Zwar gibt es für die Therapie der Periimplantitis zahlreiche, teils auch vielversprechende Ansätze, aber ungebrochen steigen die Inzidenzen. Daher bleibt der allgemeine Konsens, eine Periimplantitis möglichst gar nicht entstehen zu lassen. Patent Implants hat dazu nun eine vielbeachtete Studie vorgelegt.
Interview mit Marco Waldner (Geschäftsführender Inhaber Patent Implants) und Dr. med. dent. Roland Glauser (Implantologe und Wissenschaftler)
Herr Waldner, haben Sie den Heiligen Gral endgültig gefunden?
Marco Waldner: Was wir in 20 Jahren von heute als ‚Heiligen Gral‘ bezeichnen werden, kann ich nicht beurteilen. Aber zum gegebenen Zeitpunkt sind wir offenbar die einzigen, denen es gelungen ist, über einen so langen, wissenschaftlich dokumentierten Zeitraum Implantatversorgungen ohne jegliches Anzeichen von Periimplantitis zu generieren. Wichtig: Wir reden hier von zweiteiligen Implantaten, und innerhalb der im JOMI publizierten prospektiven Langzeitstudie der Universität Graz unter Leitung von Dr. Sofia Karapataki wurden auch Risiko-Patienten eingeschlossen, wie sie Zahnärzten in der täglichen Praxis eben begegnen. Seitdem ist unser Credo ‚Zero Periimplantitis!‘ zu Recht noch lauter und selbstbewusster geworden.
Zero Periimplantitis – da hätten wir schon gerne ein paar wissenschaftliche Erläuterungen, Herr Dr. Glauser?
Roland Glauser: Durch seine abgestimmte Kombination aus Soft-Tissue-Level-Design, mucophiler Oberflächentopografie und patentierter Materialkomposition erzielt das zweiteilige Patent Implantat einen besonders adhärenten Kontakt zwischen seiner transmukosalen Oberfläche und dem Weichgewebe. Dieses biologische Interface kann Bakterien daran hindern, in die periimplantären Weich- und Hartgewebe einzudringen. Darüber hinaus findet sich bei Patent kein Mikrospalt auf dem kritischen krestalen Knochenniveau. Vielmehr wird der Kronenrand einschließlich der dichten prothetischen Verbindung epigingival positioniert und ist folglich durch häusliche Mundhygiene gut pflegbar. Diese Faktoren sind schon einmal entscheidend, um chronische Gewebeentzündungen wie Periimplantitis langfristig zu vermeiden. Wie so oft haben wir also nicht den einen, von Ihnen genannten ‚Heiligen Gral‘, sondern eine ganze Kombination positiv wirkender Faktoren.
Nun sind Sie ja in erster Linie ein Keramik-Implantatsystem …
Marco Waldner: Manchmal frage ich mich, wie lange wir noch dafür kämpfen müssen, dass im Patent-System nicht nur ein weiteres Keramikimplantatsystem gesehen wird. Wir müssen uns dringend von dieser eindimensionalen Materialfrage lösen. Die Entwicklung des Patent-Systems wollte keine weitere Keramik-Philosophie begründen. Es ging um ein System und ein Protokoll, mit dem sich die Entstehung biologischer Komplikationen, die bei anderen Systemen im klinischen Alltag so oft beobachtet werden musste, eindämmen oder bestmöglich sogar verhindern ließe. Die Keramikoberfläche ist damit nur einer von mehreren ineinandergreifenden Faktoren, die erfolgreich dieses Ziel erreicht haben.
Es stimmt genau aus dem Grund ja auch nicht, dass Keramikimplantate grundsätzlich weniger periimplantäre Komplikationen zeigen.
Gerade bei zweiteiligen Systemen mit nachweislich nicht dichten Verbindungen sehen wir ähnlich oft die Gewebeirritationen wie bei Titanimplantaten eines ähnlichen Designs. Man darf es sich da nicht zu einfach machen. Wie in den histologischen Studien von Dr. Peter Schüpbach gezeigt wurde, verhält es sich beim Patent-System grundlegend anders. Es war keine Plaque-Migration in Richtung des krestalen Knochens zu beobachten. Obwohl bei Dr. Schüpbach im Tiermodell keine professionellen Mundhygienemaßnahmen durchgeführt werden konnten und damit eine erhebliche Zahnsteinbildung erfolgte, waren nur im Bereich des Bindegewebes leichte Entzündungsreaktionen zu beobachten. Dank der bereits beschriebenen, äußerst vorteilhaften dichten Anhaftung des Weichgewebes beim Patent-System konnten keine Bakterien in den Raum zwischen Implantat und Saumepithel eindringen. Um das Patent-System entsteht eine sehr effiziente biologische ‚Firewall‘.
Haben Sie noch einen Wunsch an unsere Leser, Herr Waldner?
Marco Waldner: Ich würde mich freuen, wenn wir uns darauf einigen, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Gesunderhaltung des Weichgewebes liegt – und wenn wir beim Patent-System künftig nicht mehr von einem ‚Keramikimplantat‘ reden, sondern von einem ‚Zero Periimplantitis‘-Implantat.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.