Die sofortige Platzierung von keramischen Implantaten im Frontzahnbereich des Oberkiefers führt zu hervorragenden Ergebnissen, verkürzter Behandlungszeit, erhaltenem Gewebeaufbau und hoher Ästhetik [1,2]. Die vorliegende Studie verglich gescheiterte Wurzelkanalbehandlungen, Wurzelfrakturen sowie Traumata und dokumentiert eine Einheilquote von 100 % nach zwölf Monaten, minimalem Knochenverlust (0,41 ÷ 0,32 mm) und signifikanten ästhetischen Verbesserungen (PES >12) [3]. Auf Gingivaniveau gesetzte keramische Implantate adressieren ästhetische Bedenken bei dünnen gingivalen Biotypen.
Der Erfolg hängt von einer strengen Fallauswahl, minimalinvasiven Techniken, primärer Stabilität und der Verwendung von Gewebetransplantaten ab, was diese zu einer vorhersehbaren Behandlungsoption macht [4,5].
Fall 1: Gewinnung von keratinisierter Gingiva durch Gewebetransplantation
Eine 52-jährige gesunde Patientin stellte sich mit der Beschwerde über eine dunkler werdende Krone an Zahn 21 (oberer linker Schneidezahn) und Bedenken hinsichtlich des Knochenverlusts in der bukkalen Wand vor (Abb. 1, 2, Fall 1). Die radiografische Untersuchung ergab eine frühere Wurzelkanalbehandlung mit einer assoziierten periapikalen Läsion. Die Patientin berichtete über Schmerzen und Unwohlsein. Nach einer gründlichen Bewertung und Diskussion der Behandlungsalternativen wurde die sofortige Platzierung eines keramischen Implantats der Swiss Dental Solutions (SDS) gewählt, um sowohl funktionale als auch ästhetische Bedenken zu adressieren.
Chirurgisches Verfahren
Der Zahn wurde atraumatisch entfernt und ein SDS 1.2_4614 Implantat wurde in die Alveole eingesetzt. Um den Mangel an keratinisierter Gingiva zu beheben, wurde ein de-epithelialisiertes freies Gingivatransplantat (DFGG) vom Gaumen an der Implantationsstelle platziert (Abb. 3-5). Plättchenreiches Fibrin (A-PRF, BTI) wurde verwendet, um die Heilung und Regeneration des Weichgewebes zu fördern (Abb. 6). Bei der Nachuntersuchung, welche sechs Monate postoperativ stattfand, wurden signifikante Verbesserungen in der Regeneration des keratinisierten Gingivagewebes und der Heilung des Weichgewebes beobachtet. Die dreidimensionale Erhaltung der alveolären Struktur war auf einer Seite effektiv, da die Tulpenform der SDS-Implantate den krestalen Knochen stabilisierte und ihn mechanisch unterstützte, was die Stabilität des Weichgewebes während der initialen Heilung ermöglichte (Abb. 7). Eine Nachuntersuchung nach zwölf Monaten zeigte weitere Verbesserungen beim Wiederaufbau der bukkalen Knochenwand mit fortschreitender Anpassung des Weichgewebes, optimalen gingivalen Konturen sowie Texturund Farbangleichungen. Der PES-Wert verbesserte sich auf 13 von 14 und zeigt hervorragende ästhetische Ergebnisse. Die Patientin äußerte hohe Zufriedenheit sowohl mit den funktionalen als auch mit den ästhetischen Behandlungsergebnissen. Das natürliche Erscheinungsbild der implantatgetragenen Restauration und des umgebenden Weichgewebes entsprach den Erwartungen der Patientin (Abb. 8).
Klinische Relevanz
Dieser Fall demonstriert die Wirksamkeit der Kombination aus sofortiger Implantation und Techniken zur Weichgewebeaugmentation zur Bewältigung komplexer ästhetischer Herausforderungen. DFGG enthält mehr Lamina propria, was zu festerem und besserem Bindegewebe beiträgt und zu einer größeren Zunahme der Gingivadicke im Vergleich zu traditionellen Bindegewebstransplantaten führt [6].
Fall 2: Wurzelfraktur
Eine 71-jährige Patientin mit häufigen Krämpfen, Hashimoto-Erkrankung und Nebenniereninsuffizienz stellte sich vor. Eine Fraktur auf Höhe des intrakanalen Stifts wurde bei der DVT-Untersuchung nachgewiesen, woraufhin eine sofortige Implantation im Bereich von Zahn 21 vorgeschlagen wurde (Abb. 9-11, Fall 2).
Chirurgisches Verfahren
Zahn 21 wurde extrahiert, um die Alveole zu erhalten. Die apikale Zyste einschließlich Kapsel wurde entfernt. Die Alveole wurde gründlich gereinigt und mit Ozon desinfiziert. Ein SDS 1.2_4614-Implantat wurde eingesetzt, gefolgt von einer Augmentation mit einer A-PRF Membran, welche circumferent, poncho-ähnlich um das Implantat platziert wurde. Das Implantat wurde vorbereitet und erhielt eine digital gestaltete provisorische Krone, die zementiert wurde (Abb. 12 – 14). Zehn Monate später erhielt die Patientin eine definitive Krone (Abb. 15).
Klinische Relevanz
Dieser Fall hebt die Verbesserung der allgemeinen Mundgesundheit bei einer Patientin mit mehreren systemischen Erkrankungen hervor. Vertikale Knochenmessungen zeigten Knochenbildung um das Implantat mit einem Anstieg von 0,5 mm zwölf Monate nach der Implantation [3].
Fall 3: Trauma
Ein 60-jähriger männlicher Patient stellte sich mit einer traumatischen Zahnfraktur vor, die die Krone und die Wurzel von Zahn 11 betraf (Abb. 16-18, Fall 3). Der Patient entschied sich für die Extraktion und sofortige Platzierung eines SDS 1.2_4614-Implantats. Eine digital gestaltete provisorische Krone wurde zementiert und mit einem fließfähigen Kunststoff an den benachbarten Zähnen verblockt. Der Okklusion wurde sorgfältig kontrolliert. Nach drei Monaten wurde das Implantat vorbereitet und die definitive Krone zementiert. Der initiale vertikale Knochen (VB) wurde mit 18,17 mm gemessen. Der anfängliche Pink Esthetic Score (PES) betrug acht (Abb. 19) [3].
Nachsorge
Bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten zeigte die klinische Untersuchung eine Erhaltung des gingivalen Gewebes und des alveolären Kamms. Die Nachuntersuchung nach zwölf Monaten zeigte erfolgreiche Osseointegration und Heilung des Weichgewebes. Der vertikale Knochen maß 17,27 mm mit einem erwarteten Knochenumbau von 0,9 mm. Eine signifikante Verbesserung des PES von acht auf 13 deutete auf hervorragende ästhetische Ergebnisse des Weichgewebes um das Implantat hin (Abb. 20, 21).
Klinische Relevanz
Nach einem Trauma hat sich die sofortige Implantation als wirksam erwiesen, wenn Schlüsselfaktoren berücksichtigt werden, wie z. B. eine angemessene Patientenauswahl, ausreichendes Knochenvolumen und -qualität, Erreichung primärer Stabilität sowie Verwendung provisorischer Restaurationen zur Optimierung und Erhaltung der Gewebekonturen.
Fazit
Keramische Implantate adressieren funktionale und ästhetische Bedenken im anterioren Bereich und liefern natürliche Ergebnisse. Die niedrige Komplikationsrate und der minimale Knochenverlust unterstützen diese Prognose weiter. Diese Fälle zeigen die Bedeutung einer umfassenden Behandlungsplanung unter Einbeziehung von Integrationsstrategien, um optimale klinische Ergebnisse nach sofortiger Implantation zu erzielen. Obwohl vielversprechend, sind langfristige Nachuntersuchungen erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Behandler sollten Anatomie, Knochenqualität und Fachkenntnisse berücksichtigen, wenn sie ihr Protokoll für die sofortige keramische Implantation auswählen.

Autoren

Prof. Dr. med. dent. Etyene Schnurr
- 1990-1995 Doktor der Zahnmedizin, DMD in Brasilien, Portugal und der Schweiz
- 2000-2006 PhD and M.Sc. in Pharmakologie und Medizinischer Chemie, UFRJ Federal University of Brazil
- 2012-2014 Postdoc in Infektionskrankheiten und Biof ilm-bezogenen Biomaterialinfektionen, University of California San Francisco (UCSF), CA, USA
- Seit 2022 Clinical Affairs und wissenschaftliche Studien Beraterin, Swiss Biohealth Clinic, Schweiz

Dr. med. dent. Ilian Dargel
- 2005 Abschluss an der Universität von Amsterdam (UvA), Fachbereich Zahnmedizin ACTA Spezialisiert auf orale Implantologie, anerkannt von der Niederländischen Akademie für orale Implantologie NVOI
- Inhaber von CIC, einer Privatklinik für Parodontologie und Implantologie in Castricum, Niederlande

Myles Christopher Hübener
- 2022 Abschluss Fachbereich Zahnmedizin an der Pomeranian Medical University (PMU), Stettin
- Zahnarzt an der Swiss Biohealth Clinic in Kreuzlingen, Schweiz