seit 2018 Promotion (Dr. med. dent.) in der Sektion für „Regenerative Orofaziale Medizin“ (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets) in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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