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NEUE GRUPPE Jahrestagung: ZahnArzt und ZahnMedizin

Die NEUE GRUPPE e.V. widmet die Jahrestagungen 2020 und 2021 der interdisziplinären Behandlung und stellt die medizinische Seite des Zahnarztberufes in den Mittelpunkt. Auftakt macht „ZahnArzt – Interdisziplinärer Blick über den Tellerrand“ vom 19.11. bis 21.11.2020. Das Thema schien nie so aktuell, wie in Zeiten von Corona. Dr. Derk Siebers (Präsident) geht im Interview näher darauf ein.

pip: Herr Dr. Siebers, Motto Ihrer Jahrestagungen 2020/21 ist „ZahnArzt“ und „ZahnMedizin“. Warum ist Ihnen bzw. der NEUEN GRUPPE die Betonung von „Arzt“ und „Medizin“ so wichtig?

Derk Siebers: Als Zahnärzte sind wir für die Gesundheit der gesamten orofazialen Region und des craniomandibulären Systems verantwortlich. Hinzu kommt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachärzten, die für die Behandlung multifaktoriell bedingter Erkrankungen wichtig ist. Unsere Verantwortung beschränkt sich nicht auf die Mundgesundheit, sondern umfasst das gesamtheitliche Wohlergehen der Patienten. Wir sind keine ausschließlich im Mund tätigen Handwerker oder Dentisten, sondern ZahnÄrzte und haben zahlreiche Verpflichtungen, denen wir zu jeder Zeit nachkommen müssen. Daher haben wir unsbewusst für diese Kongressthemen entschieden. Das war vor der Corona-Pandemie; nun hat das Thema nochmals an Brisanz gewonnen.

pip: Wurden Sie durch die Corona-Situation in Ihrer Entscheidung bestärkt?

Derk Siebers: Ich würde sagen, bestätigt. Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, dass wir als Zahnärzte die Weitsicht über den orofazialen Tellerrand benötigen und auch aus ethischer Sicht unsere ärztlichen Verpflichtungen erfüllen müssen. Fürsorge, Integrität, Solidarität – mit diesen Werten tragen wir eine gesellschaftliche Mitverantwortung. Unsere Jahrestagungen bezwecken eine Auffrischung des Wissens in eng mit der Zahnmedizin assoziierten Fachdisziplinen, wie z. B. Hämatologie, Infektiologie, Kardiologie, Innere Medizin, Mikrobiologie, Schlafmedizin, Psychologie, Soziologie und Medizinethik.

pip: Haben Sie den Eindruck, dass Zahnärzte in der aktuellen Situation nicht als Mediziner wahrgenommen werden?

Derk Siebers: Eine Frage mit zahlreichen Facetten. Da gibt es keine kurze Antwort, ich versuche es trotzdem: Die Coronakrise stellt unsere ganze Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wir niedergelassene ZahnÄrzte/innen sind genau wie andere Ärzte/innen in vielerlei Hinsicht betroffen. Einerseits haben wir Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, zur Reduktion der Infektionsquoten beizutragen und andererseits gegenüber unseren Patienten/innen für die Sicherstellung einer adäquaten Behandlung. Auch gegenüber unseren Mitarbeitern/innen sind wir verantwortlich; Gehaltszahlungen, Erhalt der Arbeitsplätze und Sicherung der körperlichen Unversehrtheit durch Minimierung des Infektionsrisikos. All diesen Forderungen ist die Zahnärzteschaft mit unterschiedlichen Konzepten in vorbildlicher Weise gerecht geworden. Allerdings waren jeder Zahnarzt und jede Zahnärztin mit den Maßnahmen sowohl in der Umsetzung als auch mit finanziellen Konsequenzen auf sich allein gestellt. Erst nach Wochen und zahlreichen Eingaben sowie Petitionen ist der „Rettungsschirm“ für Ärzte und Psychotherapeuten auf die Zahnärzteschaft ausgeweitet worden; aus meiner Sicht unterdimensioniert. Adäquate Schutzausrüstung musste in Eigeninitiative beschafft werden, obwohl wir sie aufgrund des engen Patientenkontaktes dringend benötigen. Die Wahrnehmung des Sicherstellungsauftrags musste trotzdem geschultert werden. Das lässt die berechtigte Frage aufkommen, ob wir bewusst ignoriert worden sind? Werden wir tatsächlich als ZahnÄrzte/innen wahrgenommen und behandelt?

pip: Welche Rolle nimmt der Zahnarzt im Gesamtkontext „Medizin“ ein?

Derk Siebers: Seit Jahrhunderten ist in vielen Kulturkreisen bekannt, dass Mundhöhle und Zunge den Spiegel der inneren Veränderungen darstellen. Insbesondere bei der Erkennung oraler Manifestationen von Allgemeinerkrankungen nimmt der Zahnarzt eine exponierte Rolle ein. Wir erleben den Patienten in der Regel zweimal im Jahr „hautnah“ mit Blick in die Mundhöhle. Somit befindet sich der Zahnarzt – bei entsprechender Kompetenz – in der Position, Erkrankungen erkennen und adäquate Maßnahmen einleiten zu können; häufig bevor der Patient selbst Symptome verspürt und den Arzt aufsucht. Es ist eine hohe Verantwortung, diese Prävention im Sinne der Patienten gewissenhaft vorzunehmen. Dies ist nur ein Beispiel für die Rolle der Zahnmedizin im Gesamtkontext.

pip: Warum sollte man an den Jahrestagungen der NEUEN GRUPPE 2020 und 2021 teilnehmen?

Derk Siebers: Da gibt es viele Gründe. Aufgrund der zunehmenden Verflechtung von Medizin und Zahnmedizin müssen wir unser medizinisches Wissen trainieren und zum Wohle der Patienten ausbauen. Dies steht bei den Jahrestagungen im Fokus. Zudem ist der Wertewandel unserer Gesellschaft, der uns vor neue Herausforderungen stellt, ein Tagungsthema. Es ist wichtig, definierte sowie bewährte Werteprinzipien und Denkweisen fortzuschreiben. Dies erfordert hohe soziale und ethische Kompetenz. Die Referenten machen die Komplexität der Themen auf lehrreiche und interessante Weise zugänglich. Zudem sind die Jahrestagungen 2020 und 2021 der NEUEN GRUPPE als Hauptstadt-Kongresse konzipiert und bieten spannende Rahmenprogramme mit „vibrierendem“ Berlin-Feeling.

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