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Keramikimplantate: Unsere Patienten wünschen sich das

Wenn man die Fallstudien in Fachzeitschriften betrachtet – pip ist da keine Ausnahme – sollte man annehmen, 80 Prozent der Zahnärzte in Deutschland setzen bereits begeistert auf Keramikimplantate. Wir haben inzwischen die dritte, auf die Thematik spezialisierte, Fachgesellschaft. Kaum eine Fortbildung kommt mehr ohne eine spezielle Session zu diesem Thema aus. Macht es einfach gerade vielen Spaß, sich einmal mit einem anderen Thema zu beschäftigen oder ist diese Versorgungsalternative wirklich in der Praxis angekommen? pip sprach mit Dr. Thomas Böll in der niedergelassenen Gemeinschaftspraxis Dres. Böll in Viernheim.

pip: Was war Ihr ursächlicher Grund, sich mit Keramikimplantaten zu beschäftigen?

Thomas Böll: Zunächst betrachtete ich Keramikimplantate als reines Nischenprodukt. Anfangs hing dieser Versorgungsform auch viel esoterischer Überbau an. 
Die Bedenken nach den Misserfolgen des damaligen Tübinger Keramikimplantats schwebten im Raum
 und ich hatte nicht zuletzt Vorbehalte wegen der rein einteiligen
Systeme. Seit einiger Zeit erfährt
 man aber in Fortbildungen und hier
von sehr bodenständigen Kollegen
 mehr und mehr zu diesem Thema.
 Ganz entscheidend war aber, dass
 immer mehr Patienten zu uns in die
 Praxis kamen, für die Keramik nicht 
nur Wunschtherapie, sondern Ausschlusskriterium war. „Ich möchte 
Implantate, aber nur aus Keramik!“, 
hören wir wirklich immer öfter. Bei
der DGOI hatte ich dann einen Vortrag zu den Zeramex Implantaten
 gehört und war beeindruckt von 
der ausgezeichneten Weichgewebsintegration, speziell bei Patienten
mit einer schwierigen PA-Vorgeschichte, und auch von der Philosophie, etwas weg vom rein mechanischen mehr hin zum biologischen Denken. Überzeugt hat mich auch, dass bei Zeramex die Schraube aus Carbon ist, ich also ein wirklich komplett metallfreies Paket erhalte.

pip: Haben Sie sich im Vorfeld mit den Besonderheiten der Keramikimplantate befasst – sowohl theoretisch als auch praktisch?

Thomas Böll: Ich mache grundsätzlich Dinge nicht freihändig aus einem Produktprospekt heraus. Dafür war aus den theoretischen Fortbildungen und aus der Literatur zu deutlich hervorgegangen, dass man die Protokolle der Titanimplantate nicht 1:1 auf die Keramiksysteme übertragen kann, vom Aufbereitungsprotokoll und dem Eindrehmoment bis zur Tiefe der Implantatschulter, um nur einige wesentliche Unterschiede zu nennen. Als ich mich ausreichend theoretisch sattelfest fühlte, habe ich praktische Kurse bei Dr. Roman Beniashvili in Schorndorf gemacht. Man kann von erfahrenen Kollegen nur profitieren.

pip: Welches waren Ihre besonderen ,Aha!‘-Momente?

Thomas Böll: Ich sehe die biologischen Vorteile bei Keramikimplantaten weit über die oft als Entscheidungskriterium genannten ,Titanunverträglichkeiten‘ hinaus. Wir beobachten signifikant geringere Plaque-Anlagerungen und haben allein damit eine deutlich verbesserte Prognose für periimplantäre Entzündungen, speziell bei Patienten mit starken, durch was auch immer hervorgerufenen, Entzündungsreaktionen.

pip: Und was hat Sie am Konzept des Zeramex-Implantats überzeugt beziehungsweise haben Sie auch Erfahrungen mit anderen Keramiktypen?

Thomas Böll: Zunächst hat mich das Handling überzeugt, ich finde es sehr durchdacht und, natürlich auf die Besonderheiten der Keramik ausgerichtet, verhältnismäßig einfach, auch vom benötigten Instrumentarium her. Daneben war es die schon erwähnte 100-prozentige Metallfreiheit: Es gibt hier keine versteckte Metallschraube, sodass Zirkonoxid nicht auf Metall liegt. Letzteres kann aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften nicht langfristig funktionieren. Bei der Schraube aus dem Hochleistungsmaterial Vicarbo, das übrigens seit etlichen Jahren bereits erfolgreich in der Orthopädie eingesetzt wird, handelt es sich um eine PEEK-Matrix mit einem hohen Anteil Carbonfasern, durch die eine sehr hohe Zugfestigkeit erreicht wird. Die Übertragung der Kräfte erfolgt über abgerundete Gewindegänge, was eine sehr gleichmäßige Krafteinleitung ohne Spannungsspitzen in den Implantatkörper ermöglicht.

pip: Wie erleben Sie in Ihrer Praxis und im engen Austausch mit Kollegen als Paten-Zahnarzt der DGOI die Nachfrage seitens der Patienten nach Keramikversorgungen?

Thomas Böll: Nicht nur bei uns, auch bei Kollegen in unseren Studiengruppen werden Keramikimplantate immer öfter und aktiv vom Patienten angefragt. Ich sehe uns als implantologisch tätige Zahnärzte in der Pflicht, ein modernes Auftreten zu zeigen. Gleichzeitig wollen wir die doch hohe Erfolgsrate unserer Implantatversorgungen natürlich auch den Patienten angedeihen lassen, die sich Keramikarbeiten von uns wünschen – insofern machen wir bei der Auswahl des Systems keine Kompromisse.

pip: Herzliches Danke, Herr Dr. Böll, für dieses Gespräch.