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Faktoren der Implantatstabilität

Bereits in der letzten Ausgabe der pip wurde im Rahmen der Literaturübersicht zur Messung der Implantatstabilität auf die Bedeutung der von Brånemark definierten Osseointegration auf die Implantatstabilität und letztlich auf den Implantaterfolg eingegangen. Die vorliegende Literaturauswahl soll den Einfluss verschiedener Parameter auf die Primär- und Sekundärstabilität von Dentalimplantaten beleuchten.
Folgende Parameter wurden hinsichtlich ihres Einflusses auf die Implantatstabilität in der Literaturauswahl berücksichtigt:

1) Knochenqualität:

In einer RCT konnten bei Insertion konischer Implantate im Oberkiefer-Seitenzahnbereich, die entweder sofort- oder konventionell belastet wurden, keine Unterschiede – auch nicht in Bezug auf die Knochenqualität – auf den ISQ ermittelt werden [Daher, et al., 2021].

Andere Autoren hingegen führten die niedrigeren Implantatstabilitätswerte bei Frauen auf die geschlechtsabhängige niedrigere Knochendichte zurück [Marwal Abdel, et al., 2020]. DVT-Grauwertanalysen ergaben eine geringere Abnahme der Knochendichte in Verbindung mit einer höheren Primärstabilität nach mehrmaliger Laserbestrahlung des OP-Bereichs in den ersten zwei Wochen nach Implantatinsertion.

Zwölf Wochen später waren die Graustufenwerte im Bereich der Testimplantate immer noch höher als die bei den Kontrollimplantaten, ohne dass jedoch signifikante Stabilitätsunterschiede (Sekundärstabilität) messbar waren.

2) Implantatpräparation:

Neben einem konventionellen Bohrprotokoll stehen dem Behandelnden weitere Aufbereitungstechniken für eine Verbesserung der Implantatstabilität zur Verfügung.

Eine unterdimensionierte Präparation des Implantatbetts ist eine dieser Methoden, die in der Literatur jedoch nicht einheitlich bewertet wird. Einerseits soll sie zu einer Verbesserung der Primärstabilität führen [Palaskar, et al., 2020]. Andere Studien ergaben jedoch, dass die
Unterdimensionierung der Implantatpräparation nicht zu einer Verbesserung der Primär – und Sekundärstabilität führte [Sierra-Rebolledo, et al., 2021].

Die Osseodensifikation ist ein relativ neues Verfahren, welches mittels eines eigenen Präparationsinstrumentariums (Densah-Burs) zu einer Verdichtung des Alveolarknochens, und somit zu einer Verbesserung der Knochenqualität führen soll.

In mehreren Publikationen wird der Technik eine gute Wirksamkeit bescheinigt, die zu signifikant höheren Primärstabilitätswerten führte [Bergamo, et al., 2021, Gaikwad, et al., 2020, Inchingolo, et al., 2021, Padhye, et al., 2020].

Der Einsatz der Piezochirurgie führte nicht zu signifikanten Unterschieden in Bezug auf die Stabilitätswerte während der Einheilphase und die Überlebensraten [Amghar-Maach, et al., 2018, García-Moreno, et al., 2018].

Allerdings führte die Piezochirurgie zu einer höheren Sekundärstabilität [García-Moreno, et al., 2018, Godoy-Reina, et al., 2021].

3) Implantatdesign:

Implantate mit einer mäßig rauen Oberfläche und einer porösen Struktur führten zu einer guten sekundärstabilen Verankerung, auch bei Implantaten, die eine unzureichende Primärstabilität aufwiesen.

Die Ergebnisse stellten die primärstabile Verankerung als Voraussetzung für die sekundäre Langzeitstabilität von Implantaten in Frage, die auch von anderen Autoren als fraglich eingestuft wurde [Daher, et al., 2021, Palaskar, et al., 2020].

In mehreren Publikationen konnten keine signifikanten Unterschiede bei der Implantatstabilität und den krestalen Knochenverlusten in Abhängigkeit von Implantat-Makrodesign [Atieh, et al., 2018, Díaz-Sánchez, et al., 2019] bzw. des Designs des Implantathalses [Tokuc und Kan, 2021] ermittelt werden.

Im Gegensatz dazu wurden in einer weiteren Studie bei Implantaten mit einem breiteren Implantathals und einem selbstschneidenden Gewindedesign signifikant bessere Stabilitätswerte nach drei und sechs Monaten beobachtet [Ranabhatt, et al., 2021].

4) Implantatoberfläche:

Die Oberfläche von Implantaten war bereits Gegenstand der Literaturzusammenstellung in pip k&s 3/2021, sodass nicht alle bereits zitierten Studien, die den Einfluss der Oberfläche auf die Implantatstabilität untersuchten, erneut aufgeführt werden müssen.

Thermochemische Oberflächenvorbehandlungen führen offensichtlich nicht zu unterschiedlichen Stabilitätswerten bei Sofort- oder Frühbelastung [Albertini, et al., 2021]. Die bessere Benetzbarkeit von Implantaten mit hydrophiler Oberfläche führt im Oberkiefer-Seitenzahnbereich nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Primär- und Sekundärstabilität [Barbosa, et al., 2021]. Auch bei Implantaten mit einer bioaktiven Oberfläche konnte bei Implantatversorgung des Unterkiefer-Seitenzahnbereichs im Vergleich zu sandgestrahlten Implantaten eine signifikant höhere Primärstabilität ermittelt werden [Gursoytrak und Ataoglu, 2020], welche nach einer zweiwöchigen Einheilphase nicht mehr messbar war.

Die Beschichtung mit einer bioabsorbierbaren Apatit-Nanobeschichtung führte im Vergleich zu anderen Oberflächen zu einer beschleunigten Zunahme der Implantatstabilität während der Einheilung, die jedoch statistisch nicht signifikant war [Körmöczi, et al., 2021]. TiUnite-Oberflächen führten offensichtlich zu den besten Ergebnissen in Bezug auf die Implantatstabilität, wie eine Netzwerk-Metaanalyse zu tierexperimentellen Studien zeigte [Hao, et al., 2021].

5) UV-Bestrahlung:

Die so genannte „Fotofunktionalisierung“ der Implantatoberfläche kann im qualitativ schlechten Knochen zu einer signifikanten Beschleunigung der Osseointegration und Steigerung der Implantatstabilität während der Einheilphase führen [Choi, et al., 2021, Sandhu, et al., 2021].

6) Fotobiomodulation (PBMT):

Die PBMT erfolgt mittels einer Niedrigenergie-Laserbestrahlung des OP-Feldes. In einigen RCT hatte sie einen signifikanten Einfluss auf die Sekundärstabilität von Implantaten, während sie in der Einheilphase nicht zu erhöhten Implantatstabilitätswerten führte [Kashefimehr, et al., 2021, Matys, et al., 2019]. In einem anderen RCT [Bozkaya, et al., 2021] sowie einem systematischen Review [Chen, et al., 2019] waren zu keinem Messzeitpunkt Unterschiede erkennbar.

In zwei weiteren systematischen Reviews konnten potenzielle positive Wirkungen der PBMT auf die Implantatstabilität beobachtet werden [Zayed und Hakim, 2020, Zhang, et al., 2021].

Die Autoren wiesen jedoch auf die derzeit noch uneindeutige wissenschaftliche Evidenz des Verfahrens hin.

Die Literatur-Recherche zum Thema finden Sie im PDF (s. unten).