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Welttag der Mundgesundheit 2021: Mundgesundheit und Rauchen

Rauchen hat vielfältige negative Auswirkungen auf die Mundgesundheit und fördert die Entstehung diverser Erkrankungen. Der Ansatz der Risikoreduzierung beim Rauchen kann Raucher*innen helfen, diese Folgen zumindest abzumildern. Zahnärzt*innen kommt hier eine wichtige Beraterfunktion zu. Leider fühlen sich viele Zahnärzt*innen zum Ansatz der Risikoreduzierung nicht ausreichend informiert, um Raucher*innen hinreichend zu diesem Thema zu beraten.

Sämtliche negativen Auswirkungen auf den Mundraum durch das Rauchen lassen sich auf Entzündungsreaktionen zurückführen. Diese werden durch Schadstoffe im Zigarettenrauch ausgelöst, die größtenteils während des Verbrennungsprozesses des Tabaks entstehen. Die Folge: Raucher*innen haben ein um das 15fache erhöhte Risiko an Parodontitis zu erkranken als Nichtraucher*innen. Gleiches gilt für die Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen im Mundraum, welche bei Raucher*innen um das 5-13fache erhöht ist. Hinzu kommt, dass das Rauchen auch den Erfolg der jeweiligen Behandlung der oben genannten Erkrankungen beeinträchtigen kann – sich also doppelt negativ auswirkt.

E-Zigaretten und Tabakerhitzer als schadstoffreduzierte Alternativen zur Zigarette

Der komplette Rauchstopp ist für Raucher*innen immer die beste Option. Allerdings zeigen Umfragen, dass 80 Prozent der deutschen Raucher*innen diesen erst gar nicht in Erwägung ziehen [1]. Für diese Gruppe wurden in den vergangenen Jahren vermehrt alternative Produkte, wie beispielsweise E-Zigaretten oder Tabakerhitzer, entwickelt. Wissenschaftliche Studien, etwa vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) [2, 3] bescheinigen ihnen ein deutlich niedrigeres Risikopotenzial im Vergleich zur Zigarette. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Umstieg auf die schadstoffreduzierten Alternativen komplett erfolgt. Denn nur so können Raucher*innen von der maximal erreichbaren Schadstoffreduktion profitieren. Völlig klar: Auch diese Produkte sind nicht risiko- beziehungsweise schadstofffrei, unterscheiden sich in ihrem individuellen Risikopotenzial jedoch maßgeblich von konventionellen Zigaretten.

Wissenschaftliche Fakten und Studien

Diverse Untersuchungen verdeutlichen diese signifikanten Unterschiede zwischen den Schadstoffen im Zigarettenrauch und den Aerosolen aus E-Zigaretten und Tabakerhitzern. Das gilt vor allem für die stark entzündungsfördernde Wirkung des Zigarettenrauchs. Publizierte Studien von PMI Science in dreidimensionalen Zellkulturen aus Zahnfleisch- oder Mundschleimhautepithelien zeigen beispielsweise drastisch unterschiedliche Effekte zwischen Zigarettenrauch und dem Aerosol von schadstoffreduzierten Produkten. Kurz gesagt: Die Verbrennungsschadstoffe aus dem Zigarettenrauch aktivieren unzählige Gene, die zu Entzündungsreaktion, Immunantworten, Zellteilung, Zellalterung, Zelltod und letztlich Gewebeschädigung wie Atrophie und Keratinisierung führen. Diese Effekte sind beim Aerosol aus Tabakerhitzern signifikant reduziert [4, 5, 6].

Auch die sich auf Ästhetik und Wohlempfinden auswirkende mögliche Zahnverfärbung durch Zigaretten im Vergleich zum Tabakerhitzer wurde im Labor untersucht. Das Ergebnis war eindeutig: Die Verfärbung von verschiedenen Füllmaterialien [7] und von isolierten Prämolaren [8] stellte sich beim Zigarettenrauch schon nach nur drei Wochen 3-10-fach stärker dar als es beim Aerosol aus einem Tabakerhitzer der Fall war.

Zahnärzt*innen sind wichtige Schnittstelle zum Raucher

Rauchen ist bekanntermaßen der größte vermeidbare Risikofaktor für die Gesundheit. Deshalb sollte medizinisches Fachpersonal – auch Zahnärzt*innen – diesen Risikofaktor in jedem Gespräch mit Raucher*innen ansprechen. Auch für die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) spielt die Funktion von Zahnärzt*innen beim Thema Rauchen, bzw. Raucherentwöhnung eine wichtige Rolle [9]. So fordert sie auch all ihre Mitglieder auf, „Raucherentwöhnungsberatung sowie Informationen über die Folgen des Tabakkonsums für die Mundgesundheit in die Routine der täglichen zahnärztlichen Praxis“ zu integrieren [10]. Das ist insofern sinnvoll, weil zahnärztliche Teams das Bewusstsein von Raucher*innen für die Risikofaktoren des Rauchens möglicherweise schon zu einem Zeitpunkt schärfen können, bevor Folgeerkrankungen des Rauchens entstehen. Denn: Jeder Deutsche sucht im Durchschnitt ein- bis zweimal pro Jahr eine Zahnarztpraxis auf. 

Zahnärzt*innen sprechen häufig über Rauchstopp aber ihnen fehlen Informationen

88 Prozent der Zahnärzt*innen sprechen das Thema Rauchen auch regelmäßig bei rauchenden Patient*innen an und 47 Prozent thematisieren konkret den Rauchstopp. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Psyma im Auftrag der Philip Morris GmbH. Weiterhin zeigt die Befragung, dass Zahnärzt*innen am häufigsten die Willenskraft (62%) als Rauchstoppmethode empfehlen – gefolgt von Akupunktur/Hypnose (45%), Nichtraucherkursen (42%), Verhaltenstherapien (40%) und Nikotinersatztherapien (38%).

43 Prozent der Befragten haben ihre Patient*innen bereits auf E-Zigaretten oder Tabakerhitzer angesprochen. Allerdings zeigt sich, dass vielen Zahnärzt*innen grundlegende Informationen zu diesen schadstoffreduzierten Alternativprodukten zur Zigarette fehlen. So schätzten 49 Prozent das Schadenspotenzial von E-Zigaretten und Tabakerhitzern fälschlicherweise als gleich hoch oder höher ein als das von herkömmlichen Zigaretten. Zusätzliche 73 Prozent fühlen sich nicht ausreichend über diese schadstoffreduzierten Produkte informiert, während 86 Prozent auch das Konzept der Risikoreduzierung nicht kennen. Nach einer kurzen Erläuterung hielten es jedoch 76 Prozent der Befragten für einen sinnvollen Ansatz für Raucher*innen, die das Rauchen ansonsten nicht aufgeben.

Weitere Informationen

Weiterführende Literatur

[1] Kotz D, Batra A, Kastaun S. Smoking cessation attempts and common strategies employed: A Germany-wide representation survey conducted in 19 waves from 2016 to 2019 (the DEBRA Study) and analyzed by socioeconomic status. Dtsch Arztebl Int. 2020; 117:7-13. doi: 10.3238/arztebl.2020.0007.

[2] Mallock N, Böss L, Burk R, et al. Levels of selected analytes in the emissions of “heat not burn” tobacco products that are relevant to assess human health risks. Arch Toxicol 92, 2145–2149 (2018).

[3] Pieper E, Mallock N, Henkler-Stephani, F, et al. Tabakerhitzer als neues Produkt der Tabakindustrie: Gesundheitliche Risiken. Bundesgesundheitsbl 61, 1422–1428 (2018).

[4] Assessment of the impact of aerosol from a potential modified risk tobacco product compared with cigarette smoke on human organotypic oral epithelial cultures under different exposure regimens (2018) (Link)

[5] Comparative systems toxicology analysis of cigarette smoke and aerosol from a candidate modified risk tobacco product in organotypic human gingival epithelial cultures: A 3-day repeated exposure study, Food and Chemical Toxicology 101 (2017) 15-35. (Link)

[6] Wirkung von Dampf aus E-Zigaretten auf Entzündung in 3D-Kulturen von Mundschleimhautzellen (2019) 

[7] Zhao et al., Effects of cigarette smoking on color stability of dental resin composites, American Journal of Dentistry, Vol. 30, No. 6, December, 2017;

[8] Zanetti et al., Effects of cigarette smoke and tobacco heating aerosol on color stability of dental enamel, dentin, and composite resin restorations. Quintessence Int 2019;50: 156–166; doi: 10.3290/j.qi.a41601)

[9] Bundeszahnärztekammer 1

[10] Bundeszahnärztekammer 2

[11] PMI Science