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Ästhetische Implantatversorgung nach Zystenentfernung

Die 29-jährige Patientin erschien mit Druckbeschwerden an ihrem wurzelgefüllten Zahn 21 in unserer Praxis und wünschte eine Abklärung der Ursache. Als Kind hatte sie am linken mittleren Schneidezahn ein Frontzahntrauma. Ungefähr zehn Jahre zuvor wurde der Zahn wurzelgefüllt und -reseziert. Es bestand der Verdacht einer radikulären Zyste, mit der die Erhaltungswürdigkeit des Frontzahns infrage gestellt wurde. Klinisch zeigte sich der Zahn 21 druckdolent und perkussionsempfindlich.

Diagnostik

Röntgenologisch (OPG) stellte sich kranial der gefüllten Zahnwurzel eine runde, scharf begrenzte Raumforderung dar (Abb. 1). Anhand der unterschiedlichen Ebenen im DVT konnte eine Aufhellung von ca. 4 x 10 x 4 mm Umfang erfasst werden. Es bestand der Verdacht auf eine radikuläre Zyste (Abb. 2). Der Zahn 21 musste entfernt werden, der nicht unerheblich große Knochendefekt cranial, lateral, medial und dorsal der Zahnwurzel sollte zunächst nach der Extraktion augmentiert werden.

Die Patientin wurde anschließend sowohl über den Befund, die Verdachtsdiagnose und die sich daraus ergebenden chirurgischen Konsequenzen sowie die diversen Möglichkeiten einer prothetischen/implantatprothetischen Versorgung aufgeklärt. Sie entschied sich für ein Einzelzahnimplantat. Erst nach erfolgreicher, geschlossener Einheilung des Augmentats sollte implantiert werden.

Chirurgie

Vor der Extraktion wurde eine Abformung des Oberkiefers genommen, um eine Klemmprothese im Eigenlabor anfertigen zu können. Der Zahn 21 konnte erfolgreich entfernt werden (Abb. 3), die Raumforderung wurde zur histologischen Abklärung eingeschickt. Nach der Lappenpräparation wurde der große Knochendefekt mit synthetischem KEM (Compactbone S) und einer Mucomatrixx (beides dentegris) systematisch augmentiert (Abb. 4). Der Knochen sollte aufgrund des großen Zystenlumens und den hohen ästhetischen Anforderungen im Oberkiefer-Frontzahnbereich über vier Monate einheilen (Abb. 5), bevor implantiert werden sollte.

Nach Analyse der 3D-Daten des DVT im Anschluss an die Heilungsphase wurde das Implantatbett digital mit Sidexis (Sirona) analysiert und ein Implantatsystem ausgewählt. Das ICX Active Master Bonelevel-Implantat (3,75 x 10 mm, 40 Ncm) verfügt über ein aktives Gewinde und erreicht dadurch im kompromittierten Knochen maximale Primärstabilität.

Die prothetische Versorgung ist unkompliziert. Das Implantat heilte geschlossen für knapp vier Monate ein (Abb. 6-12). Nach Freilegung wurde ein Verschiebelappen zur besseren Ausformung des labialen Weichgewebes gebildet und ein Titanabutment eingesetzt (Abb. 13, 14). Anschließend erfolgte nach Aufsetzen des Abformpfostens eine Abdrucknahme (Abb. 15).

Bis zur Fertigstellung der definitiven Krone wurde die Patientin mit einem Einzelzahnprovisorium aus Komposit versorgt. Das analoge Modell wurde im Dentallabor gescannt, die neue Glaskeramikkrone mittels CAD/ CAM geplant und sieben Tage später eingesetzt (Abb. 16- 18). Die Versorgung ist auch eineinhalb Jahre postoperativ ein großer Erfolg (Abb. 19, 20).

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Fazit

Vor der Indikationsstellung müssen Compliance und motorische Fähigkeiten des Patienten zur Gewährleistung der Hygiene des verschraubten Zahnersatzes abgeklärt werden.

Nach der Einheilphase ist es obligat, dass der Patient in ein regelmäßiges Prophylaxe-Programm aufgenommen wird (zwei bis drei Mal pro Jahr), was ein Abschrauben der Brücken, deren Reinigung und Politur sowie die professionelle Reinigung von Implantaten und gegebenenfalls Restzähnen beinhaltet. Zudem wird dem Patienten (vor allem nach bimaxillärer Versorgung) das Tragen einer nächtlichen Aufbiss- bzw. Schutzschiene empfohlen, da es durch die fehlende Taktilität ansonsten bisweilen zu Chippings an den Verblendungen kommen kann.

Sind die Voraussetzungen für das All-on-4-Konzept gegeben, kann Patienten nach zum Teil langjährigen Zahnproblemen ein bedeutendes Maß an Lebensqualität und Lebensfreude zurückgegeben werden.

Dr. med. dent. Nico Peterke

  • 2011-2016 Studium der Zahnmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
  • 2016 Staatsexamen Zahnmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, FRA
  • 2016-2017 Curriculum Implantologie BDIZ EDI
  • 2017-2019 Assistenzzahnarzt
  • 2019-2020 Angestellter Zahnarzt, Praxis Dr. Wolf H. Peterke, Köln
  • 2020 Promotion in der MKG-Chirurgie der Universität zu Köln
  • Seit 2021 zertifizierter Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (BDIZ EDI)
  • Seit 01.01.2021 Inhaber der Zahnarztpraxis in Köln

zahnarzt.peterke@icloud.com
www.zahnarztpraxis-peterke.de