hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

Heft 6 – November 2019

Liebe Leserin, lieber Leser,

der begnadete bretonische Sternekoch und das kulinarische Ausnahmetalent Olivier Roellinger beklagte vor einiger Zeit in der Sendung „28 minutes“, dass die ja durchaus begrüßenswerte Emanzipation der Frau in gesellschaftlicher, beruflicher und sexueller Hinsicht leider einen Nachteil mit sich gebracht habe: Die Rezepte aus den Schubladen der Omas, Mütter, Tanten und Schwestern seien in dem Zuge auch verschwunden. Sukzessive habe man die Ernährung so an die Industrie delegiert und heute habe man den Salat – bzw. eben nicht mehr, sondern nur noch vorgefertigten salad-to-go mit Plastikgabel
und zuckriger Fertig-Vinaigrette.

Daran fühlte ich mich erinnert, als kürzlich bei einer Präsentation der Industrievertreter fröhlich demonstrierte, wie demnächst der Patient eigentlich nur noch in der Fußgängerzone in eine Smile-Boutique geht, mit dem eigenen Smartphone und einer App seine Biss-Situation abfotografiert, an eine Software sendet und in kürzester Zeit seine individuelle Zahnkorrekturschiene erhält.

Ich schaute mich um und wunderte mich, dass keiner der anwesenden Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner den Finger hob, um freundlich nachzufragen, wo sie oder er bei diesem tollen Konzept eigentlich noch ins Spiel komme.

Olivier Roellinger gab übrigens 2008 seine drei Sterne dem Michelin zurück, da er seine Handlungen und Entscheidungen nicht mehr von einem System abhängig machen wollte, dessen Kriterien und Bewertungen er als sensibler und mit seinem ganzem Wesen der hohen Kunst der Lebensmittelzubereitung und der Kultur des Kochens zugewandter Mensch nicht mehr nachvollziehen konnte.