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Prof. Frankenberger: „Habe die wesentlichen Ziele meiner Amtszeit erreicht“

Trotz Corona-Hemmschuh zieht Prof. Frankenberger eine positive Bilanz seiner Mitte November endenden Amtszeit als DGZMK-Präsident.

Corona als Hemmschuh, erfreuliche Einigkeit mit der Standespolitik und ein neuer Mitgliederrekord – das sind nur ein paar Stichworte, mit denen sich die Amtszeit von Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg) als Präsident der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) charakterisieren lassen. Besonderes Gewicht legt Frankenberger auf die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Zahnmedizin, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. mult. Dominik Groß in eine trilaterale Pressekonferenz und ein breites Medienecho mündete. Auch die durch einen notwendigen Verlagswechsel gesicherte Zukunft der Mitgliederzeitschrift DZZ zum Ende seiner Amtszeit war ihm sehr wichtig. „Ich bin nicht unzufrieden. Natürlich denkt man immer, dass da noch mehr möglich gewesen wäre, aber ich habe zumindest alles bewältigt, was ich mir 2019 vorgenommen hatte“, zieht der scheidende Präsident der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) eine durchaus positive Bilanz.

„Ein weiterer Höhepunkt war für mich die trilaterale Podiumsdiskussion im Rahmen der KZBV-Gesellschafterversammlung Ende 2021, als KZBV, BZÄK und DGZMK erneut gemeinsam auf der Bühne standen und ihre Forderungen an die neue Bundesregierung formulierten. Solche trilateralen Auftritte hatte ich lange vermisst und war daher sehr glücklich, aktiv dabei gewesen zu sein“, erläutert Frankenberger. Er war ja mit dem Postulat angetreten: „Es gibt nur eine Zahnmedizin“ und die äußere sich auch in der verbesserten Zusammenarbeit der drei großen Organisationen.

Prof. Dr. Roland Frankenberger als Präsident der DGZMK: Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

Die große Bewährungsprobe für ihn im Amt war die trilaterale Pressekonferenz von DGZMK, BZÄK und KZBV im November 2021 zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Deutschen Zahnmedizin. Frankenberger: „Ich werde die tatkräftige Unterstützung durch Prof. Dominik Groß in diesem Zusammenhang niemals vergessen. Die mediale Aufmerksamkeit bis ins Ausland unterstrich die Bedeutung dieser längst überfälligen Untersuchung, wir haben es damals ja sogar in die ‚London Times‘ geschafft.“

Fatale Corona-Pandemie

Der große Schatten über seiner Amtszeit war zweifellos die Corona-Pandemie. Den Beinamen „Corona-Präsident“ sieht er zwar mit einem Schmunzeln, der Effekt war allerdings deutlich zu spüren. Als erstem Präsidenten war es ihm nicht vergönnt, auch nur einen der wissenschaftlichen Kongresse zum Deutschen Zahnärztetag als Präsenzveranstaltung durchführen zu können. Das hätte er gern anders gehabt, er hadert aber trotzdem überhaupt nicht mit dieser Zeit, im Gegenteil. Was die Verbindung von Wissenschaft und Praxis in dieser Krise angeht, habe die DGZMK ihre Pflicht erfüllt: „Ich glaube, dass wir die Pandemie nicht zuletzt durch unsere ‚Living Guideline‘ zu aerosolübertragbaren Erregern erfolgreich begleitet haben, ich kann Prof. Al-Nawas und seinem Team für die turboschnelle Koordination gar nicht genug danken“, blickt er auf die durch große Verunsicherung gekennzeichnete Anfangsphase der Pandemie zurück. Zum Thema Corona an den Universitäten habe er gemischte Gefühle. Auf der einen Seite sei die überfällige Digitalisierung der Lehre innerhalb weniger Wochen erfolgreich etabliert worden. Auf der anderen Seite sei es aber logisch, dass die in dieser Zeit ausgebildeten Studierenden nicht den praktischen Übungsgrad am Patienten haben wie zuvor. Das habe er jüngst auch bei den Examensprüfungen leider wieder feststellen müssen.

Perspektive Zahnmedizin 2030

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde vom geschäftsführenden DGZMK-Vorstand das Positionspapier „Perspektive Zahnmedizin 2030“ entwickelt. „Dieses Papier darf durchaus als eine Art Guideline für die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen gelten, wir haben keinen wesentlichen Aspekt dabei ausgespart. Die Zahnmedizin hat in den letzten beiden Jahren definitiv mehr richtig als falsch gemacht, und wenn wir als DGZMK daran einen Anteil hatten, umso besser“, ist sich der DGZMK-Präsident sicher. „Wir haben ja u.a. auch die Lage an den Universitäten beschrieben und die Situation der Forschung kritisiert, daher war es uns wichtig, gerade auf dem Sektor der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung genug Geld in die Hand zu nehmen. Das wurde mit der Schwerpunktförderung und bis zu 300.000 Euro an Unterstützung aus dem DGZMK-Fördertopf auch erfolgreich umgesetzt.“

Widerstand gegen die Rückkehr der Budgetierung

Die aktuelle gesundheitspolitische Situation im Zusammenhang mit der geplanten Rückkehr zur bedingungslosen Budgetierung sieht er kritisch: „Wie ich schon mehrfach betont habe, sind die deutschen Zahlen z.B. in der präventiven Kariologie sensationell. 48 Prozent weniger Füllungen als vor 30 Jahren sind das beste politische Statement, das es gibt – das sollte an Litfaßsäulen hängen oder zumindest in jedem Wartezimmer. Da können wir als DGZMK argumentieren, dass es einfach ein Skandal ist, bei uns so einen anachronistischen Deckel draufzuschrauben, denn die Kostentreiber im Gesundheitswesen sitzen ganz woanders.“ Die DGZMK habe die beiden Standesorganisationen in diesem Konflikt nach Kräften unterstützt, besonders im Kampf um die noch junge PAR-Richtlinie.

Kritische Lage an den Hochschulen

Die aktuelle Lage an den Hochschulstandorten, an denen Zahnmedizin gelehrt wird, sieht er sehr kritisch: „An den meisten Standorten herrscht die sog. Leistungsorientierte Mittelvergabe, welche die Zahnmedizin systematisch benachteiligt und nichts anderes macht, als uns für Lehre und Forschung eigentlich zustehende Gelder in die Medizin umzuleiten. Auf diesem Wege habe ich in den letzten fünf Jahren 22 Prozent meiner Mitarbeiter verloren, und da im wissenschaftlichen Bereich durch das Kapazitätsrecht nicht gekürzt werden darf (wir würden sonst weniger Studierende bekommen), habe ich ein Drittel meiner Helferinnenstellen abgeben müssen, so dass sich meine wissenschaftlichen Mitarbeiter regelmäßig gegenseitig assistieren müssen.“

Der Grund, warum im Augenblick an vielen Zahnkliniken dennoch eine spürbare Aufbruchstimmung herrsche, liege in der neuen Approbationsordnung. „Seit langer Zeit werden wieder mehr Gelder für den größeren Personal- und Ausbildungsaufwand bereitgestellt. In meiner Eigenschaft als Präsidiumsmitglied des Medizinischen Fakultätentages werde ich als Vertreter der Zahnmedizin sehr genau hinschauen, dass die versprochenen Gelder auch wirklich ankommen.“ Es bleibe mit der nächsten anstehenden Novelle aber noch viel zu tun. Der erste Studienabschnitt müsse dringend reformiert und an den Masterplan Medizinstudium angepasst werden, und vor allem der akut drohende riesige Prüfungsaufwand in den Examina müsse dringend korrigiert werden.

Nachfolger Prof. Wiltfang wird 2025 Gemeinschaftskongress leiten

Seinem Nachfolger Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang (Uni Kiel) wünscht er „zunächst einen erfolgreichen Deutschen Zahnärztetag in Präsenz im nächsten Juni in Hamburg als Gemeinschaftskongress mit der DGMKG. Und auch, dass der durch massiv geschrumpfte Sponsorenzusagen finanziell angeschlagene Deutsche Zahnärztetag wieder zu dem wird, was er einmal war: Der ideale Generalistenkongress der Deutschen Zahnmedizin. Nicht zu vergessen ist, dass Prof. Wiltfang ja 2025 mit dem nächsten großen DGZMK-Gemeinschaftskongress aller 43 Fachgesellschaften und Gruppierungen den perfekten Abschiedskongress feiern wird.“ Ein solcher Kongress war immer Frankenbergers Traum.

„Abschließend bleibt mir als Resümee noch hervorzuheben, dass unsere DGZMK heute über 25.000 Mitglieder zählt, das ist mehr als doppelt so viel als vor 20 Jahren. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass sehr vielen Kolleginnen und Kollegen bewusst ist, welche Bedeutung die wissenschaftliche Zahnmedizin in Deutschland hat und dass sie das gerne unterstützen. Dafür bedanke ich mich herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen!“

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