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Heft 3 – Mai 2018

Bei Gastrednern auf internationalen Zahnmedizin-Kongressen frage ich mich bisweilen, wie so manches Marketing-Tschaka- Tschaka in die mir bekannten, doch eher mittelständisch geprägten und tendenziell konservativen Zahnarztpraxen und -labors übertragen werden sollte. Dr. Marc Thom, studierter Humanmediziner, Psychologe und heute Global Senior Business Development Manager bei Sony, wie auch Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx haben mich in diesem Frühjahr jedoch nachhaltig beeindruckt und zum Weiterdenken angeregt.

Beide sind nicht nur auf der Höhe der Zeit, sondern beruflich bedingt immer schon einen Schritt weiter, und so hätte man von ihnen umso mehr das Hohelied der totalen Digitalisierung erwarten können. Nur brachten die beiden zukunftsorientierten Redner ganz neue Klänge ins Spiel: Auf einmal war von „Achtsamkeit“ die Rede, von einer „gewissen Revision digitaler Prozesse“, von „digitaler Depression als Ausdruck verloren gegangener Verbindungen inmitten globaler Interkonnektivität“ und dem Verlangen sich „zu diskonnekten und die Flut der Informationen auf das Nützliche zu selektieren“.

Mich traf bei den Ausführungen der beiden Gastredner deutlich wie nie zuvor die Erkenntnis, dass digitale Technik in die völlig falsche Richtung läuft, wenn sie nur als Modell zur Rationalisierung, zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung gesehen wird statt zur Verbesserung von Qualität. Wenn dereinst Roboter die Medikamentenausgabe im Krankenhaus erledigen, sollte die Krankenpflegekraft nicht wegrationalisiert werden, sondern endlich die Zeit haben, zehn Minuten ohne Hetze die Hand einer ängstlichen Patientin zu halten. Wenn der digitale Arbeitsfluss Ihre Praxis künftig doppelt so effizient macht, sollten Sie nicht Ihr Pensum verdoppeln, sondern die Zeit für das vorbereitende Gespräch mit Ihrem Patienten – und für Ihre Familie und Freunde nutzen.