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Keramikimplantate

Implantate aus Titan haben sich in den letzten 40 Jahren klinisch bewährt und gelten als Goldstandard in der dentalen Implantologie. In ästhetischer Hinsicht sind dem Werkstoff jedoch aufgrund dessen Graufärbung Grenzen gesetzt. Zirkonoxid bietet sich daher aufgrund seiner Weißfärbung insbesondere im ästhetisch sichtbaren Oberkiefer-Frontzahnbereich als Alternative an. Auch in Bezug auf eine bestehende Überempfindlichkeit gegenüber Titan wird Zirkonoxid als Alternativmaterial erwogen. Fraglich ist jedoch, inwieweit sich Implantate aus Zirkonoxid gegenüber Titan in Bezug auf die Erfolgs-, Überlebens- und Osseointegrationsraten sowie auf ihre mechanischen Eigenschaften unterscheiden oder ihnen sogar überlegen sind.

Einteilige Zirkonoxidimplantate scheinen bei Einzelkronenversorgung ähnliche Überlebensraten von 98,4 %/97,7 %/ 94,3 % und mittlere krestale Knochenverluste von 0,7 mm/ 0,99 mm/0,81 mm über einen Fünfjahreszeitraum wie Titanimplantate aufzuweisen, wie zwei Kohortenstudien berichteten [Balmer, et al., 2020, Gahlert, et al., 2022, Kohal, et al., 2020].

Eine weitere Kohortenstudie berichtete sogar von Überlebensraten von 100,0 % bei einteiligen Implantaten aus Zirkonoxid über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren [Borgonovo, et al., 2021]. Bei Zirkonoxidimplantaten konnten bei Sofortinsertion im Vergleich zur verzögerten Insertion nach einem Jahr ähnlich gute Überlebens- und Erfolgsraten, sehr gute ästhetische Ergebnisse und eine hohe Patientenzufriedenheit ermittelt werden [Rutkowski, et al., 2022]. Systematische Übersichtsarbeiten bestätigen die vergleichbar guten Überlebensraten und geringen krestalen Knochenverluste von Implantaten aus Zirkonoxid über einen mittleren Beobachtungszeitraum von 2,75 Jahren [Borges, et al., 2020].

In einem anderen Review wurden bessere Überlebens- und Erfolgsraten von Zirkonoxidimplantaten im Vergleich zu Titanimplantaten angegeben [Comisso, et al., 2021].

Ein weiteres systematisches Review berichtete im Gegensatz zu den bereits beschriebenen Erkenntnissen bei Zirkonoxidimplantaten im Vergleich zu Titan-/Titan-Zirkonoxidimplantaten mit 87,5-91,25 % von schlechteren Überlebensraten [Fernandes, et al., 2022].

Die Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit stuften die mittleren Überlebensraten von 95,0 % bei einem Mindest-Follow up von einem Jahr als akzeptabel ein, beklagten jedoch die eingeschränkte Studienlage, aufgrund welcher keine valide Empfehlung für den klinischen Einsatz von Zirkonoxidimplantaten abgegeben werden konnte [Haro Adánez, et al., 2018].

In der Übersichtsarbeit von Roehling und Kollegen aus 2018 wurden Zweijahresüberlebensraten von 98,3 % und ein mittlerer periimplantärer Knochenverlust von 0,7 mm ermittelt [Roehling, et al., 2018].

Die gleiche Studiengruppe veröffentlichte ein Jahr später Ergebnisse einer Metaanalyse zu tierexperimentellen Studien, in welchen über ähnliche Weich- und Hartgewebsintegrationsraten bei Zirkonoxid- und Titanimplantaten berichtet wurde. Allerdings wurde bei Titanimplantaten ein tendenziell schnellerer Osseointegrationsprozess beobachtet [Roehling, et al., 2019].

Eine aktuellere Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 ergab signifikant bessere Überlebensraten von Titanimplantaten bei implantatprothetischen Vollversorgungen [Silva, et al., 2021].

Auch in einem Review aus dem Jahr 2022 wurden bei Zirkonoxidimplantaten schlechtere Überlebensraten als bei Titanimplantaten ermittelt. Weil offensichtlich ähnliche Erfolgs- und Knochenverlustraten beobachtet werden konnten, wurden jedoch Zirkonoxidimplantate als gangbare Alternative zu Implantaten aus Titan angesehen [Vaghela und Eaton, 2022].

Von großem Interesse ist die klinische Performanz von zweiteiligen Zirkonoxidimplantaten im Vergleich zu einteilen Implantaten aus Zirkonoxid und zweiteiligen Titanimplantaten.

Ergebnisse einer prospektiven klinischen Untersuchung zufolge können zweiteilige Zirkonoxidimplantate aufgrund relativ geringen technischen und biologischen Komplikationsraten und der Überlebensraten nach einer Beobachtungszeit von sechs Jahren als Alternative zu Titanimplantaten betrachtet werden [Cionca, et al., 2021].
Allerdings muss die relativ geringe Anzahl an Probanden (N=24) als einschränkender Faktor für die Reliabilität und Übertragbarkeit der Ergebnisse gewertet werden.

Ergebnisse einer RCT berichteten von keinen signifikanten klinischen Unterschieden in Bezug auf die Parameter Überlebens-/Erfolgsrate, Plaque-/ Blutungsindex, Pink Esthetic Score und periimplantäre Knochenverluste zwischen zweiteiligen Zirkonoxid- und Titanimplantaten über einen Beobachtungszeitraum von 80 Monaten [Koller, et al., 2020].

In einem systematischen Review aus 2019 wurden widersprüchliche bzw. unklare Ergebnisse in Bezug auf Implantat- und Knochenverluste bei ein- und zweiteiligen Implantatsystemen aus Zirkonoxid beobachtet [ArRejaie, et al., 2019].

In einer aktuelleren Übersichtsarbeit wurde jedoch eine bessere Überlebensrate einteiliger Implantate beobachtet [Attard, et al., 2022].

Unter anderem wurden in dieser Publikation der Implantatdurchmesser und die okklusale Belastungssituation als einschränkende Faktoren für die klinischen Ergebnisse bezeichnet.

Ergebnissen eines aktuellen systematischen Reviews zufolge konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Implantaten aus Zirkonoxid und Titan ermittelt werden, außer dass Zirkonoxidimplantate eine höhere Bruchanfälligkeit aufweisen [Fiorillo, et al., 2022].

In In vitro-Untersuchungen zeigte sich bei einteiligen Implantaten eine höhere Bruchfestigkeit, wenn Aluminium-gehärtetes Zirkonoxid (ATZ) statt Yttriumoxid-stabilisiertem Zirkonoxid (Y-TZP) und unbeschliffene Abutments verwendet wurden, während die Anzahl der dynamischen Belastungszyklen und die Art der prothetischen Versorgung sich negativ auf die klinischen Ergebnisse bei zweiteiligen Implantaten auswirkten [Bethke, et al., 2020].

In einem weiteren systematischen Review wurden die klinischen Ergebnisse von zweiteiligen Implantaten im Vergleich zu einteiligen Implantaten als nicht ausreichend zur Einschätzung ihrer klinischen Performanz bezeichnet [Haro Adánez, et al., 2018].

Die Oberflächen-Bioaktivierung mittels Säureätzung, Sandstrahlung, Laserbehandlung und Fotofunktionalisierung führt bei Zirkonoxidimplantaten, ähnlich wie bei Titanimplantaten, zu einer schnelleren Osseointegration [Schünemann, et al., 2019].

Die Literatur-Recherche zum Thema finden Sie im PDF (s. unten).

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