Mehrfach verlegt, konnte im September endlich der 7. Kongress des VIP-ZM – Verband innovativ praktizierender Zahnmediziner – stattfinden. Mehr als 100 Teilnehmer aus aller Welt trafen im rheinhessischen Flonheim zusammen.
„Biologische Implantologie und Keramik-Implantate“ lautete das Motto des diesjährigen Kongresses. Minimal- invasive Behandlungskonzepte zogen sich als roter Faden durch das Programm an allen drei Tagen. „In der Herzchirurgie wird auch nicht mehr jedes Mal der Brustkorb eröffnet, um eine Herzoperation vorzunehmen“, so Dr. Armin Nedjat. Eines der vielversprechenden biologischen Materialien stelle unter anderem das Keramikimplantat „Patent“ dar. Ganze 14 Patente für Implantat-Design und Oberflächenkonditionierung ebenso wie eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien ständen dahinter. In einer aktuell zur Publikation eingereichten Studie seien ein stabiles Knochenniveau über neun Jahre und keinerlei Periimplantitis beobachtet worden. „Das ist Champions League“, so Dr. Nedjat spontan begeistert. Dr. Volker von Baehr, Immunologe aus Berlin, schloss mit einem Vortrag zur Pathogenese, der aktuellen Studienlage und den labordiagnostischen Möglichkeiten von Material-, insbesondere Titanunverträglichkeiten an.
Immunologische Antworten und Fremdkörperreaktionen
„Ich will immer alles sehen – der Knochen sieht schließlich auch alles“, begründete, Dr. Dirk Duddeck seine aufwendigen Untersuchungen hinsichtlich der Verunreinigung von Implantaten. Die energiedispersive Röntgenspektroskopie erlaube eine genaue Aussage zur chemischen Natur der gefundenen Rückstande.
Cave: Weiß der Zahnarzt von regelmäßigen Verunreinigungen, zum Beispiel aus wissenschaftlichen Publikationen wie einer in Kürze dazu erscheinenden Studie im JOMI, und inseriert diesen Implantat-Typ dennoch, unterliegt er dem Haftungsrisiko.
Dr. Matthias U. Schweininger teilte seine Praxiserfahrungen bei mittels Laser und dem Einsatz des innovativen Smart Grinders unterstützten Sofortimplantationen. Nach dem Kürettieren setzt er noch die antimikrobielle photodynamische Therapie des Helbo-Lasers ein und augmentiert mit dem autologen, aufgereinigten und vermahlenen Wurzelmaterial. Er implantiert nach dem MIMI-Verfahren: „Besonders Patienten, die schon konventionelle Implantationen erlebt haben, sind nach der minimalinvasiv durchgeführten Therapie überrascht und unendlich dankbar.“ Passend legte nun Dr. Darius Moghtader mit einer ganzen Reihe praktischer Tipps zum Einsatz von Lasern und der photodynamischen Therapie nach. Selbst nach initialem Knochenabbau ließen sich Implantate über eine Behandlung mit PDT bisweilen stabilisieren. Der Zahnarzt Gerhard Quasigroch beklagte, dass Zahnärzte während einer curricularen Ausbildung manchmal so viel Respekt beziehungsweise nachgerade Angst vor der Chirurgie eingeflößt bekämen, dass sie von ihrem Plan, implantologisch tätig zu werden, wieder abrückten. „Das darf nicht sein!“, betonte er die Wichtigkeit der praktischen Inhalte und der betreuten Hospitationen und späteren Supervisionen als festen Bestandteil der curricularen Ausbildung beim VIP-ZM und in der Champions Academy.
„Wie viel Digitalität braucht die Implantologie?“, fragte er im Weiteren.
Dr. Ulrike Henning referierte zum erfolgreichen und sicheren Einsatz von Smile-Alignern in der zahnärztlichen Allgemeinpraxis. Eine gemeinsame Entwicklung von Gerhard Quasigroch und Georgi Aleksandrov sind die Hybridschrauben „Quasi-Georgis“. Ein weiterer Beleg, wie bereitwillig bei Champions Implants Impulse und Anregungen der Anwender aus der Praxis freudig aufgegriffen und gemeinsam weiterentwickelt werden.
Blutplasma aufbereiten – sicher, garantiert und schnell
Einem aktuell viel diskutierten Thema galt der nächste Programm-Block: Dr. Torsten Conrad bezeichnet PRF als „intelligentes Biomaterial“ und demonstrierte das LSCC-Konzept zur Herstellung von plättchenreichen Fibrin-Matrizen. „Das ist eine ganz neue Zukunft!“, zeigte er sich vom Einsatz der flüssigen und festen PRF-Materialien und ihrer Wirkung begeistert. Dr. Oliver Scheiter demonstrierte mit PlasmaSafe ein sicheres und standardisiertes Verfahren zur Gewinnung und dem Einsatz von Blutplasma zur Verbesserung der Heilung und Weichgewebsqualität.
Das biologische Konzept der Sofortimplantation, MIMI II und den internen direkten Sinuslift veranschaulichte Dr. Armin Nedjat, ehe Amit Binderman Neuigkeiten und aktuelle wissenschaftliche Studien zum Smart Grinder präsentierte. Der letzte Kongresstag gehörte dem aktuellen Stand des ärztlichen Werberechts und der Burnout-Prophylaxe durch bessere Stressbewältigung, ehe Dr. Volker Knorr mit seinem Knorr-Konzept und einer retrospektiven Fünf-Jahres-Studie mit Champions (R)evolutions der Veranstaltung ein weiteres Glanzlicht aufsetzte.
Fazit
Nach langer Abstinenz genossen die Teilnehmer die informationsreiche Veranstaltung (VIP-ZM) und den intensiven Austausch mit Kollegen aus dem In- und Ausland sichtlich – der bunte Open Air Street Food Market am ersten Kongressabend bot dazu weiter reichlich Gelegenheit.