Nobel Biocare ist es mit dem N1 gelungen, ein Implantatsystem zu entwickeln, das von der Instrumentierung über das Design und die Oberfläche bis hin zum Behandlungsprotokoll neue Wege geht und dabei potenzielle Fehlerquellen vermeiden hilft. Was steckt im Detail?
Interview mit Dr. med. dent. Stefan Scherg, Implantologe, und Stefan Lieb, Regional Director DACH & Nordics Nobel Biocare
Welche Überlegung stand hinter der Entwicklung des Nobel N1?
Stefan Lieb: Die Implantatbett-Aufbereitung mittels eines gänzlich neuen Bohrprotokolls! Die Pilotbohrung mit dem Osseo-Director und die zweite Bohrung mit dem OsseoShaper ist im Vergleich zu konventionellen Bohrprotokollen effizienter, erhöht die Sicherheit und entspricht biologisch der Zellbiologie des periimplantären Knochens. Das triovale Design der Implantatschulter reduziert die Belastung des kortikalen Knochens und fördert zusammen mit der TiUltra-Oberfläche eine schnellere Osseointegration. Die triovale Makroform sorgt mit dem Platformswitch für eine geringere Druckbelastung des Knochens und damit zu einer besseren zirkulären Stabilität des Knochens im Schulterbereich. Zusätzlich verhilft die konische Verbindung neben dem selbstzentrierenden Eingleiten der Abutments etc. in die korrekte Position zu einer erhöhten mechanischen Festigkeit, was neben dem Knochenerhalt zu einem hervorragenden Weichgewebsmanagement beiträgt. Die spezielle Prothetik mit optimierten Emergenzprofilen, Oberflächen und triovalen Formen erlaubt sehr schlanke prothetische Versorgungen und läutet nach der Osseointegration nun die Ära der Mukointegration ein.
Und welche Bedeutung hat dies alles in der klinischen Performance?
Stefan Scherg: Ich bin seit über 25 Jahren zufriedener Anwender von Nobel-Implantaten und fragte mich anfänglich durchaus: Wozu brauche ich das? Denn ich war mit meinen bestehenden Systemen sehr zufrieden. Die wirklich einschneidenden Verbesserungen haben sich mir erst in der klinischen Anwendung gezeigt, angefangen mit der ganz simplen Beobachtung, dass bei einem älteren und anspruchsvollerem Patientengut ein Aufbereitungsprotokoll ohne Wasser mit deutlich geringerer Vibrations- und Geräuschentwicklung einen enormen Unterschied macht. Überzeugt aufgrund der Ergebnisse beim Weichgewebe hat mich vor allem das Base-Konzept, mit dem ich nun auf Tissue Level bin und keine Abutmentwechsel mehr benötige. Inzwischen werden bei uns 95 % der Implantate mit Mesostruktur gesetzt. N1 ist ein modernes, universell einsetzbares System – vom Einzelzahn bis hin zu All-on-4 mit MultiUnits. Seit einiger Zeit habe ich meinen Sohn und meine Schwiegertochter mit in der Praxis und sehe bei beiden, wie gut das System sie auf ihrem Level ‚abholt‘ und ihnen hilft, Fehler zu vermeiden.
Welche Studien wurden im Vorfeld aufgelegt und wie ist die klinische Studienlage nun nach einigen Jahren im Einsatz?
Stefan Lieb: Sicherlich sind allen noch die Studien der Stanford University um Jill Helms in Erinnerung, die der Entwicklung des neuen Aufbereitungsprotokolls zugrunde lagen. In der Klinik erfolgte noch vor Einführung des Systems eine Studie mit über 1.000 Patienten. Wie immer bei Nobel Biocare legen wir enormen Wert auf klinische Evidenz und umfangreiche Studienaussagen, um die Sicherheit und Wirksamkeit unserer Produkte bereits im Vorfeld zu belegen.
Stefan Scherg: Aktuell laufen diverse klinische Studien, u.a. eine internationale prospektive Multicenter-Studie mit der röntgenologischen Nachverfolgung der Ergebnisse über fünf Jahre, bei der auch unsere Praxis beteiligt ist. Bereits die publizierten Einjahres-Ergebnisse waren sehr vielversprechend. Demnächst präsentieren wir die ebenfalls sehr positiven Dreijahresdaten. Persönlich blicke ich mit unserer Landpraxis, die, wie Kolleginnen und Kollegen in ähnlicher Situation wissen, ein ganz empfindlicher Seismograph ist, auf vier Jahre Erfahrungen mit dem N1 zurück und bin äußerst zufrieden.
Kann mit dem Nobel N1 also jeder endlich einfach so loslegen mit der dentalen Implantologie?
Stefan Scherg: Auch das beste System ersetzt nicht die Kompetenz des Behandlers. Aber das Überzeugende am N1 ist, dass sich sowohl der implantologische Anfänger als auch der versierte Experte mit allen seinen Bedürfnissen darin wiederfindet.
Herzlichen Dank, Ihnen beiden, für Ihre Zeit und dieses Gespräch.