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DGI-Kongress: Perspektiven – was ist neu, was wird wichtig?

Der 36. DGI-Kongress im Hamburg steht unter dem Motto „Biologie – unser Kompass in der Implantologie“. Die Kongresspräsidenten – DGI-Präsident Prof. Dr. Florian Beuer MME (Berlin) und DGI-Vizepräsident Dr. Christian Hammächer (Aachen) – konnten mit diesem Thema mehr als 1800 Zahnärztinnen und Zahnärzte in die Hansestadt locken – ob in Präsenz oder virtuell.

Bild (@Bostelmann): Eröffnung des Kongresses durch Prof. Dr. Florian Beuer (rechts im Bild) und Dr. Christian Hammächer 

Am ersten Adventswochenende präsentieren entlang des implantologischen Therapieablaufs Expertinnen und Experten ein breites Spektrum verschiedener Behandlungskonzepte und deren jeweilige Therapieergebnisse. Was die unterschiedlichen Vorgehensweisen und Lösungsmöglichkeiten in der modernen Implantologie eint, sind die Prinzipien der Biologie. 

Die Biologie ist quasi der Schirm über allen Teilbereichen. Sie treibt als Katalysator die Entwicklung des Fachs voran, sorgt für eine bessere Vernetzung der Teilbereiche und ermöglicht so bessere Therapien für unsere Patienten.

Prof. Dr. Florian Beuer
DGI-Präsident

Hausaufgaben für Referierende

Eine Neuerung ist den Präsidenten bei diesem Kongress besonders wichtig: „Schon im Programmheft waren bei den einzelnen Themen relevante Fragen aufgeführt, die wir den ReferentInnen bereits im Vorfeld gestellt haben und die in den Präsentationen beantwortet werden sollen”, sagt Dr. Hammächer.

Breites Themenspektrum

Natürlich reicht das Spektrum der Themen von der Augmentation der Hartgewebe über das Weichgewebe-management bis zu den digitalen Arbeitsprozessen und der Materialwahl. Ebenso fragen die Kongressorganisatoren Experten nach den Alternativen zur Implantatversorgung in bestimmten Indikationen.
Geht es um Themen, welche in der Implantologie wichtig werden, sehen die Präsidenten zwei Bereiche im Vordergrund: die Digitalisierung und den digitalen Workflow in der Implantologie sowie neue Entwicklungen bei der Hardware, also den Implantaten.

Implantate der nächsten Generation

„Unsere heutigen Implantate kommen aus dem analogen Workflow“, erläutert Professor Beuer. „Die nächste Generation wird an die heutigen Bedürfnisse angepasst und für den digitalen Workflow entwickelt sein.“ Ändern werden sich nicht nur die Schraubengewinde und die Implantatoberflächen, was die Integration des Implantats in den Knochen weiter verbessern soll. Intensiv geforscht wird auch, wie die Anhaftung des Weichgewebes an das Abutment genannte Verbindungsteil zwischen dem Zahnwurzel-Ersatz und dem Zahnersatz durch Veränderungen der Oberfläche verbessert werden kann.

Auch personalisierte Implantate werden mittelfristig kommen, davon ist Professor Beuer überzeugt. Sogenannte RFID-Chips, eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme, werden in Implantaten die Fehlermöglichkeiten limitieren und die Behandler durch die Therapie führen. Insgesamt rechnet der DGI-Präsident mit Implantaten, die flexibler eingesetzt werden können als die heutigen.

Wann versorgen, wann belasten?

Geht es um die richtigen Zeitpunkte, wann der (provisorische) Zahnersatz auf dem Implantat befestigt werden und wann ein Implantat belastet werden kann, geht der Trend zwar zu verkürzten Einheilzeiten und früheren Belastungen. Doch wichtig ist, betonen die Experten, dass dabei stets die individuellen Voraussetzungen der Patienten mitbestimmend sind, etwa Risikofaktoren, die Knochenqualität oder der Augmentationsbedarf. Wichtig ist dabei ebenso: Sofortversorgung bedeutet nicht, dass ein Implantat dann auch schon belastet werden darf. Nur in bestimmten Fällen ist eine sofortige Belastung möglich, dann etwa, wenn Implantate im zahnlosen Unter- oder Oberkiefer miteinander verblockt werden. Ansonsten gilt gemäß der klassischen Einheilkonzepte: Bis die künstliche Zahnwurzel mit dem Kieferknochen fest verwachsen ist, vergehen drei bis fünf Monate, abhängig davon, ob beispielsweise Kieferknochen aufgebaut werden musste.

Digitalisierung der Therapie

Zu den „heißen“ Themen in der Implantologie gehört die „navigierte Implantatchirurgie“ einschließlich der nachfolgenden, ebenfalls digital gesteuerten Herstellung des Zahnersatzes. Diese erlaubt basierend auf der digitalen Erfassung der Mundsituation per Intraoralscanner oder mittels der Digitalen Volumentomographie (DVT) die Konstruktion von Führungsschablonen für die Implantation. Auch der erforderliche Zahnersatz wird am Computer entworfen und digital gesteuert gefräst oder gedruckt. Auf diesen technischen Möglichkeiten beruhen die modernen Sofortversorgungskonzepte, deren Präzision es auf dem Kongress kritisch zu bewerten gilt.

Ersatzmaterialien

Ein Thema auf dem DGI-Kongress sind auch xenogene (von einer anderen Spezies stammende) und synthetische Ersatzmaterialien, die in der Augmentation von Hart – und Weichgeweben zum Einsatz kommen. „Studien werden zeigen, ob diese Materialien mit dem Goldstandard der körpereigenen Materialien mithalten können“, sagt Dr. Hammächer. Für Diskussionen wird auch die Frage sorgen, ob die sogenannte „Biologisierung“ von Ersatzmaterialien beispielsweise durch Plasmafaktoren oder Hyaluronsäure mehr bewirken kann als die Förderung der Wundheilung.

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