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Pterygoid-Implantate: Hoffnung für aussichtslose Patientenfälle?

Gibt es eine Alternative für die augmentationslose Versorgungstark atrophierte Kiefer neben Zygoma-Implantaten? Eine Möglichkeit scheinen Tuber- oder Pterygoid-Implantate zu sein. Wir fragten nach, ob sie halten, was sie versprechen.

Interview mit Dr. med. dent. Andrea Malavasi, Oralchirurg

Was sind Pterygoid-Implantate und was unterscheidet sie von Zygoma-Implantaten?

Andrea Malavasi: Tuber- oder Pterygoid-Implantate sind ähnliche Spezialimplantate wie Zygoma-Implantate für die Versorgung von Patienten mit stark atrophierten Kieferknochen. Die Pterygoid-Implantate verwende ich für die Versorgung des hinteren Oberkiefer-Bereichs in den dortigen Tuber maxillae. Grundsätzlich ist der Abbau des Kieferknochens in diesem Bereich etwas geringer, sodass noch Platz für ein einzelnes Implantat ist, selbst wenn im vorderen Bereich die Atrophie (Cawood Klassifikation 4-5) bereits weit vorangeschritten ist.

Welche Patienten kommen für solch eine Versorgung infrage?

Andrea Malavasi: Pterygoid-Implantate sind für extrem schwere atrophe Verhältnisse vorgesehen, in denen eine normale Versorgung nicht möglich ist. Dort kann aus anatomischen oder systemischen Gründen wie Patientenalter, Multimorbidität verbunden mit Polyphamarzie etc. eine lange Behandlungszeit mit Augmentation aufgrund des erhöhten Morbiditätsrisiko nicht vertretbar sein.

Das Einsetzen eines Pterygoid-Implantats ist eine Alternative, um einen Sinuslift sowie andere Augmentations- oder Transplantationsverfahren zur Behandlung des hinteren Oberkiefers und distale Ausleger ohne Abstützung, bei teilweiser und vollständiger Zahnlosigkeit, zu vermeiden.

Gibt es Besonderheiten beim Setzen der Implantate zu beachten?

Andrea Malavasi: Nach mehr als zehn Jahren Erfahrung mit Pterygoid-Implantaten kann ich sagen: Die OP ist nicht komplizierter als bei einem konventionellen Implantat. Trotzdem sollte man über chirurgische Fertigkeiten und Erfahrungen verfügen, um das Konzept der Pterygoid-Implantate umsetzen zu können. Die vertikale Position, in der das Implantat im Tuber maxillae gesetzt wird, ist gerade am Anfang nicht sehr vertraut. Deshalb empfehle ich eine navigierte (3D-)Chirurgie mit Schablonen. Das Wichtigste ist, dass man beim Einsetzen das Pterygoid erreicht, um die gewünschte Stabilität zu erhalten.

Wie werden Pterygoid-Implantate prothetisch versorgt und gibt es Unterschiede bei der Lebensdauer im Vergleich zu konventionellen Implantattypen?

Andrea Malavasi: Für Tuber-Implantate gibt es eine recht gute Studienlage. Diese bestätigt, dass die Lebensdauer der Pterygoid-Implantate mit der von konventionellen Implantaten vergleichbar ist. Das liegt vor allem an der guten Knochenqualität im Bereich des Tuber maxillae. Auch die Weichgewebssituation ist in dieser Region gut, durch die ausreichend vorhandene keratinisierte Gingiva und wenig periimplantäre Entzündungen. Beim normalen Tuber-Implantat ist eine Sofortversorgung und -belastung schwierig, bei den Pterygoid-Implantaten hingegen gut umsetzbar. Generell bestätigen auch meine klinischen Erfahrungen, dass Pterygoid-Implantate hohe Erfolgsraten, einen nicht größeren Knochenverlust als herkömmliche Implantate, minimale Komplikationen und eine gute Patientenakzeptanz aufweisen. Wichtig ist der Hinweis, dass durch die vertikale Position der Pterygoid-Implantate individuelle Multi-Unit-Abutments für die Versorgung notwendig sind.

Sie arbeiten gerade mit der Firma medentis an der größeren Verbreitung von Pterygoid-Implantaten auch für den deutschen Markt. Worauf achten Sie dabei besonders?

Andrea Malavasi: Das ICX-Tuber Maxillae-Implantat (medentis medical) hat im oberen Bereich ein vergrößertes Gewinde, um den Knochen zu komprimieren, der Implantatkörper ist konisch und im apikalen Bereich ist das Gewinde scharfkantig mit Dekompressionsrillen, um das Herausdrehen und Reponieren zu erleichtern. Diese Kombination kann die Einheilungszeit verkürzen und eine optimierte Früh- und Sofortbelastung ermöglichen. Dieses Pterygoid-Implantat wird in verschiedenen Größen angeboten. Entsprechend müssen wir auch die Bohrer anpassen. Daran arbeiten wir zurzeit. Ich denke, dass wir gemeinsam mit medentis damit vielen, derzeit noch aussichtslosen Fällen, eine gute neue Alternative bieten können.

Besten Dank für das interessante Gespräch.