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Prinzipien der Morphologie und Funktion beim Gewebemanagement 

Die Biologie entscheidet!

Nach jeder Implantatinsertion kann man mit einem bestimmten Knochenabbau rechnen. Dieser ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Neben den Implantatsystem-spezifischen Eigenschaften wie etwa durch Form, Länge, Platform Switch, Oberfläche, Verbindungstyp und Positionierung im Knochen sind patientenspezifische Voraussetzungen, das Können des Chirurgen, das chirurgisch-prothetische Vorgehen und die prothetischen Komponenten von entscheidender Bedeutung. Grundvoraussetzung für den Implantaterfolg ist die Osseointegration und die im Verlauf des Implantatlebens stabile periimplantäre Gesundheit. 

Als eine Entscheidungsgrundlage zur Einschätzung „Implantaterfolg“ wird neben der Osseointegration des Implantates der radiologisch nachverfolgte periimplantäre Knochenabbau über den Verlauf eines Implantatlebens herangezogen. Das Ausmaß des marginalen Knochenabbaus ist von verschiedenen anatomischen Faktoren sowie vom chirurgisch-prothetischen Vorgehen abhängig. Der marginale Knochenabbau setzt direkt nach Implantatinsertion ein, setzt sich mit dem Einsetzen eines Abutments fort und verlangsamt sich ab dem Einsetzen einer prothetischen Versorgung. 

Funktionelle Aspekte von Abutments

Die Oberfläche der Abutments, maschiniert, lasergestrahlt oder rau, ist ein weiterer Einflussparameter auf das Verhalten periimplantärer Gewebe. Je nach Oberflächenstruktur sind niedrigere Plaque- und Blutungswerte sowie ein Knochenzuwachs zu beobachten, aber auch die Weichgewebsanlagerung ist besser. Dies kann sich positiv auf die Ausbildung der periimplantären Weichgewebsmanschette auswirken. 

Patientenfall

Im vorliegenden Patientenfall war der Zahn 46 vor geraumer Zeit entfernt worden, das dreidimensionale Knochenniveau ist an der Stelle reduziert (Abb. 1, 2). Der Patient ist ansonsten gesund, bis auf den fehlenden Zahn 46 vollbezahnt mit einer leichten Mittellinienverschiebung und einer leichten Absplitterung an den Inzisalkanten der Zähne 11 und 22 (Abb. 3, 4). Anhand des Ausmaßes der Einziehung am Kieferkamm (Abb. 5, 6) und nach röntgenologischer Kontrollaufnahme (Abb. 7) wird ein elf Millimeter langes Camlog Progressive Line Implantat (Ø 4.3) regio 46 geplant. 

Nach einem midkrestalen Schnitt und einer ausreichend dimensionierten Lappenbildung wird zunächst die Position markiert (Abb. 8) und dann schrittweise aufbereitet (Abb. 9-11). Das Camlog-Progressive Line Implantat wird inseriert (Abb. 12-14). Anschließend wird ein nach intraoralem Scan vorab in der Dedicam CAD-Bibliothek hergestellter, einteiliger semiindividueller Gingivaformer aus PEEK eingesetzt (Abb. 15, 16). Das Dedicam Portfolio bietet eine große Auswahl an prothetischen Versorgungsmöglichkeiten. Das entwickelte individuelle Emergenzprofil des PEEK-Gingivaformers lässt sich formgleich auch auf Abformpfosten für die offene und geschlossenen Abformung übertragen. 

Auf dem Kontrollröntgenbild ist die Schraube im Implantat gut erkennbar, das Material PEEK ist je nach Graustufeneinstellung leicht sichtbar (Abb. 17). Anschließend wird die freie Implantatschulter und die bukkale Kieferkammregion mit einem Gemisch aus Eigenknochen und PRF (mectron) abgedeckt (Abb. 18-21) und mittels Knopfnähten spannungsfrei vernäht (Abb. 22, 23). Der anschließende Heilungsverlauf verlief komplikationslos. Sieben Tage postoperativ kam der Patient zum Fäden ziehen (Abb. 24, 25), die Gewebesituation war entzündungsfrei. Ein neuer Gingivaformer aus PEEK (Camlog) wurde eingesetzt (Abb. 26, 27). 

Abformung zur Herstellung des definitiven Zahnersatzes 

Drei Monate später kam der Patient zur Abformung für die definitive Kronenversorgung. In der Röntgenkontrollaufnahme zeigt sich, dass das Implantat gut osseointegriert und der Knochen regeneriert ist. Im Röntgenkontrollbild steht der PEEK-Gingivaformer gut im Knochen, jedoch ist der Knochen periimplantär nicht mehr knapp über der Implantatschulter (Vergleich Abb. 17). In der Projektion des Korpus des Gingivaformers erscheint im Röntgenbild jedoch der kaudale Anteil des Gingivaformers nah am Knochenrand oder in direktem Kontakt zum Knochen gelegen (Abb. 28). Das Emergenzprofil hat sich gut ausgeformt, bis zum Einsetzen der definitiven Krone wird der Gingivaformer reintegriert (Abb. 29). Auf eine dreidimensionale Röntgenaufnahme wurde mangels rechtfertigender Indikation verzichtet. Es ist im geschilderten Zusammenhang zu diskutieren, welche Auswirkungen der basale Anteil des semiindividuellen Gingivaformers auf den vorhandenen Knochen sowie – im Rahmen der Regeneration und Osseointegration – durch die Nähe zum Knochen haben könnte. Der Erhalt des Knochen-Implantat-Kontaktes auf krestaler Ebene, der durch patientenindividuelle, implantatspezifische, chirurgisch-prothetische und prothetische Parameter beeinflusst werden kann, ist entscheidend für die zukünftige periimplantäre Gesundheit. 

Autor

Dr. med. dent. Peter Randelzhofer

Dr. med. dent. Peter Randelzhofer

randelzhofer@icc-m.de

www.icc-m.de