hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

Geist schafft Materie: Ausbildungsstätte und Dentallabor in Sambia errichtet

Cornelia Fischer war im Rahmen des Projektes „Zahnärzte ohne Grenzen“ in Sambia tätig und fasste den Entschluss, vor Ort ein kleines Dentallabor aufzubauen. Gemeinsam mit Unterstützung von German Dental Charity und vielen Partnern hat sie es geschafft. Hier berichtet sie über das Projekt und ihre Eindrücke.

Es ist Juni 2019. Ich befinde mich in Sambia. Bei meinem Einsatz mit „Zahnärzte ohne Grenzen“ assistierte ich als Zahntechnikerin Dr. Ingo Bolg. Wir haben die ärmsten Gegenden in Sambia besucht, um Menschen, die Zahnprobleme haben, zu helfen. Ein paar Tage war ich allein im Hospital in Siavonga in einem kleinen zahntechnischen Labor tätig und fertigte direkt vor Ort für einige der Patienten Zahnersatz. An einem dieser Tage kam mir plötzlich der Gedanke, hier im Land Arbeitsplätze für Zahntechnikerinnen bzw. Zahntechniker zu schaffen.

Die Idee

Mein Entschluss stand fest: Zunächst hieß es, Spenden in Deutschland sammeln. Bald hatte ich genügend Geld und Gerätschaften zusammen, um etwas aufbauen zu können. Drei Jahre später – im Frühjahr 2022 – war es endlich so weit. Am Frankfurter Flughafen traf ich auf sechs Menschen, die ich bisher noch nicht persönlich kannte. Mit Dr. Thomas Baum hatte ich schon einige Male telefoniert. Sein Verein „German Dental Charity“ glaubte an meine Idee. Sie alle haben mit ihrem unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz dazu beigetragen, dass die Spenden in Sambia angekommen sind. In einer uns zur Verfügung gestellten Halle wurden die Transportkisten für den Schiffscontainer zusammengebaut. Leider gab es nach einer gewissen Zeit keinen Strom mehr, da jegliches Kupfer aus der Räumlichkeit gestohlen wurde. Dies erschwerte die Arbeit erheblich. Einige Wochen zuvor beschlich mich mir kurz der Gedanke, ob es wirklich eine gute Idee ist, mit vier Zahnärzten, einer Köchin und einem Dipl.-Ing. ein Dentallabor aufzubauen. Der Schlosser in der Gruppe war meine große Hoffnung. Beim Kennenlernen eines jeden Teammitglieds zerstreuten sich meine Bedenken sofort. Mir war klar: Wir würden es schaffen!

Angekommen!

Und nun geht es los. In Lusaka angekommen, fahre ich mit Herman, dem Organisator vor Ort, nach Chilanga. Die Stadt hat ca. 11.400 Einwohner und nur eine medizinische Einrichtung, das Hospital. Herman hat schon begonnen, das neue zahntechnische Labor einzurichten. Siqelile, ein junger engagierter Zahntechniker, begrüßt uns freudestrahlend. Ich soll eine Bestandsaufnahme machen und eine Einführung in die Geräte geben. Herman hatte ganze Arbeit geleistet. Auf dem Gelände des Hospitals ist eine Zahnarztstation eingerichtet, die wie viele weitere Projekte durch German Dental Charity ermöglicht wurde. Dank der großzügigen Unterstützung, die ich von Dentallaboren, internationalen Dentalfirmen (z. B. Renfert, Wieland Dental) sowie Wohltätigkeitsvereinen erhalten habe, entstand die Idee eines Lehrlabors, welches Mädchen aus der nahegelegenen Mädchenschule die Chance einer Ausbildung bieten soll.

Perspektiven schaffen

Das Schulkonzept ist vorbildlich. Der deutsche Pater Helmut Reutter nimmt auf der Mädchenschule arme Waisenkinder und zugleich Mädchen aus wohlhabenden Familien auf. Die reichen Familien bezahlen die Schulgebühr für die Waisen. Sambia gehört zu den Ländern mit der höchsten HIV- Infektionsrate. 470.000 sambische Kinder haben ihre Eltern an den Virus verloren. Nur sehr wenige finden einen Platz im Waisenhaus. Durch die Kontakte zu den bessergestellten Familien soll ein Teil der Waisen später die Möglichkeit bekommen, in den Firmen dieser Familien arbeiten zu können.

Manche wissen nach dem Abschluss jedoch nicht wohin und wie es weitergehen könnte. Für diese jungen Heranwachsenden entstand nun die Idee, das Labor einzurichten und sie auszubilden. Lehren würde ein Zahntechniker, der von der Regierung ausgebildet wurde. Zudem würde ein Zahntechniker aus Österreich und eventuell einer aus der Schweiz für mehrere Monate nach Sambia reisen, um das Projekt vor Ort zu unterstützen. Des Weiteren fliegen über „Zahnärzte ohne Grenzen“ regelmäßig Zahnärzte und Zahntechniker nach Sambia, um die Kompetenz des Lehrers und somit die der Schülerinnen weiter voranzubringen.

Wichtig ist, dass Zahnärzte, zahnärztliche Assistenten und Zahntechniker wieder ins Land einreisen können. Corona hat den Zufluss an dringend benötigten Materialien im zahnmedizinischen und zahntechnischen Bereich quasi versiegen lassen. Es ist erschreckend, wie leer das Lager ist. Im nahegelegenen Dorf der Mädchenschule werden gerade kleine Häuschen gebaut – einfache Hütten, nicht wie wir das von Deutschland kennen. Wir „dürfen“ unser Denken ablegen, wie jemand zu leben hat. Denn in vielerlei Hinsicht sind die Menschen in diesen armen Ländern zufriedener als die meisten Menschen, die ich hier in Deutschland kenne. Gerade junge Frauen, die ihren Schulabschluss absolviert haben und niemanden haben, betrachten ihre Zukunft mit großem Fragezeichen versehen. Daher würden wir für die Dauer der Ausbildung eines dieser Häuschen anmieten, sodass die Gruppe des Abschlussjahrgangs sich versorgen kann und aufgehoben ist. Die Nähe zu Hermans Lodge macht es möglich, dass Herman, seine Frau Emily oder Pater Reutter und Lehrer nach dem Rechten sehen können.

Aufbau des Labors

Nachdem Lagecheck in Chilanga kommen wir nach fünf Stunden Autofahrt am Ziel an. Uns erwartet eine freundliche Begrüßung von vertrauten Gesichtern. Am nächsten Morgen gehen wir ans Werk. Ein paar Einheimische helfen beim Schleppen und Entwirren der vielen Kisten. Nach einigen Stunden spürte ich etwas Frustration, da wir alle dachten, dass wir schneller sein würden. Nach den ersten Hürden kamen wir jedoch in Fahrt. Nach einigen Tagen war das Labor fertiggestellt. Hier werden bald junge Menschen eine, wenn nicht sogar ihre einzige Chance erhalten, ihrem Leben eine berufliche Perspektive zu geben.

Geist schafft Materie*

Für Dr. Thomas Baum, Dr. Marco Matthys, Herman und mich geht es nun zu einem Termin, auf den wir seit drei langen Jahren gewartet haben; die Eröffnung des Labors. Wir schlafen eine Nacht in Lusaka. Am nächsten Morgen stehe ich am Fenster und sehe in dem gegenüberliegenden Firmengebäude drei große Banner, auf denen drei Fragen zu erkennen sind.

Wieso bist du hier? Was möchtest du hier? Was hast du hier getan, wenn du gegangen bist?

Drei Fragen mit Tiefgang, die weit über den Aufenthalt in Sambia hinausgehen. Weswegen ich an dem Tag nach Chilanga fahren würde, war mir klar. In einem Satz kann ich mir die drei Fragen beantworten: „Ich möchte anderen Menschen helfen, Zukunftsperspektiven zu erschaffen!“

All dies wäre ohne diesen einen Gedanken nicht realisierbar gewesen. Geist schafft Materie und wie durch Zauberhand gehen Türen auf, die einem neue Möglichkeiten bieten. So ist es hier die Hilfe der Mitglieder von German Dental Charity. Damit die Ausbildung starten kann, fehlen noch einige Geräte vor allem aber finanzielle Mittel, um vor Ort alles finanzieren können. Dafür benötigen wir Ihre Unterstützung! Wir wollen Menschen helfen, sich selbst zu helfen – sich ein eigenes Standbein aufzubauen. Wir säen hier ein kleines Samenkorn. Unsere Unterstützung soll starke Wurzeln bilden, damit die Menschen selbstständig ihren Weg gehen und zu einem kräftigen Baum heranwachsen können.

Feierliche Einweihung des zahntechnischen Labors in Chilanga
Zahntechniker Sibanda Siqelile zeigt allen stolz seine neu geschaffene Zukunftsperspektive.
Cornelia Fischer (Zahntechnikerin, German Dental Charity), Dr. Thomas Baum (Zahnarzt, German Dental Charity, Dr. Kapeshi (Nationaler Gesundheitskoordinator), Herr Majumi (Vertreter des Gesundheitsministeriums)

DANKE

Danke an alle, die das ermöglicht haben: Danke meiner Familie, vor allem meinen Söhnen, die immer wieder auf mich verzichten, da ich hin und wieder in Sambia bin oder etwas dafür vorbereite; meinem Arbeitgeber Rupert Maier und seiner Frau, die mir den Rücken mit Urlaub freihalten. Ebenso danke ich allen Spendern und natürlich German Dental Charity.

Projekt unterstützen!
Kontakt: Cornelia Fischer 0151 20174861
www.german-dental-charity.de
Spendenkonto: GER.D Charity e.V.
Verwendungszweck: Sambia
IBAN: DE 30 8004 0000 0472 4928 00
BIC: COBADEFFXXX

David Sheleni (Bezirksdirektorin für Gesundheit Chilanga), Dr. Cishimba Cosmas (Zahnarzt und Zahntechniker), Cornelia Fischer (Zahntechnikerin, German Dental Charity), Dr. Namonje Leah (Vertreterin des Gesundheitsministerium), Dr. Thomas Baum (Zahnarzt, German Dental Charity), Dr. Marco Matthys (Zahnarzt, German Dental Charity), Schwester Shilay (zuständig für das Hospital in Chilanga), Hermann (Organisator vor Ort), Sibanda Siqelile (Zahntechniker Chilanga)

Weitere Informationen

*Max Planck: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eigene Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt. So müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.