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Strukturerhalt durch Sofortimplantation und -versorgung

Das „Erste-Hilfe-Implantat“-Konzept

In nur einer Sitzung von der Extraktion eines Frontzahns zum Provisorium. Individuell abgestimmt auf die intraoralen Bedingungen unter Einsatz aktueller dentaler Materialien. Unter dem Primat eines langfristigen Erhalts der hart- und weichgewebigen Strukturen und damit der natürlichen Nachbarzähne. Jederzeit bei Bedarf implantatprothetisch erweiterbar: Kurzum, eine Versorgung gemäß Patientenwunsch, die, erfolgreich durchgeführt, eine hohe Patientenbindung generiert.

Brücke oder Implantat – diese „Gretchenfrage“ lässt sich nur im Patientengespräch klären. Im Fall eines Frontzahnersatz im Oberkiefer bei sonst vitalen Zähnen sollten allerdings die substanzerhaltenden Eigenschaften eines Einzelzahnimplantates den Ausschlag geben. Sogar im sensiblen Frontzahnbereich kann eine langfristig ästhetisch wie funktionell stabile Sofortimplantation als gesichert gelten – vorausgesetzt, es erfolgt eine strenge und möglichst digitalbasierte Indikationsstellung. Moderne Implantate ermöglichen mit ihrem Makro- und Mikrodesign neben dem Erhalt der marginalen Weichgewebsarchitektur und der benachbarten knöchernen Strukturen hinreichend Primärstabilität und hohe Überlebensraten auch bei kurzen Einheilzeiten [5]. Kriterien, die in ihrer Summe in einer hohen Patientenzufriedenheit resultieren [2].

Fallbeschreibung

Im vorliegenden Fall war die Gingiva der Patientin um ihre Implantatkrone in regio 11 gerötet, leicht geschwollen und druckempfindlich. Zirkulär um das alio loco gesetzte Implantat sowie apikal zeigten sich in der Röntgenaufnahme deutliche Aufhellungen. Das Implantat war unzureichend osseointegriert und musste explantiert werden. Um die Nachbarzähne zu schonen und keine weitere Resorption der knöchernen und in Folge der weichgewebigen Strukturen zu riskieren, wurde der 55-jährigen Geschäftsfrau in einem ausführlichen Gespräch eine Neuimplantation mit Sofortversorgung vorgeschlagen, soweit keine ihr bekannten Kontraindikationen dagegensprächen. Die nur eintägige Behandlung sowie der voraussichtliche Langzeiterfolg der Therapie überzeugten sie.

Prämisse für den Therapieerfolg war, dass das marginale Weichgewebe sowie der Alveolarknochen und insbesondere die faziale Lamelle durch eine schonende Explantation unversehrt blieben. Die DVT-Aufnahme zeigte ausreichend stabiles Hartgewebe, um die Implantatposition innerhalb des Zahnbogens leicht palatinal ausrichten zu können. Grundlage wiederum, um in der Spongiosa im apikalen Anteil des Implantats wie auch in der palatinalen Kortikalis eine ausreichend primärstabile Verankerung des Implantats zu erreichen.

Das alte Implantat ließ sich komplikationslos explantieren. Orovestibuläre Luxationsbewegungen wurden dabei ebenso vermieden wie sonstige Schädigungen der hart- und weichgewebigen Strukturen. Die Extraktionsalveole wurde sorgfältig von Granulationsgewebe gereinigt und mit der antimikrobiellen Photodynamischen Therapie (aPDT) nach dem Helbo-Verfahren (bredent) desinfiziert. Das führt zu einer Reduktion des pathologischen Keimspektrums, wodurch eine physiologische Rekolonisierung im Mund erreicht wird. Ein Ergebnis, wie es sonst erst nach einer Wartezeit von drei bis vier Wochen erreicht werden kann [1] (Abb. 1-5).

Das Implantatbett wurde schonend aufbereitet [3], ein Blue Sky Implantat (bredent) (4,0 x 114 mm) auf Knochenhöhe primärstabil eingebracht und mit der Ratsche auf 30 Ncm angezogen. Der Spaltraum wurde mit Bohrspänen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt und ein provisorisches Kunststoffabutment (Sky temp) auf dem Implantat verschraubt. Aufgrund des zahnfarbenen Abutments wird auch die Ästhetik nicht beeinträchtigt. Um keinen übermäßigen Druck auf die weichgewebigen Strukturen auszuüben und eine dadurch bedingte Rezession des Weichgewebes zu vermeiden, wurde das provisorische Abutment zuvor individualisiert. So konnten sich die periimplantäre Mukosamanschette und die approximalen Papillen in der Remodellierungsphase unter weitestgehendem Erhalt der umlaufenden Gingiva-Faser-Architektur stabil ausbilden, was wiederum das Periimplantitisrisiko erheblich senken kann. Abschließend wurde die entsprechend präparierte und desinfizierte Zahnkrone des explantierten Frontzahns als Provisorium temporär verklebt und damit die natürlich gewachsene Gingivaarchitektur unterstützt. Nach einer dreimonatigen Osseointegrationsphase – die Extraktionsalveole war vollkommen reizfrei abgeheilt – wurde abgeformt und die Patientin erhielt als finale Versorgung eine Zirkonoxidkrone (Luxor Z True Nature) als exakte optische Kopie des natürlichen Nachbarzahns, zementiert auf einem individuell hergestellten Zirkonabutment (Zementfuge ca. 1,5 mm unterhalb des mukosalen Attachments) (Abb. 7-15).

Schlussbetrachtung

Beruflich oder gesellschaftlich stark eingebundene Patienten brauchen oftmals rasche Hilfe, wenn ein akutes klinisches Problem die Extraktion eines Zahns notwendig macht. Sind die strukturellen Voraussetzungen gegeben, kann in solchen Fällen mit einer sofortigen, temporären Versorgung der Patientenwunsch noch am selben Tag ästhetisch, funktionell und festsitzend erfüllt werden. Eine für den Patienten wie Behandler effektive und effiziente Versorgung. Grundvoraussetzung dafür ist eine ausreichende Primärstabilität des Implantats [4]. Sind diese Bedingungen gegeben, lässt sich die gewünschte definitive Versorgung nach erfolgter Osseointegration mit nur einem Abutmentwechsel unter Erhalt der hart- und weichgewebigen Strukturen insbesondere des Emergenzprofils einsetzen.

Autoren

Dr. med. dent. Michael Weiß

  • 1984-1986 Ausbildung zum Zahntechniker
  • 1991 Promotion zum Dr. med. dent.
  • 2005 Gründung der OPUS DC Dental-Clinic in Ulm zusammen mit Dr. Margit Weiß
  • Tätigkeitsschwerpunkte: Implantologie, Parodonto-logie, Asthetische Zahnheilkunde
  • Mitgliedschaft in zahlreichen Fachgesellschaften und Organisationen
    Nationale und internationale Referententätigkeit

Dr. med. dent. Georg Eckner, M.Sc.

  • 2020 Promotion zum Dr. med. dent.
  • 2021 Abschluss des postgradualen Studiums an der Danube Private University als Master of Science (M.Sc.) in Parodontologie und Implantologie
  • Tätigkeitsschwerpunkte: Implantologie, Parodontologie, Ästhetische Zahnheilkunde
  • Mitgliedschaft in zahlreichen Fachgesellschaften und Organisationen

ulm@opus-dc.de
www.opus-dc.de

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