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Sinuslift-Versorgungen

Bereits 2011 wurden wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Sinuslift bzw. Sinusbodenelevation präsentiert (pip k&s 4/2011). Aktuell sind – wie zum damaligen Zeitpunkt – u. a. der Einfluss des Augmentationsmaterials, des operativen Zugangs, der Elevationstechnik und des Einsatzes Plättchenreichen Plasmas im Fokus.

Ein besonderer Schwerpunkt wird in der vorliegenden Präsentation auf die intra- und postoperativen Komplikationen gelegt, die Im Rahmen von Sinusbodenelevationen auftreten können. Perforationen der Sinusbodenmembran sind die häufigste Komplikation bei der Sinusbodenelevation. In der Literatur werden Perforationsraten von 14,0 % [Fang, et al., 2022] bis 20,0 % angegeben [Díaz-Olivares, et al., 2021, Dongo, et al., 2018]. Als physiologische Risikofaktoren wurden u. a. eine dünne Kieferhöhlenschleimhaut < 1,0 mm und die Kieferhöhlenanatomie identifiziert [Marin, et al., 2019]. Neben Perforationen der Schneider’schen Membran wurden Wundheilungsstörungen, Implantat- und Augmentatverluste sowie Sinusitiden berichtet [Hsu, et al., 2022]. Infektionen des Augmentationsmaterials nach Sinusbodenaugmentation sind seltene, aber schwerwiegende Komplikationen, die zum Verlust des Augmentats führen können. 

Aufgrund der eingeschränkten Studienlage ist keine allgemeingültige Empfehlung zum Umgang mit dieser Form der Komplikation möglich. Als Managementstrategien werden in der Literatur Drainagen in Kombination mit einer Antibiotikagabe empfohlen [Schlund, et al., 2022]. In einer Reihe von Publikationen wird auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen externen Sinusbodenelevationen (LSFE) und Perforationen der Schneider’schen Membran hingewiesen [Al-Moraissi, et al., 2018, Hsu, et al., 2022]. Diese Zusammenhänge könnten allerdings auch mit der Wahl des Präparationsinstrumentariums verbunden sein, denn Erkenntnisse systematischer Übersichtsarbeiten und Metaanalysen weisen auf höhere Perforationsraten bei rotierender Präparation des Knochenfensters bei der LSFE hin [Díaz-Olivares, et al., 2021, Jordi, et al., 2018, Lee, et al., 2023]. So lag diese bei signifikant hohen Raten von 24,0 % [Jordi, et al., 2018] oder 30,6 % [Díaz-Olivares, et al., 2021] im Vergleich zu piezo-elektrischen Verfahren mit 8,0 %. In Bezug auf den Einfluss von Perforationen auf die Implantatverlustraten sind die derzeitigen Erkenntnisse nicht eindeutig. 

Metaanalysen weisen auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Implantatverlusten und Perforationen der Sinusbodenmembran hin [Al-Moraissi, et al., 2018]. In anderen Metaanalysen konnten demgegenüber keine signifikant erhöhten Implantatverlustraten nach Perforationen der Sinusmembran beobachtet werden [Díaz-Olivares, et al., 2021, Dongo, et al., 2018]. Der Einsatz von Standardimplantaten mit einer Länge > 13,0 mm war mit höheren Implantatüberlebensraten verbunden [Dongo, et al., 2018]. Bei Perforationen der Sinusbodenmembran im Rahmen der Implantatinsertion konnte in einem systematischen Review ein Zusammenhang zwischen der Insertionstiefe und der Komplikationsrate beobachtet werden. So führte eine Perforationstiefe von ≤ 4,0 mm zu einer Komplikationsrate von 5,29 %, während eine Perforationstiefe von > 4,0 mm eine hohe Komplikationsrate von 29,3 % zur Folge hatte [Ragucci, et al., 2019]. Dieser Unterschied war allerdings nach Angaben der Autoren statistisch nicht signifikant. Zur Behandlung von Membranperforationen wird die Abdeckung mittels Kollagenmembranen empfohlen [Díaz-Olivares, et al., 2021, Marin, et al., 2019]. Der Einsatz von Plättchenreichen Blutkonzentraten führte nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Behandlungsergebnisse oder zu einem Zusatznutzen für die Patienten [Guo, et al., 2020, Liu, et al., 2019]. 

In einer Kohortenstudie konnten im Rahmen interner Sinusbodenelevationen (ISFE) als Risikofaktoren der Einsatz von Augmentationsmaterialien, eine geringe Anwendererfahrung, das männliche Geschlecht und bestimmte Implantatsysteme identifiziert werden [Li, et al., 2023]. Beim direkten Vergleich der LSFE und ISFE (mittels eines hydrodynamischen Verfahrens) konnten in einer RCT in der Gruppe mit einem externen Zugang eine höhere postoperative Morbidität und ein höherer Verbrauch an Schmerzmitteln beobachtet werden. Die Patientenzufriedenheit und die Implantatüberlebensraten unterschieden sich jedoch nicht signifikant voneinander [Bacevic, et al., 2021]. Allerdings gaben die Autoren ein erhöhtes Risiko für intraoperative Komplikationen bei der ISFE an. 

In einer anderen RCT wurden hingegen signifikant geringere postoperative Komplikationen in Form von Schwellungen und Blutungen bei der ISFE beobachtet [Farina, et al., 2018]. Das gleiche Autorenteam stellte sowohl drei und sechs Jahre nach den Eingriffen fest, dass hinsichtlich der Outcome-Parameter Knochen-Implantat-Kontakt, Implantatstabilität, Zustand des periimplantären Weich- und Hartgewebes keine Unterschiede zwischen der LSFE und ISFE bestanden. Beide Methoden eigneten sich für die implantatprothetische Rehabilitation des Oberkiefer-Seitenzahnbereichs gleichermaßen [Farina, et al., 2023a, Farina, et al., 2022]. 

Die Autoren empfahlen die Durchführung einer ISFE ab einer residualen Stärke des knöchernen Sinusbodens von ≥ 4,0 mm, da in diesen Fällen eine Reduktion der Behandlungszeit, Behandlungskosten und Patientenmorbidität beobachtet wurde [Farina, et al., 2023b]. Eine simultane Augmentation bei ISFE wurde in einer RCT kritisch betrachtet, da diese offensichtlich zu vermehrten Komplikationen führt [Maximiano Millán, et al., 2020]. Augmentationsmaßnahmen schienen zudem nicht zwingend zur Erzielung vorhersehbarer Behandlungsergebnisse nach ISFE [Qian, et al., 2020, Rahate, et al., 2023, Santoro und Pippi, 2018, Starch-Jensen und Bruun, 2021, Starch-Jensen, et al., 2023] und LSFE [Dongo, et al., 2018, Lie, et al., 2022] erforderlich zu sein, auch wenn beim Einsatz von Augmentationsmaterialien ein signifikant höherer, vertikaler Knochengewinn sowohl bei der ISFE [Shi, et al., 2022] als auch bei der LSFE [Lie, et al., 2022] festgestellt wurde. Sowohl in Bezug auf die ISFE als auch LSFE wurden gute klinische Langzeitergebnisse berichtet [Qian, et al., 2020, Raghoebar, et al., 2019].

Die Literatur-Recherche zum Thema