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Situation der Seniorenzahnmedizin an Hochschulen unbefriedigend

Die Situation der Seniorenzahnmedizin im Studium stand im Mittelpunkt für den zweiten „Tag der Lehre“, zu dem die  DGAZ (Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin) am vergangenen Samstag ins Evangelische Geriatriezentrum Berlin eingeladen hatte.

Der Einladung gefolgt waren Vertreter von zehn deutschsprachigen Hochschulen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ina Nitschke, MPH, (Uni Leipzig) und Prof. Dr. Christoph Benz (Uni München) tauschten sich die Hochschullehrer über die jeweilige Situation der Seniorenzahnmedizin an den Hochschulstandorten aus. „Ich war schon etwas erschrocken darüber, dass an einigen Hochschulen alles, was die Seniorenzahnmedizin betrifft, nur in der Freizeit stattfinden kann. Angesichts des akuten Bedarfs an Zahnmedizinern bei der Versorgung Pflegebedürftiger – und hier speziell in der ambulanten Betreuung – kann ich das nicht nachvollziehen“, erklärte DGAZ-Präsidentin Ina Nitschke im Anschluss.

Seniorenzahnmedizin in Deutschland

Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde eröffnete DGAZ-Vizepräsident Prof. Benz das Treffen mit einem Impulsreferat zur Situation der Seniorenzahnmedizin in Deutschland. Dabei blickte er auf den ersten „Tag der Lehre“ im Herbst vergangenen Jahres zurück und kritisierte die im Anschluss „verpasste Chance“ für die Gestaltung der novellierten Approbationsordnung Zahnmedizin. „Hier hätte eine Gelegenheit bestanden, das inzwischen auch von der Mitgliederversammlung der DGAZ einstimmig geforderte Pflegepraktikum in die Ausbildung zu integrieren. Je früher angehende Zahnmediziner/innen den Umgang mit betagten Patienten lernen, desto größer ist die Chance, dass sie diese später auch behandeln können und wollen“, so Prof. Benz.

Außerdem ging er auf den in diesem Jahr veröffentlichten Barmer-Report ein. Dieser habe völlig falsche Rückschlüsse gezogen und in letzter Konsequenz nur gezeigt, dass die Barmer die bestehenden Hindernisse und Wirkmechanismen in der SZM, die eine Behandlung oft unnötig erschwerten oder gar unmöglich machten, nicht verstanden habe. Er warnte grundsätzlich davor, aus statistischen Daten konkrete Rückschlüsse auf den Praxisalltag zu ziehen.

Eine neue und gute Chance für die aufsuchende Betreuung von Pflegebedürftigen sah Benz in der Mitte des Jahres in Kraft getretenen Richtlinie zum § 22a. Er dankte in diesem Zusammenhang der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) für deren Verhandlungen mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss für eine verbesserte Abrechnungssituation. Insgesamt seien nun 108 BEMA-Punkte pro Patient und Jahr mehr abrechenbar. Dennoch sei der weitere Handlungsbedarf hoch, es müssten mehr Kooperationsverträge von Zahnärzt/inn/en mit Pflegeinstitutionen getroffen werden. Auch die ambulante Versorgung weise weiter große Lücken auf.  Auf Dauer müssten die abrechenbaren Leistungen in diesem Umfeld auf jeden Fall weiter verbessert werden. Das erfordere schon die demographische Entwicklung.

Aktuelle Situation an den Hochschulen

Anschließend berichteten die teilnehmenden Universitäten über die jeweils aktuelle Situation zur Ausbildung in der Seniorenzahnmedizin an ihren Standorten. Dabei wurden einzelne Projekte vorgestellt und die Einstellung der Studierenden zu diesem Thema bewertet. Hier kam auch zur Sprache, dass einige Projekte nur realisiert werden können, wenn diese in der Freizeit stattfänden. Einige Hochschulvertreter berichteten über gute Unterstützung seitens der zuständigen Hochschullehrer, teilweise wurde diese Unterstützung aber vermisst. Auffällig war, dass nur wenige berichteten, dass die Ausbildung zum Thema Seniorenzahnmedizin als eine der umfassenden Aufgaben innerhalb der Ausbildung in den einzelnen Zahnkliniken gewertet und damit die Bedeutung beigemessen wird, die diesem Gebiet angesichts der aktuellen Versorgungssituation und der Demographielast eigentlich zukommen müsste.

Abschließend wurden über die Inhalte einer einsemestrigen Vorlesungsreihe gesprochen, Tipps zum Suchen der externen Referenten gegeben und Erfahrungen zum Einsatz eines Alterssimulationsanzuges ausgetauscht. Ein Mustervorlesungsplan soll als Ergebnis dieses Treffens jetzt verfeinert und dann veröffentlicht werden.

Für die DGAZ-Präsidentin Prof. Nitschke war es „erfreulich, dass dieses Mal auch die Universitäten Hannover, Heidelberg und Düsseldorf neu in der Gruppe vertreten waren.“ Somit waren beim ersten und zweiten DGAZ-„Tag der Lehre“ die Universitäten Düsseldorf, Gießen, Göttingen, Hannover, Heidelberg, Köln, Leipzig, Marburg,  München, Münster, Witten und Zürich vertreten. Der nächste „Tag der Lehre“ ist für Freitag, den 6. September 2019, in Berlin anberaumt.

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