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Sanierung einer knöchern und weichgeweblich insuffizienten Gebisssituation

pip Fotostory: Dr. Peter Randelzhofer

Der vorgestellte Patient war ca. zehn Jahre zuvor alio loco komplett mit zahngetragenen Kronen und Brücken, Implantaten an regio 24, 25, einer Brückenversorgung auf den Implantaten regio 14 und 16, zwei Implantaten in regio 35 und 36 sowie neuer Suprakonstruktion versorgt worden. Funktionell wies die Neugestaltung der Restaurationen Mängel auf, welche negative Auswirkungen auf das Kau- und Bewegungsmuster der überkronten Zähne gezeigt hatten.

In unsere Praxis kam der Patient schließlich erst mit dem Gefühl von Lockerungen an den Implantaten, Blutungen am Zahnfleisch, einem seltsamen Geschmack im Mund und regelmäßigen Kopf- und Kieferschmerzen. Auch waren im Unterkiefer etliche Kronenverblendungen abgeplatzt.

Diagnostik und Prognose

Nach einer Übersichtsaufnahme (OPG, Abb. 1) war im Oberkieferseitenzahnbereich ein erheblicher horizontaler und vertikaler Knochenabbau an den Implantaten erkennbar. Nach Anamnese und klinischer Befundaufnahme wurde unser Patient zunächst über die Erhaltungswürdigkeit der Zähne und die Möglichkeiten einer neuen Gesamtversorgung aufgeklärt.

Da er keine Risikofaktoren aufwies, stand neuen Implantaten mit Knochenaufbau nichts im Weg. Der Fall wurde gemäß SAC-Klassifikation als komplex eingestuft. Die Auswahl eines Implantatsystems (Megagen Anyridge), welches auch im kompromittierten Knochen eine ausreichende Stabilität aufweist, ist daher ebenso von Bedeutung wie gute Materialien zur Knochenaugmentation (Ossix Plus, Regedent; Bio-Oss, Geistlich Biomaterials) und zur guten Weichgewebsheilung (PRF, Mectron).

Nach Wiederherstellung der Stützzonen sowie Einstellung einer regelrechten Okklusion und Belastung vermuteten wir, dass auch die Kiefer- und Kopfschmerzen zurückgehen würden.

Bei der Patientenkommunikation fand eine Zusammenfassung aller Risiko- und anderer relevanten Faktoren nach dem bekannten Ampelprinzip statt, angelegt an die Einteilung nach Prof. Strub (Abb. 2). Rot stellt dabei nicht erhaltungswürdige Zähne dar, gelb Zähne mit unsicherer und grün Zähne mit guter Prognose.

Abb. 1 – 14: Bildbeschriftungen im Vollbildmodus

Behandlungsplanung und Extraktion

Nach Dokumentation der klinischen Parameter und funktioneller Analyse sowie Anfertigung des LZP (Abb. 3-8) wurde geplant, die Oberkiefer-Implantate zu explantieren sowie die Zähne 16 und 26 zu extrahieren. Drei Monate nach Explantation sollte nach einem Sinuslift neu implantiert werden.

Implantation und GBR

Nach großflächiger Eröffnung des Operationsbereiches zeigte sich das erwartete Bild. Die Alveolen wiesen große Defekte im Kieferkamm auf (Abb. 9). Ohne Vorbohren wurde der Kieferkamm schrittweise (Abb. 10) für die Aufnahme von je drei Megagen Anyridge-Implantaten (Abb. 11) aufbereitet.

Nach einem internen Sinuslift je Kieferhälfte inserierten wir die Implantate, die stabil im Knochen saßen (Abb. 12, 13). Es folgte das Aufbringen von Knochenersatzmaterial (Abb. 14), welches mit einer Membran (Ossix Plus, Regedent; Abb. 15) sowie PRF (Mectron) abgedeckt und über die Lappen und Nähte fixiert wurde (Abb. 17, 18). Abschließend fertigten wir ein OPG an (Abb. 19).

Vier Monate Einheilzeit später nach EKR der Kronen im Oberkiefer wurden die Frontzähne neu beschliffen (Abb. 20) und die Implantate freigelegt. Der Zustand des kompromittierten, vorab bereits vernarbten Weichgewebes machte beidseits aufwendige großflächige Vestibulumplastiken notwendig (Abb. 22-27). Zwei Wochen nach Freilegung wurde die Situation abgeformt und der Unterkiefer nahezu vollständig neu beschliffen. Die Keramikkronen auf den Implantaten 34, 35 konnten nicht entfernt werden, wurden aber beschliffen und mit Table Tops versorgt (Abb. 28, 29).

Der Zustand vor Einsetzen der Versorgung zeigte einen gut ausgeformten Kieferkamm. Mittels des speziellen funktionalen Designs des Implantat-System konnte ein ausgezeichnetes Emergenzprofil erreicht werden (Abb. 30). Die Suprakonstruktion auf den Implantaten wurde zur Verringerung der horizontalen Kräfte auf den Knochen verblockt (Abb. 31).

Ergebnis

Im Ergebnis ging der Patient nach seiner Totalsanierung mit einer sicheren und langzeitstabilen Versorgung nach Hause. Diese – nun natürlich und altersoptimiert gestaltet (Abb. 32, 33) – ließ ihn im Vergleich zu seiner ehemaligen kompromittierten Situation bestens gelaunt immer wieder Zähne zeigen (Abb. 34-37)!

Abb. 15 – 37: Bildbeschriftungen im Vollbildmodus

Dr. med. dent. Peter Randelzhofer


Chirurgie und Prothetik: Dr. med. dent. Peter Randelzhofer

Email.: dr.randelzhofer@icc-m.de
Website: www.icc-m.de