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Aplasie der lateralen Oberkiefer-Inzisivi

Implantologische Versorgung bei 2er- Aplasie mit KFO-Vorbehandlung

Mit einer Prävalenz von 0,8-2 Prozent ist die Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne eine der häufigsten Formen dentaler Nichtanlagen. Dabei kann das Fehlen dieser Zähne sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch vorliegen. Bei fehlenden seitlichen Schneidezähnen stellt sich im Rahmen der Therapieplanung die grundsätzliche Frage nach der Art der langfristigen Versorgung.

Eine Option besteht darin, die durch eine Aplasie der Zweier entstandene Lücke mit einer prothetischen Versorgung mittels eines dentalen Implantats bzw. einer Brückenversorgung via konventioneller oder Maryland-Brücke anzustreben. Aber auch ein kieferorthopädischer Lückenschluss oder eine konservative Versorgung mit Kompositen stellen mögliche Versorgungsoptionen dar. Ebenfalls sind Patientenfälle dokumentiert, bei denen Nichtanlagen von Zähnen mittels Zahntransplantationen kompensiert werden konnten.

Patientenbezogene Vorgaben und Wünsche, die verschiedenen Faktoren und ihr Einfluss auf das Ergebnis sind im Patientengespräch zu erörtern. Dazu gehört, dass das Knochenangebot einerseits die Weichgewebskonturen des gesamten Bereichs bestimmt, aber auch die Möglichkeiten einer Platzierung des Implantats mit ausreichendem Abstand nach lateral definiert. Auch der Zahnfleischverlauf ist zu berücksichtigen, er hat Einfluss auf den ästhetischen Outcome. Bei der Versorgung von Aplasien der seitlichen Oberkieferfrontzähne ist zusätzlich die Höhe der Lachlinie ästhetisch zu berücksichtigen. Bei einer hohen Lachlinie stellen das vorhandene Knochenangebot und die Qualität der Gingiva eine entscheidende Rolle. Zusätzlich ist in der Vorbereitung der Implantation die Klassifikation des Gingiva-Phänotyps zu beachten, Implantat und Abutment können bei dünnem Phänotyp durch das Gewebe schimmern und stören die rot-weiße Ästhetik.

Patientenfall

Die 30-jährige Patientin stellte sich zwecks Versorgung der fehlenden seitlichen Oberkieferinzisiven im Februar 2022 erstmalig in unserer Praxis vor (Abb. 1, 2). Die aktuelle Versorgung mittels Klammerprothese war weder funktionell noch ästhetisch zufriedenstellend für die Patientin. Im Ausgangsbefund zeigte sich ein konservierend versorgtes Gebiss. Die Bestimmung des Grads der Parodontitis ergab Stadium II mit Taschentiefen von 4 mm an vereinzelten Zähnen, moderatem horizontalem Knochenabbau und dem Fehlen der beiden seitlichen oberen Inzisiven. Im OPG zeigte sich eine ausgeprägte Distoangulation der Wurzel des 21 (Abb. 1), die eine Implantation zu diesem Zeitpunkt nicht möglich machte. Nach Befundaufnahme erfolgte eine ausführliche Beratung über die Therapiemöglichkeiten. Die Patientin entschied sich, nach parodontaler Therapie für die kieferorthopädische Einordnung des Zahnes 21. Anschließend sollten zwei Implantate in die Regionen der nicht angelegten seitlichen Schneidezähne gesetzt werden.

Kieferorthopädische Vorbehandlung

Die kieferorthopädische Vorbehandlung wurde mit superelastischen Nickel-Titan-Bögen für zehn Monate durchgeführt. Ziel war die Aufrichtung der Wurzeln. Mit der Multibandbehandlung konnten die Regionen 12 und 22 provisorisch durch Frasaco-Zähne versorgt werden (Abb. 3-6).

Implantologisches Vorgehen

Die Implantatplanung erfolgte nach Erstellung eines DVT mittels coDiagnostiX (Dental Wings/Straumann), anhand des 3D-Datensatzes wurde eine Bohrschablone angefertigt. Mit einem Planungskonzept zur Vorhersage der Papillen im Interface konnten verschiedenen Restaurationstypen simuliert werden. Dabei wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Zwischen Zahn und Implantat ist ein Abstand von 1,5 mm approximal anzustreben. Die Implantatschulter sollte 3-4 mm subgingival liegen. Für ein perfektes Emergenzprofil sollte zum bukkalen Knochen 3-4 mm Platz belassen werden, um aus der Tiefe das bukkale Weichgewebe zu stützen. Im Bereich von 6,5 mm zwischen Knochen und dem späteren Kontaktpunkt der Krone ist eine Papille vorhersagbar (7-16). Die Patientin wurde anschließend mit einem Flügelprovisorium versorgt (Abb. 17-19).

In einem letzten Schritt wurde der labiale Gingivabereich mit einem Bindegewebstransplantat (BGT) aus dem Gaumen verstärkt. Aufgrund der Aplasie und dem damit verbundenen Knochenabbau war eine Verdickung des Weichgewebes für ein langfristiges Überleben und den ästhetischen Outcome der Implantate notwendig (Abb. 20-24).

Prothetische Versorgung

Die Planung der prothetischen Versorgung erfolgte mittels Smilecloud (Straumann). Die Zähne sollten mit Veneers versorgt werden und die implantatprothetische Suprakonstruktion bestand aus Keramikabutments auf Titanbasen und Kronen aus e.max (Abb. 25-34).

Zusammenfassung

Die Nichtanlage der oberen seitlichen Inzisiven stellt für die Versorgung sowohl funktionell als auch ästhetisch eine Herausforderung dar. Gerade die richtige Implantatposition ist neben vielen anderen Parametern ein wichtiger Aspekt für ein harmonisches und natürliches Ergebnis. In der ästhetischen Zone sollte aber auch nicht nur die Versorgung der Einzellücken im Vordergrund stehen, sondern ein im Display harmonisches und ästhetisches Lächeln entstehen. Hierfür müssen neben funktionellen Aspekten (Front-Eckzahn-Führung) auch die bestehende Rot-Weiß-Ästhetik analysiert werden. Dieser Fallbericht unterstreicht die Bedeutung eines interdisziplinären Ansatzes zwischen Kieferorthopäde, Chirurg und Prothetiker bei der Behandlung und Versorgung von Patienten. Um interdisziplinäre Behandlungspläne in 3D zu überwachen und mit anderen zu teilen, ist eine gute Kommunikation von großer Bedeutung. Neben der Möglichkeit der Planung des perfekten Längen-Breitenverhältnisses, natürlicher Proportionen und einem optimalen Schneidekantenverlauf von Restaurationen erleichert die Plattform SmileCloud in unserer Praxis die interprofessionelle Verständigung.

Autoren

Dr. med. dent. Florian Göttfert

  • 2003-2009 Zahnmedizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg
  • 2010 Promotion
  • Seit 2012 Praxispartner bei edel & weiss in Nürnberg und Partner des Fortbildungsinstituts 2N
  • Fortbildungen für Zahnärzte
  • Zertifiz. Spezialist für Ästhetik und Funktion (DGAZ, EDA)
  • Zertifiz. Spezialist für Sportzahnmedizin (DGSZM) 
  • Nationale u. international Referententätigkeit für ästh. Zahnheilkunde

Dr. med. dent. Dominik Sporrer

  • 2016-2021 Studium der Zahnheilkunde an der Universität Regensburg
  • 2022 Angestellter Zahnarzt in der Praxis Zahnärzte Stamsried in Freiburg im Breisgau
  • 2023 Promotion
  • Seit 2023 Angestellter Zahnarzt in der Praxis edel & weiss, Nürnberg

sporrer@edelweiss-praxis.de
www.edelweiss-praxis.de

goettfert@edelweiss-praxis.de
www.edelweiss-praxis.de