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Wir sind keine ‚Trendsetter‘! 

Im Ende März nach einem Kälteeinbruch frisch verschneiten Northeim fanden sich im bezeichnenden Waldhotel „Freigeist“ zum zweiten Mal führende Anwender aus ganz Deutschland zum „Open Minded Expert Day 2022“ der myplant ein.

Diesmal hatte die wissenschaftliche Leitung Priv.-Doz. Dr. Dietmar Weng aus Starnberg übernommen und begrüßte die Teilnehmer zum offenen, kritischen und angeregten Meinungsaustausch und Diskussionen.

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Oliver Betsch, Geschäftsführer der myplant, erklärte seine Beweggründe,  nach seiner langen Karriere in der dentalen Implantologie vor fünf Jahren das Projekt myplant mit anzustoßen. „Ich bin zu 100% überzeugt von dem, was wir hier machen !“

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Inzwischen hat das junge Unternehmen neben dem Headquarter in Deutschland eigene Niederlassungen in Italien, in Großbritannien und der Türkei. Neben dem myplant bio Hybrid – Implantat mit der innovativen Cerid- und Niob -Oberfläche sei neu nun auch das vegane Augmentationsmaterial AlgOss im Portfolio. Die Mitarbeiter der myplant haben durchgehend zwischen 15 und 25 Jahren Dentalerfahrung und sind für den Anwender damit willkommene, bereichernde Diskussionspartner und Informanten. Das aktuell im Implantologiebereich mit 8% überdurchschnittliche Wachstum im Bereich Keramikimplantate erklärt sich durch die wachsende Patientennachfrage, eine Zunahme von Unverträglichkeiten und das steigende Bedürfnis seitens der Behandler, periimplantäre Irritationen oder Entzündungen weitgehend zu vermeiden. „Insgesamt werden 1000 Tonnen Titan in verschiedensten Formen im Patienten ‚verbaut‘, die Freisetzung und Ablagerung von Titan- Partikeln, nicht nur im direkten Gewebeumfeld des jeweiligen Implantates, rückt aber erst jetzt verstärkt in die Aufmerksamkeit des Klinikers“.

myplant bio vereint das Beste aus zwei Welten mit der ausgezeichneten Gewebeverträglichkeit einer seit über15 Jahren klinisch bewährten keramischen Oberfläche und den nicht minder bewährten chirurgischen und vor allem prothetischen Protokollen aus der Welt der Titanimplantate. Der patentierte neue Index, bei dem zugunsten der Implantatstabilität die lange konische Verbindung bewahrt werden konnte, ist soeben in der Zulassung und wird voraussichtlich zum Herbst auf dem Markt sein.

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Dieses Stichwort nahm Dietmar Weng gleich auf. Er werde in einer Kleinstadt mit seinen Patienten alt,  und sei mit der Erfahrung seiner Jahre daher umso zurückhaltender geworden, was kurzlebige Trends angehe. Medizin und Zahnmedizin baue auf Vertrauen auf, zwischen dem Kliniker und seinem Patienten ebenso wie zwischen einem Hersteller und ihm als Anwender. „Menschen stehen mit ihrem Namen für Methoden und Produkte, die wir unseren Patienten einsetzen, ebenso wie ich mein Leben lang mit meinem Namen und meiner Person meinen Patienten gegenüber in der Verantwortung stehe“. Seine Entscheidung für eine neue Methode oder eine neue Technologie habe daher auch immer mit den Personen zu tun, die dahinter stehen, und denen er sein Vertrauen schenke.

Restitutio ad integrum statt Defektheilung

Prof. DDr. Rolf Ewers bedauerte, dass der einstige firmeninterne Slogan „Algipore geht allem vor“ mit der Umbenennung in AlgOss – seit jeher der Name der Herstellerfirma – nun einen neuen Reim finden müsse.

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Mit dem Material habe man von Anfang an den Patientenansprüchen an biologische Materialien gerecht werden wollen.  AlgOss sei kein Knochenersatzmaterial – „wir wollen Knochen ja nicht ersetzen sondern aufbauen !“ AlgOss ist ein biodegradierbares Knochenaufbaumaterial pflanzlichen Ursprungs aus Rotalgen, ein veganes Naturprodukt, bei dem es aufgrund seiner besonderen Mikro-Porenstruktur nicht zu Infektionen kommen könne. „In 35 Jahren musste das Material in keinem einzigen Fall wegen einer Infektion entfernt werden“. Durch die thermische Behandlung der Alge werden alle organischen Substanzen entfernt. Die verbleibende interkonnektierende mikroporöse Struktur der Rotalge, durch die die wichtigen Substanzen transportiert werden können, bildet dann ein ideales osteokonduktives Skelett. Zur Augmentation sollten die Partikel zur Versorgung des Augmentats mit Serumproteinen und Wachstumsfaktoren komplett mit frischem venösen Eigenblut hydriert bzw. saturiert werden. Statt zu einer Defektheilung käme es mit AlgOss zu einer tatsächlichen Regeneration im Sinne einer restitutio ad integrum. Ohne daraus eine wissenschaftliche Aussage ableiten zu wollen, zeigte sich bei einem 20 Jahre alten klinischen Fall um das mit AlgOss augmentierte Implantat sogar ein geringerer Knochenabbau als beim natürlichen Knochen des direkt benachbarten Implantats.

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Beide bestehenden Produktformen, das einstige AlgiPore und Symbios, werden nun als reines Hydroxilapatit AlgOss 100 und als AlgOss 20-80 aus 20% HA und 80% ß-TCP angeboten. Die Indikationen seien damit sehr breit und decken die Augmentation und Rekonstruktion des Alveolarkammes ab, die Sinusbodenelevation und die Behandlung knöcherner Defekte nach Zystektomien, die Regeneration nach Wurzelspitzenresektionen oder bei schweren parodontalen Knochendefekten, das Auffüllen von Extraktionsalveolen oder das von parodontalen oder periimplantären Knochendefekten kombiniert mit einer Membran im Sinne einer GTR. Je kleiner die Granula, desto schneller erfolge die Knochenregeneration; für kleinere Defekte seien kleinere Granula und für größere entsprechend große Granula empfohlen. Es sei daneben angeraten, einen gewissen Anteil der Granula zusätzlich mit einem Instrument zu zerkleinern.

Alles dicht?

Dietmar Weng Foto eröffnete den zweiten Teil des Vormittags mit seinen Überlegungen zum selbsthemmenden Konus am Mikrospalt.

“Es gibt bestimmte Implantat-Typen,  die man gar nicht subkrestal setzen kann !” betonte er die Wichtigkeit eines selbsthemmenden Konus für eine prothetisch und letztlich ästhetisch optimale Platzierung des Implantats. Der selbsthemmende Konus bildet histologisch den engstmöglichen Kontakt zwischen Knochen und Mikrospalt. Der Einfluss des Spalts auf die Implantatposition wird damit ausgehebelt. „Ich will mir doch nicht von einem Mikrospalt diktieren lassen, wo ich mein Implantat setzen darf !“ Damit kann auch die alte Tarnow- Regel der biologischen Breite + 3 mm neu definiert werden und man erhält auch ohne vorangehende Überaugmentation eine ausgezeichnete Gewebestabiliät. „Warum sollte ich wegen Defiziten der Hardware meinen chirurgischen Aufwand am Patienten erhöhen ?“ Einzig nachteiliig beim selbsthemmenden Konus sei ein enormer Aufwand beim Entfernen nach einer eventuellen Abutmentfraktur. Hier habe myplant aber die Verbindung durch den längeren Konus entsprechend verstärkt.

 Die Chemie macht’s

Dr. Torsten Will Foto als Diplom-Chemiker stellte die Optimierung von Zahnimplantatoberflächen durch keramische Beschichtung vor.

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Ein wichtiges Thema sei die Oberflächenkorrosion, sei es durch einen ernährungsbedingt sauren pH-Wert , die Spaltkorrosion bei der Verbindung unterschiedlicher Materialien oder durch die Bewegung des Implantats verursachter Abrieb. Die sogenannte Tribokorrosion als ein Zusammenwirken von chemischer, mechanischer und elektrochemischer Korrosion und die Abgabe von Mikro- und Nanopartikeln nicht nur in das direkt umliegende Gewebe werde in der Literatur jüngst verstärkt diskutiert. „Eigentlich ist das ‚oral environment‘  eine ziemliche Katastrophe für eine Oberfläche!“ Eine entsprechende keramische Oberflächenbeschichtung könne diesen ungünstigen Faktoren erfolgreich begegnen. Die damit einhergehende hohe chemische Stabilität führe zu einer verringerten Abgabe von Ionen und von Partikeln, die Biokompatibilität der Keramik schaffe eine verbesserte Anlagerung der Zellen sowohl im Bereich der Gingiva als auch im Knochen, verringere die Plaqueanhaftung und reduziere mit allen Faktoren deutlich das Risiko periimplantärer Entzündungen.

Klinische Erfahrungen

Nun ließ Dr. Wolfgang Sausmikat die Teilnehmer nach einer theoretischen Einführung zur Entwicklung von Oberflächenbeschichtungen an seinen klinischen Erfahrungen mit dem myplant bio Implantat teilhaben.

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Durch die Verschleppung von Titanpartikeln in die Umgebung werde immunologisch ein mit Abwehrleistungen beschäftigter Raum geschaffen, in dem zunächst Makrophagen vorherrschen. Abhängig von Disposition und Ausmaß kann das letztlich zu einer Periimplantitis führen, die nicht oder nur noch ungenügend beherrschbar ist. Ein Keramikverbund wie beim myplant bio wiederum erzeugt eine abriebfeste biologisch neutrale Oberfläche und erhöht gleichzeitig die Bruchstabilität des Implantates zu 20-25 %. Er reduziert die Notwendigkeit von Augmentationen, verhindert Korrosion und Reibekorrosion und vermeidet eine immunologische Reaktion gegen das Implantatmaterial und ist damit ein großer Fortschritt gegen Periimplantitis. Sausmikat illustrierte seine theoretischen Ausführungen mit einer Anzahl beeindruckender klinischer Fälle.

Den Abschluss des Treffens bildeten Dr. Bernhard Giesenhagen und Dr. Dr. Thomas Nord mit ihrer Präsentation “Implantologie weitergedacht“ und eines Falls unter Verwendung der von Giesenhagen entwickelten Knochenringtechnik.

„Heute verwende ich myplant bio-Implantate, um den biologischen Ansatz der Knochenringtechnik weiter zu perfektionieren“, so Giesenhagen. Nach sechs Monaten Einheilzeit blicke man auf absolut stabile Knochenverhältnisse und durch die Keramikoberfläche exzellentes Weichgewebsattachment, ergänzte Nord.

In der Summe der Referate wurde das Eingangs-Statement, nachdem die dentale Implantologie mit einem Hybrid-Typ wie myplant bio nachhaltig verändert werden wird, wissenschaftlich und klinisch beeindruckend untermauert.

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Weitere Informationen

Fotos: Dr. Tobias Wilck