Mit dem neuen N1 Implantat präsentiert Nobel Biocare nicht ein weiteres Implantatsystem, sondern einen Paradigmenwechsel in der dentalen Implantologie. Das innovative Low-Speed-Aufbereitungsprotokoll könnte, wie einige vergangene Nobel-Innovationen, wegweisend auch für die Entwicklung anderer Systeme werden.
Interview mit Dr. med. dent. Annette Felderhoff-Fischer, Oralchirurgin
pip: Sie waren von Anfang an bei der Entwicklung des neuen Systems dabei …
Annette Felderhoff-Fischer: Von Anfang an bei der Entwicklung dabei sein zu dürfen, war eine einzigartige Erfahrung. Wobei N1 nicht einfach nur ein neues System, sondern ein ganz neues Implantationskonzept ist. Das besondere minimalinvasive Aufbereitungsprotokoll ist u.a. der innovative Kern bei N1. Das erste Treffen in New York vor über sieben Jahren mit allen Beteiligten war streng geheim! Damals stand im Grunde die Frage im Raum, wie man eine neue Implantatform und -verbindung mit der Philosophie von Jill Helms zusammenbringen könnte. Sie hatte Belege dafür vorgebracht, dass wir bei der Aufbereitung des Implantatbettes mit hochrotierenden Bohrern zellbiologisch den periimplantären Knochen traumatisieren, der sogenannten ‚zone of death‘. Dies soll die Ursache für spätere Knochenresorptionen und letztlich periimplantären Knochenverlust legen.
pip: Wie konnte diese Erkenntnis nun in ein Konzept gegossen werden?
Annette Felderhoff-Fischer: Ein solch neuer Ansatz entsteht über viele Einzelschritte. Beginnend mit weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen bis hin zur finalen Instrumentenentwicklung, an der eben- falls ein ganzes Team von Biomechanikern und Ingenieuren beteiligt war. Ich glaube, dass das Geheimnis des Erfolgs die enge Zusammenarbeit war. Wir haben die Tools in multiplen Implantationen an Knochenblöcken bis hin zu Implantatinsertionen an frischen Kadavern in Wien getestet und unsere Erfahrungen direkt mit dem ganzen Team geteilt. So wurden unsere Wünsche und Verbesserungsempfehlungen sofort umgesetzt. Ebenso bei den ersten klinischen Anwendungen, bei denen jedes Detail protokolliert und analysiert wurde.
pip: Heruntergebrannt, wo sehen Sie die evolutionären Vorteile des neuen Konzepts?
Annette Felderhoff-Fischer: Mich fasziniert vor allem die Implantatbettaufbereitung. Die meisten Implantationen erfolgen in drei Schritten – dem Osseodirector, der die Richtungen bestimmt, dem Osseoshaper, der minimalinvasiv das Implantatbett aufbereitet, und der Insertion selbst. Studien haben gezeigt, dass weniger Aufbereitungsschritte zu weniger Fehlern und einer höheren Primärstabilität führen. Das Implantatbett ist präzise und nicht durch häufige Korrekturen der Richtung mit Drills ‚ausgleiert‘. Die Implantat-Abutment-Verbindung ist ebenso durch die selbstzentrierende Funktion einzigartig und darauf orientiert, auch nicht implantologisch versierten Praktikern die sichere Positionierung der Prothetik zu ermöglichen.
pip: Also ist das N1 Implantat ein ideales Anfänger-System?
Annette Felderhoff-Fischer: Ein System und Konzept, bei dem potentielle Fehlerquellen vermieden werden, ist für jeden Anwender ein Gewinn. Auch erfahrene Kollegen werden davon profitieren. Aber natürlich muss man bei einer solchen Entwicklung auch berücksichtigen, dass viele Zahnärzte nicht mehr als 20 bis 30 Implantate im Jahr inserieren. Da ist es unsere Verpflichtung als Kliniker, dies bei einer Neuentwicklung zu berücksichtigen, und ich finde, es spricht für Nobel, dies auch von der Industrieseite forciert zu haben. Als Implantologie-Starter muss man nun nicht mehr vorher aufwendig analysieren, in welche Knochenqualität man implantiert. Durch das besondere Schneidverhalten des Osseo-Shapers wird bei hartem Knochen mehr geschnitten und weicher Knochen wird mehr verdrängt und verdichtet. Sie bereiten also immer knochengerecht auf. Meine Patienten berichten daneben über deutlich geringere Vibrationen und weniger unangenehme Geräusche. Nach solchen Berichten im Familien- und Freundeskreis gewinnen wir schon mehr Angstpatienten für eine Implantatversorgung. Zusammengefasst: Das N1 Implantat führt biologische Prozesse ideal mit den heutigen Anforderungen von uns Behandlern und den Wünschen unserer Patienten zusammen.
pip: Herzlichen Dank für dieses Gespräch!