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Prothesen-Magnete: Sind magnetische Halteelemente noch aktuell? 

Seit 1996 sind die Prothesen-Magnete von steco-system-technik auf dem Markt. Für Behandler und Patienten sind sie äußerst einfach in der Anwendung und die Titanhülle macht sie korrosionssicher. Aber ist die einst exotische Alternative zu Kugelköpfen immer noch up-to-date?

Interview mit Ilona Hamann, Medizinprodukteberaterin steco-system-technik Hamburg

Sind Magnete zur Verankerung von Totalprothesen (Prothesen-Magnete) eigentlich noch aktuell?
Ilona Hamann: Ja, Prothesen-Magnete sind immer noch aktuell. Wann sie sinnvoll sind, ist aber vom Fall abhängig. Gerade bei betagteren Menschen, die unter Umständen motorisch eingeschränkt oder sehr alt sind und nicht mehr so viel Kraft haben, sind die Titanmagnetics eine optimale Lösung.

Was ist der Unterschied zwischen den konischen und sphärischen Magneten?

Ilona Hamann: Die sphärischen Prothesen-Magnete der sogenannten X- oder Z-Line gehen im Prinzip immer. Sie haben eine leicht gewölbte Oberfläche und die Prothese kann sich selber fixieren. Sie entkoppeln sich aber auch von selber, wenn sie überlastet sind. Hier kann man daher mit sehr kurzen Implantaten arbeiten. Es muss keine Einschubrichtung beachtet werden. Die konischen Magnete der K-Line haben den Vorteil, dass sie eine Führung haben und somit ähnlich wie Konuskronen funktionieren, allerdings ohne Friktion. Die Prothese kann nicht abklappen und nicht verrutschen. Welche Magnete man einsetzt, hängt also davon ab, wie viele Implantate gesetzt wurden, wie lang die Implantate sind und in welchem Winkel sie zueinanderstehen.

Wie unterscheiden sich Titanmagnetics von den sehr beliebten Locator-Abutments?

Ilona Hamann: Ich denke, es gibt für beide Attachments eine Daseinsberechtigung. Der Locator hat am Anfang sehr viel mehr Abzugskraft. Das kann für betagte Patienten aber von Nachteil sein, da sie die Prothese nur schwer heraus, beziehungsweise schlecht wieder in den Mund bekommen. Die Folge kann sein, dass die Prothese nicht korrekt sitzt und der Patient die Patrizen beim ‚Einbeißen‘ der Prothese zerkaut. Die Prothese ist dann nicht mit den Abutments kraftschlüssig gekoppelt und hat so keinen Halt mehr. Die Folge ist, dass die Patrizen ständig ausgetauscht werden müssen. Das kann bei Magneten nicht passieren. Auch da kann sich sicher mal Belag oder Zahnstein ansammeln, was gesäubert gehört. Im Großen und Ganzen sind sie aber sehr haltbar und wartungsarm. Die Prothese sollte regelmäßig geprüft und gegebenenfalls unterfüttert werden, aber ansonsten muss nichts ausgetauscht werden.

Ist ein Umbau von Locator zu Magneten möglich?

Ilona Hamann: Das ist kein Problem. Man kann den Locator ausdrehen, den Titanmagnetics-Aufbau mit 20 Ncm eindrehen und entsprechend den Prothesenmagneten in die Prothese einpolymerisieren. Das ist jederzeit möglich. Mit der kleinen Silikon-Positionsmanschette kann das sogar direkt in der Zahnarztpraxis in einer Sitzung chairside erfolgen.

Muss die Prothese mit einem Modellguss verstärkt werden?

Ilona Hamann: Wenn die Prothese schon vorhanden ist, geht es natürlich auch ohne Modellguss. Hier muss man sich nur im Klaren sein, dass die Möglichkeit einer Fraktur besteht. Bei einer Neuanfertigung empfehlen wir auf jeden Fall den Einbau einer Bruchsicherung. Diese muss nicht sehr aufwendig sein. Es geht nur darum, dass der Prothesenmagnet gefasst ist und die Prothese etwas stabiler wird. Mit einer schmalen Modellgussbasis im Oberkiefer kann der Zahntechniker die Prothese übrigens gaumenfrei gestalten.

Haben die magnetischen Strahlungen Auswirkung auf andere Geräte, zum Beispiel auf Hörgeräte?

Ilona Hamann: Das Magnetfeld ist ziemlich klein und nach etwa einem Zentimeter kaum noch nachweisbar. Hörgeräte oder Herzschrittmacher werden davon also nicht beeinflusst. Das Einzige, was man nicht machen sollte, ist die Scheckkarte zwischen die Zähne nehmen.

Kann ein Patient mit Magnetaufbauten geröntgt werden? Darf er ins CT oder MRT?

Ilona Hamann: Röntgen, CT oder DVT sind kein Problem. Vor einem MRT sollten die Magnete ausgeschraubt werden. Der Patient wird zwar keinen Schaden nehmen, aber der Magnet ist danach sehr wahrscheinlich unbrauchbar. Die Magnetkraft kann danach umgedreht, geschwächt oder komplett weg sein und der finanzielle Schaden ist dann je nach Menge der Implantate nicht unerheblich.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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