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Zur Erinnerung an Prof. Dr. Dr. Yoram Raveh

Philippe Daniel Ledermann mit einer Würdigung zum Andenken an Prof. Dr. med. et. Dr. med. dent. Yoram Raveh, Köniz/Bern. Prof. Raveh war ein international anerkannter Kiefer- und Gesichtschirurg in Bern. Er verstarb Anfang Juli 2019.

„Meine Frau und ich waren zeitlich etwas knapp dran. Als wir eintrafen, standen die meisten Gäste in der grossen Halle beim Aperitif: Honoratioren der zahnmedizinischen Kliniken, Vertreter der Fakultät und der übrigen Universität, ehemalige Doktoranden und unzählige Leute, die ich nicht kannte. Unter den Gästen erkannten wir schon mal Professor Dr. Yoram Raveh. Raveh und ich hatten seinerzeit am Tierspital in Bern – jeder im Hinblick auf die Habilitation – tierexperimentelle Studien betrieben, deshalb kannten wir uns gut. Raveh kam hektisch auf uns beide zu wie damals im Tierspital: Auch dort huschte er jeweils wie ein Geist vorbei, stets eine Davidoff im Mund. Wer ihn verpasste, konnte ihn noch lange riechen.

Raveh war ab und zu bei uns zu Gast gewesen. Wir hatten nie einen anderen Menschen kennengelernt, der auch nur annähernd so überhastet sprach wie er. Seine Sätze kamen wie Geschosse, wie Schrotkugeln daher – eine schneller als die andere und doch alle gleichzeitig. Kein menschliches Wesen vermochte so schnell zu hören, wie Raveh sprach. Der Mann war aber auch ein blitzgescheiter Denker. Er dachte seinen gesprochenen Worten immer ein paar Sätze voraus, denen die Laute wie übermüdete Stafettenläufer hinterherrannten. Deshalb waren seine Worte oft kaum verständlich. Er hatte in Bern und in Israel, der Heimat seiner Ahnen, studiert und war ein begnadeter Maxillofazialchirurg geworden. Raveh operierte überall dort, wo andere keine Ahnung mehr gehabt hätten, in welchem Teil des menschlichen Kopfs sie sich eigentlich befanden. Der gütige Himmel seiner semitischen Väter musste seinen dünnen Fingern tausend kleine Stielaugen geschenkt haben, welche die Nerven und Blutbahnen im quellenden Blut und verschmierten Gewebe haarscharf erkannten, wo andere Augen nur noch einen Haufen Fleisch sahen. Wie Raveh operierte, konnte man nicht lernen; es war reine Begabung.» (Text aus «Papiereltern»)

Dr. Raveh war eine Kerze, die stets an beiden Enden brannte. Als Ordinarius und Klinikchef war er überall und konstant auf Draht, nicht nur als Operateur, ebenso als Forscher und Referent. Was er machte, tat er richtig und gut, ohne grosses Aufsehen. Dabei grenzten seine operativen Eingriffe nicht selten fast an Zauberei. Die Fachwelt kannte denRaveh und seine Operationskünste auf allen Kontinenten der Erde; sein Name bürgte für absolute Präzision.

So bekannt er auch als Kliniker war, so wenig wusste man privat von ihm. Beruf und Familie trennte er strikte, gab nichts preis. Da und dort war allerdings bekannt, dass er in Heidi eine Frau hatte, die ihn trug, ein seelenverwandter Mensch, ohne den er überhaupt nicht hätte aktiv sein können. Nichts drückt diese enge Beziehung deutlicher aus als die Worte der innigen Verbundenheit seiner Frau Heidi in der Todesanzeige.

Wie verneigen uns vor einem grossen Arzt und Forscher und wünschen seiner Frau Heidi und der Tochter Shirley Mut und Trost in diesen schweren Stunden.“

LEBEN

Jede Lebensreise

verläuft auf ihre Weise,

wie die Bö ein Blatt verweht,

keiner weiss, wohin es geht,

niemand rät den nächsten Tag,

ahnt nicht, was da kommen mag,

wann die letzte Stund‘ verrinnt

und die Ewigkeit beginnt.

Dr. Philippe Daniel Ledermann