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Umweltfreundliche Zahnarztpraxis: Große Handprints und kleine Fußabdrücke

Umweltfreundliche Zahnarztpraxis: Wenn vom ökologischen Fußabdruck („Footprint“) die Rede ist, dann sind die Umweltfolgen unseres Handelns gemeint. Der weniger bekannte „Handprint“ umfasst alle Möglichkeiten zur aktiven Verbesserung unserer Umwelt-Bilanz. Diese Verbessungen lassen sich auch einfach in Zahnarztpraxen umsetzen, helfen so der Umwelt und wirken sich positiv auf die Reputation der Praxen aus.

Der wirtschaftliche Fußabdruck aller Zahnarztpraxen in Deutschland – ihr Anteil am BIP – beträgt ganze 36 Milliarden Euro. Das Erreichen sozialer Wertschöpfung steht beispielsweise bei den 70 Hilfsorganisationen im Netzwerk der Bundeszahnärztekammer besonders im Fokus. Im Gegensatz dazu sollte der ökologische Fußabdruck der Praxen so gering wie möglich sein. Dass dies nicht nur unserer Umwelt hilft, sondern für Patienten ein Praxisauswahlkriterium sein kann, zeigt eine britische Umfrage: 64% von über 500 DH‘s bestätigten, dass ihren Patienten Nachhaltigkeit wichtig ist, ca. ein Drittel war unentschlossen und nur 1% verneinte die Frage. Auch hierzulande sind ein nachhaltiger Lebensstil und Umweltschutz ein bedeutendes Anliegen vieler Praxisbetreiber, nämlich für 70% der weiblichen Befragten und immerhin 61% der männlichen Befragten.

Erster Schritt: die Analyse der Möglichkeiten

Für umweltfreundliche Verbesserungen in der Praxis gibt es viele Möglichkeiten. Und diese lohnen sich besonders dort, wo große Effekte erzielt werden können. Ebenfalls in UK wurde der Anteil der Praxisbereiche an der CO2-Bilanz (Carbon Footprint) des nationalen Gesundheitsservice untersucht. Weil An- und Abfahrten dazugehören, ist der Pendelverkehr von Praxisteam und Patienten mit etwa 31% jeweils der größte CO2-Verursacher! Auf Platz drei der CO2-intensivsten Bereiche liegt der Einkauf (19%), gefolgt vom Energieverbrauch (15%, z.B. Strom und Gas). Nur unter einem Prozent liegen jeweils die Bereiche Lachgassedierung, Wasserverbrauch und Praxismüll. 

Es gilt zu erfassen, wie der Status Quo der Praxis ist. Hierzu zählen auch soziale Aspekte, wie z. B. Weiterbildung der Mitarbeiter, soziales Engagement, Unterstützung von Hilfsprojekten und vieles mehr.

Zweiter Schritt: erreichbare Ziele definieren

Natürlich kann man seine Treibhausgasbilanz selbst aktiv senken. Dabei werden alle Beiträge zur Verbesserung als eigener Handprint bezeichnet – daran kann jeder arbeiten. Empfehlenswert ist eine Ziel-Definition nach dem SMART-Prinzip – Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminierbar. Sucht man sich für den Anfang gut erreichbare Ziele mit spürbaren Effekten aus und geht sie gemeinsam an, steigen die Motivation und der Spaß. Tipp: Erste Erfolge stellen sich leichter ein, wenn man auf etablierte Möglichkeiten und sinnvolle Trends setzt statt lokale „Insellösungen“ zu überlegen. Beim Pendler-Beispiel kann sich zum Beispiel die Verwendung der öffentlichen Verkehrsmittel oder eines Fahrrades bewähren, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Der Weg zur umweltfreundlichen Praxis ist Teamarbeit.

Daher muss bereits bei der Planung das gesamte Praxispersonal einbezogen werden. Jeder einzelne Mitarbeiter sollte das Nachhaltigkeitskonzept der Praxis verstanden und verinnerlicht haben. Hier sind Schulungen, Fortbildungen oder Workshops ein gutes Mittel, um das Thema zu vermitteln. Auch für die Kommunikation kann das neue Praxiskonzept angepasst werden – sowohl intern als auch extern an die Patienten. So könnte das Praxisteam regelmäßig reporten, welche Maßnahmen umgesetzt und welche Effekte bereits erzielt wurden, oder die Dinge nennen, an denen noch gearbeitet werden muss. Die Patientenansprache kann mittels Broschüren, Praxispostern und/oder Social Media erfolgen, um über Erfolge zu informieren und zu motivieren, selbst nachhaltiger zu agieren. Einen Leitfaden (How-to-Guide) für die Zahnarztpraxis und viele weitere Anregungen und Hilfestellungen gibt es vom Centre for Sustainable Healthcare (Oxford/UK).[1]  Darin sind zahlreiche praxisorientierte Möglichkeiten für die Bereiche Verkehr, Material und Einkauf, Energie, Grünflächen und Abfall beschrieben. Jeweils mit hilfreichen Aufwand-Nutzen-Betrachtungen und einigen Praxisbeispielen.

Dritter Schritt: die Umsetzung, z.B. Praxiseinkauf bei verantwortungsvollen Herstellern

Weil der Einkauf zu den größten Einflussfaktoren auf die Klimabilanz innerhalb der Praxis gehört, lohnt es sich, diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es wird empfohlen, zuerst bei ausgewählten Produkten Nachhaltigkeitskriterien anzulegen. Im Zweifel kann den Herstellern ein konkreter Fragebogen (Arbeitsbedingungen, Lieferketten, Materialien, Energiequellen, Verpackung, CO2-Bilanz etc.) zugeschickt werden, der für Transparenz sorgt und die Unternehmen und Lieferanten veranlassen soll, sich stärker mit ihrer Verantwortung auseinanderzusetzen. Zusätzlich sollte nach regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichten und freiwilligen Verpflichtungen gefragt werden. Mit der Entscheidung bevorzugt dort zu kaufen, wo ethische Standards und Umweltfragen Berücksichtigung finden, wird man auch dem zunehmenden Patientenanspruch gerecht, im Praxisshop bewusste Kaufentscheidungen treffen zu können.

Der Weltzahnärzteverband FDI appelliert an unsere Branche, Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen und empfiehlt Herstellern die Einhaltung nachhaltiger Richtlinien. Beim Mundhygiene-Spezialisten TePe beispielsweise ist dieses Engagement in allen Bereichen fest verankert. Die Schweden konzentrieren sich besonders auf die UN-Entwicklungsziele, bei denen sie die größten Effekte erreichen können. So verpflichten sie sich u. a. dazu, weiterhin zu 100% erneuerbare Energien zu nutzen, für Produkte und Verpackungen wo möglich nachwachsende oder recycelte Ressourcen zu verwenden und bis Ende 2022 klimaneutral zu werden. Erreichtes und Ziele sind im zertifizierten Nachhaltigkeitsbericht auf der Unternehmensseite veröffentlicht. Produktseitig stellt das Unternehmen das Sortiment Stück für Stück auf nachhaltige Mundpflege-Produkte um.

Durch den Ersatz von fossilen Rohstoffen durch erneuerbare Kiefernöle in einem Massenbilanzsystem wird der Kohlendioxid-Fußabdruck der Interdentalbürsten von TePe – Original, Extra Soft und TePe Angle – um circa 80 % reduziert. Zudem sind auch die ersten TePe Spezialbürsten aus nachhaltiger Herstellung erhältlich.

Autor: Dr. Ralf Seltmann M.A., Senior Manager Clinical Affairs

Weitere Informationen

[1] https://sustainablehealthcare.org.uk/dental-guide/measuring-and-embedding (Stand: 14.07.2020)