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Eine implantatprothetische Einzelzahnversorgung

Eine Fallstudie von Dr. med. dent. Friedemann Petschelt, Dr. med. dent. Andreas Petschelt und Dr. med. dent. Johannes Petschelt

Zementieren oder Verschrauben? Implantatgetragene Einzelzahnversorgungen stellen einen Behandler vor verfahrensbedingt technische sowie biologische Herausforderungen wie das Vermeiden von Periimplantitiden durch nicht entfernte Zementreste, die Risiken von Schraubenlockerungen bei verschraubten Konstruktionen oder eine latente Instabilität der Krone durch den Verlauf des Schraubkanals [1,2]. Eine nur durch Friktion festsitzende Krone hingegen bietet die Chance, solche systembedingten Risiken weitestgehend vermeiden zu können.

Die dentale Implantologie wird von Patienten vielfach als kostenintensiv, zeitaufwendig und risikobehaftet eingeschätzt. Daher ist es für den Entscheidungsprozess von Patienten, die sich nach erstmaligem Verlust eines Zahnes über mögliche Einzelzahnversorgungen informieren, vorrangig, eine medizinisch verständliche, zeitlich überschaubare, wirtschaftlich attraktive und nicht zuletzt langzeitstabile implantatprothetische Lösung angeboten zu bekommen. Das konometrische Konzept der Retention durch Friktion mit Acuris (Dentsply Sirona) bietet dem Behandler diese Eigenschaften. Das Instrumentarium besteht aus Laboranalog, Abformkappe, provisorischer Kappe mit Einbringinstrument, finaler Kappe, Laborkappe, Einheilkappe und dem Befestigungsinstrument mit austauschbarer Spitze (Abb. 1).

Abb 1:​ Die Acuris-Komponenten.

Abb. 2:​ Präoperative Implantatplanung.

Abb 3: Astra Tech Implant System EV 4,2 S.

Abb. 4:​ Komplikationsfrei abgeheilte periimplantäre Mukosa vor der Freilegung

Abb 5: Konometrischer Acuris-Aufbau für 2 mm Gingivahöhe mit 15-Grad- Angulation.

Abb. 6:​ Aufbau in finaler Position.

Abb 7: Röntgenkontrollaufnahme nach definitivem Fixieren des Aufbaus.

Abb. 8:​ Abformkappe für die indexierte Übertragung der Aufbauposition.

Zudem stehen dem Behandler durch die Reversibilität der Aufbauten auch bei weiterem Zahnverlust in der Nachbarregion jegliche Versorgungsoptionen offen, da sowohl Krone samt Kappe vom Abutment sicher abgezogen wie auch der systemspezifische Acuris-Aufbau gegen ein alternatives Abutment getauscht werden kann. Erreicht wird die Friktion über einen industriell präzisionsgefertigten konometrischen Aufbau (Konuswinkel von 5,9 Grad) als „Patrize“ sowie einer exakt passenden und indexierten Kappe für die Krone als „Matrize“. Mit einem eigens entwickelten Befestigungsinstrument wird sie „mit einem Klick“ auf dem Aufbau stabil fixiert, nachdem die definitive Krone zuvor extraoral auf die Kappe zementiert wurde. Mit diesem Vorgehen wird ein erheblicher Zeitgewinn für Patient und Behandler realisiert, zumal auch ein Wechseln von Aufbaukomponenten oder Gingivaformern entfällt.

Bei der wie im vorgestellten Fall üblichen Vorgehensweise fallen mit dem Acuris-Konzept nach der Implantation nur noch zwei Behandlungstermine an:

  1. Freilegung des Implantats mit Abformung und temporärer Versorgung
  2. Eingliederung der finalen Krone

Der Fall

Zahn 16 der 28-jährigen Patientin war nicht mehr erhaltungswürdig und musste extrahiert werden. Nach eingehender Darlegung der verschiedenen Therapieoptionen entschied sich die Patientin für eine festsitzende Versorgung ihrer Schaltlücke. Unmittelbar nach Extraktion wurde ein Astra Tech Implant System EV 4,2 S mit 9 mm Länge (Dentsply Sirona) gemäß Protokoll knochenbündig inseriert. Positionierung und Ausrichtung des Implantats erfolgten anhand einer DVT-Planung. Augmentative Maßnahmen waren nicht notwendig. Das Implantat heilte gedeckt ein und wurde sechs Monate später nach vollständiger und komplikationsfreier Ausheilung mit einer minimalen Inzision eröffnet. Ein konometrischer Acuris-Aufbau mit 15-Grad-Angulation wurde eingesetzt und mittels Ratsche bei einem Drehmoment von 25 Ncm definitiv in der Endposition festgezogen (Abb. 2-7).

Abb 9:​ Zum temporären Schutz des Aufbaus eingesetzte Einheilkappe.

Abb. 10: Extraoral mit der finalen Kappe verklebte …

Abb 11: … Krone von okklusal und basal.

Abb. 12: Reizfrei abgeheilte periimplantäre Mukosa nach Abnahme der Einheilkappe.

Abb 13: Definitives Eingliedern der Krone mit dem Befestigungsinstrument.

Abb. 14: Röntgenkontrolle nach Eingliederung der Krone.

Abb 15: Stabiler Zustand der hart- und weichgeweblichen Strukturen, DVT- Aufnahme ein Jahr nach Versorgung.

Zur Abformung für das Meistermodell wurde die indexierte Abformkappe auf den Aufbau gesteckt und zur Stabilisierung über die Nachbarzähne fixiert. So konnte die Position des Abutments exakt übertragen werden. Bis zur Fertigstellung der Krone wurde der Aufbau mit einer Einheilkappe geschützt. Die Fertigung der verblendeten NEM-Krone auf der Laborkappe sowie das extraorale Verkleben der Krone mit der finalen Acuris-Kappe erfolgte im Praxislabor (Abb. 8-11)In aller Regel regeneriert sich die periimplantäre Mukosa innerhalb von zwei Wochen.

Die finale Krone wurde zunächst „handfest“ auf den Aufbau gesetzt. Hierbei sichert die Indexierung den korrekten Sitz und die exakte Ausrichtung der Krone. Mit dem Befestigungsinstrument wurde die Krone klinisch stabil mit dem Aufbau verbunden, indem sie über einen Federimpuls mit werkseitig voreingestellter Impulsstärke auf den Aufbau gedrückt wurde. Beim Recall ein Jahr später zeigte sich in der Röntgenkontrolle eine stabile Gewebesituation (Abb. 12-15).

Schlussbetrachtung

Die dauerhaft stabile Befestigung einer Einzelkrone nach dem Acuris-Konzept in nur zwei Sitzungen bringt nicht nur eine spürbare Zeit- und Kostenersparnis. Der Behandler kann seinem Patienten eine sichere Prognose geben, da technische und biologische Risiken wie Schraubenlockerung oder nicht entfernte Zementreste entfallen. Die industriell präzisionsgefertigten Komponenten erleichtern den Workflow in Praxis und Labor und ermöglichen qualitativ hochwertige Resultate. Ein für den Patienten solchermaßen positiv empfundener Behandlungsablauf fördert auch seine Akzeptanz implantologischer Eingriffe als alternative Versorgung bei künftigem Zahnverlust.

Autor

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Dr. med. dent. Andreas Petschelt

2015 Staatsexamen Zahnmedizin

2015-2017 Assistenzarzt

Seit Mai 2017 Angestellter Zahnarzt bei Dr. Petschelt und Kollegen

2019 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie und Implantatprothetik DGI

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Dr. med. dent. Johannes Petschelt

2018 Staatsexamen Zahnmedizin
Seit Okt. 2018 Angestellter Zahnarzt bei Dr. Petschelt und Kollegen

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Dr. med. dent. Friedemann Petschelt

1980 Staatsexamen mit Promotion, Erlangen
1980-1987 Assistenzzeit in versch. Zahnarzt- und MKG-Praxen
1987 Gründung Zahnarztpraxis Dr. Petschelt
1993 Ermächtigung zur Weiterbildung im Fach Zahnärztliche Chirurgie
1997 Gründung der Gemeinschaftspraxis
1999 Jahresbestenpreis der DGI
2013 Abschluss der Masterausbildung (Master-ship) an der UCLA (LA, USA), Postgrad. Studienaufenthalt
Zahlr. Veröffentlichungen, Vorträge
Gutachtertätigkeit
Pastpräsident DGI Bayern
Gastprofessur Universität Padua
Kontaktpraxis@petschelt.de
Websitewww.petschelt.de