Esthetic Days: „Die Planung ist der Schlüssel“ – dieser Satz der Referentin Maja Chmielewska passte auch für alle anderen Fachvorträge der 3. Esthetic Days, die Mitte September 2022 in Baden-Baden stattfanden. Egal, ob digitalisierte Workflows für Implantologie oder Prothetik, KFO mit Alignern oder Weichgewebschirurgie – von der guten Diagnostik und Planung hängt der Erfolg der Behandlung ab.
Bild: Rund 400 Teilnehmer aus ganz Deutschland nahmen an den 3. Esthetic Days teil.
Wer Patienten erfolgreich funktional und ästhetisch rehabilitieren will, muss die Ursachen für den Befund analysieren, mit dem sie sich in der Praxis vorstellen. Nur wer die – zum Beispiel skelettalen – Ursachen in seinen Therapieplan einbezieht und behebt, wird eine auf Dauer erfolgreiche Rehabilitation erreichen können. Dr. Florin Cofar aus Temesvar, Rumänien, machte dies am Beispiel von zwei komplexen Patientenfällen deutlich. Er stellte die Planung und Zusammenarbeit mit Experten im Tool Smilecloud vor. Gerade bei komplexen Fällen sei es für ihn wichtig, eine Timeline of Design zu erstellen und die Patienten frühzeitig einzubeziehen.
Digital bleiben
„Wenn wir digital bleiben und den Weg nicht verlassen, funktioniert es.“ Das zeigten Zahntechnikerin Ramona Hench und Dr. Paul Schuh in ihrem Vortrag zum „Volldigitalen Patienten in der täglichen Praxis“. Die Daten des Patienten – von Face-Scan bis zur digitalen Aufzeichnung der Kieferbewegungen – werden zu Beginn der Behandlung komplett digital erfasst. Vorteilhaft ist es, zuerst das Provisorium und danach die Präparationsguides etc. zu erstellen. Eierschalenprovisorien haben sich in der Zusammenarbeit besonders bewährt. Auch Dr. Schuh und Ramona Hench nutzen Smilecloud. Aber nicht nur das Vertrauen in die Digitalisierung sei wichtig, betonten die Referenten, auch Vertrauen ins Material sei nötig. „Wenn man einen guten Scan, aber einen schlechten 3D-Drucker hat, kann man auch gleich wieder Alginat-Abformungen machen“, mahnte Dr. Schuh.
Ein Implantat im Mittelpunkt
Für die Implantologen wurde besonders das innovative Implantatsystem Nobel Biocare N1 in den Vordergrund gerückt. Bereits 2019 vorgestellt, kam eine uns bekannte Pandemie dazwischen, sodass bisher einigen Behandlern die Vorzüge von Nobel Biocare N1 noch gar nicht richtig bekannt sind. Das sollte sich jetzt ändern und so stand das neue Implantatsystem im Fokus des Nobel Biocare Symposiums. Beim Nobel Biocare N1 überzeugt nicht nur die Implantat-Abutmentverbindung als Fusion aus Konus und Index, sondern die Implantatbett-Aufbereitung. Beim neuartigen Aufbereitungsprotokoll mittels OsseoDirector und OsseoShaper wird ein ganz neuer Ansatz verfolgt. Der OsseoDirector dient als Pilotbohrer, der mit normaler Geschwindigkeit und Wasserkühlung eingesetzt wird und die definitive Implantatrichtung vorgibt. Der OsseoShaper hat eine nichtschneidende, runde Spitze und ist in seiner Schneidgeometrie so designt, dass er sowohl im kortikalen wie auch im spongiösen Knochen sehr effektiv und gleichzeitig sehr schonend funktioniert. Das OsseoShaper-Instrument erhält vitalen Knochen durch weniger Trauma aufgrund niedriger Geschwindigkeit und Verzicht auf Kühlung. Es formt eine spezifische Osteotomie für das zusammen verpackte Nobel Biocare N1-Implantat. Das Bohrprotokoll ist zudem ideal auf das innovative triovale Implantat-Design abgestimmt.
Esthetic Days: Sofortimplantation gehört dazu
Wer die Sofortimplantation nicht in sein Therapiespektrum einbezieht, verschenkt viel Potenzial für seine Patienten. Univ.-Prof. DDr. Gabor Tepper machte in seinem wie immer mitreißenden Vortrag schnell deutlich, wo die Vorteile, aber auch die Grenzen der Sofortimplantation liegen und welche Knackpunkte zu beachten sind, um ein gutes und vorhersagbares Ergebnis zu erreichen. Generell versuche er Überbehandlung zu vermeiden – neun von zehn Sinusliften könnten den Patienten seinen Aussagen zufolge erspart bleiben. „Ein wenig Pink mit großer Wirkung“ – Dr. Jochen Tunkel erläuterte im ersten Fachbeitrag am Samstag praxisnah die Möglichkeiten und vor allem die Grenzen der Weichgewebschirurgie. Dabei ging er auch auf die aktuell so gehypte Tunneltechnik ein. Das Ziel sei eine mittlere Wurzeldeckung von 90 % und narbenfreies Gewebe. Dr. Tunkel stellte die beiden Klassifikationen nach Miller und neu nach Cairo gegenüber. Bei den Techniken bevorzugt Dr. Tunkel den koronalen Verschiebelappen ohne Entlastungsinzisionen in der Breite, die Nähte befestigt er bevorzugt über kleine, mit Komposit im Vorfeld befestigte Drähte, soweit nicht ohnehin Retainer geklebt sind. Die Fäden dürfen erst frühestens nach 14 Tagen entfernt werden. Die Tunneltechnik ist aus seiner Sicht nicht weniger aufwendig und invasiv als das Präparieren des Lappens, das Ergebnis nicht besser, seiner Beobachtung nach schmerzhafter und mit mehr Schwellungen beim Patienten. „Aber es kommt wie immer darauf an, wie gut Sie die Technik beherrschen“, so Dr. Tunkel.
Erfolgreich behandeln im Team
Nicht nur zahnmedizinische Themen, auch Neues aus der Industrie und Aspekte von Marketing und Mitarbeiterführung wurden in Baden-Baden vorgestellt und diskutiert. Positiv agierte dabei wie so oft Referent Mark Robb. Der Coach begeisterte mit seinen Hintergründen und Empfehlungen zur Patientenbindung und zum erfolgreich aufgestellten Team. Seine Beobachtung: Viele Teams fokussieren sich in ihrer Arbeit nicht auf die Patienten, sondern auf die Wünsche und Vorlieben des Chefs. Aber gerade das „Frontline-Team“ müsse sich an den Patienten orientieren.
Wer Patienten halten wolle, müsse eine entsprechende Kultur in seiner Praxis etablieren. Das Team war auch Thema von Stefan Kermas, der Impulse und Ideen für die Praxis vermittelte.
Stefan Kermas
Jurist und ehemalige Coach der Olympiasieger
Stefan Kermas, Jurist und ehemalige Coach der Olympiasieger im Herrenhockey, gab den Teilnehmern Denkanstöße für ihre Aufgaben als Führungskräfte, wie die Frage, wie viel man an und in der Praxis arbeite. Denn die Führungskraft sei nun einmal diejenige, die die Rahmenbedingungen vorgebe, damit die Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten performen können. Dazu sei es nötig nicht nur Menschenkenntnis, sondern auch emotionale Qualitäten zu haben. Sollten diese bei den Praxisinhabern nicht vorhanden sein, weil sie sich rein im dentalen Fachwissen wohlfühlen, empfiehlt Kermas, fehlende Kompetenzen an eine Praxismanagerin oder einen Praxismanager zu delegieren.
Esthetic Days: Das Fazit
Alles in allem konnten auch die dritten Esthetic Days wieder einmal spielend die Messlatte für die Folgeveranstaltung ein paar Zentimeter weiter nach oben befördern. Deshalb gilt es gleich, sich im Kalender den 22. und 23. September 2023 für die vierte Ausgabe der Esthetic Days freizuhalten.