hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

Chirurgisch voll auf der Höhe: 2. Kite & Education

Einen echten Kiter kann auch ein Temperatursturz nicht schrecken – und so fanden sich trotz des plötzlich endenden Sommers viele Teilnehmer Anfang September in Rantum auf Sylt zum zweiten Kite & Education Symposium für zahnärztliche Chirurgie ein. Fast alle Referenten sind begeisterte Kitesurfer und so konnte ergänzend zu einem intensiven und hochkarätigen wissenschaftlichen Programm unter Leitung von Prof. Dr. mult. Robert Sader gemeinsam diesem dynamischen Sport gefrönt werden. Nach einer ereignisreichen Woche stand fest: Mit Bien Air und Mectron steuert man gut durch alle Naturgewalten.

Direkt hinein ins Geschehen ging es am ersten Tag mit einem vorgeschalteten Hands on-Workshop unter Leitung von Dr. Stefan Schnitzer. Der Oralchirurg aus Georgsmarienhütte führte in die Finessen des atraumatischen Weichgewebsmanagements ein, zeigte die ausschlaggebenden Entscheidungsgrundlagen sowie adäquate Schnitt- und Nahttechniken. Transplantat-Techniken, Verschiebelappen, Kazanjian-Vestibulumplastik und Rolllappen-Technik: Kite & Education setzte chirurgisch hier auf einem hohen Niveau an. Bei der anschließenden offiziellen Kongresseröffnung durch Prof. Dr. mult. Robert Sader sah man viele bekannte Gesichter vom Vorjahr. Der gute Ruf der Veranstaltung hatte aber auch neue Teilnehmer angelockt.

Kite & Education

Kite & Education: Spaß an der Sache

Das junge und engagierte Referententeam hatte jeden Tag ein anderes aktuelles Thema gewählt: Dr. Dr. Eik Schiegnitz aus Mainz machte die schwere Kost „Leitlinien kompakt“ mit einem temperamentvollen Vortrag und direktem Einbinden der Teilnehmer leicht verdaulich: Was tun bei Antiresorptiva, welche Antibiose zur Abschirmung, wie umgehen mit Patienten unter Antikoagulanzien? Gute Troubleshooter bei herausfordernden Situationen finden sich auch mit durchmesserreduzierten, kurzen oder angulierten Implantaten, die bei korrekter Indikationsstellung inzwischen vorhersagbar erfolgreich gesetzt werden können. Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets aus dem nahen Hamburg stellte sehr praxisnah die korrekte Definition und Konzepte für die nicht-chirurgische und chirurgische Periimplantitis-Therapie vor.

Diesen breiten Themenkreis von der Mukositis zur Periimplantitis und von der Gestaltung des gewebefreundlichen periimplantär-restaurativen Interface über eine patientenindividuelle CAD/CAM-Abutment-Gestaltung, die mikrobiologischen Aspekte der Periimplantitis, den Umgang mit Titanunverträglichkeiten bis hin zur Implantation bei PA- kompromittierten Patienten: Das schafft nur Prof. Smeets als erklärter Schnellsprecher. „Was ist sinnvoll und was ist Hype?“, fragte Dr. Peter Gehrke aus Mannheim hinsichtlich der digitalen Implantatprothetik und erläuterte alle verfahrensrelevanten Schritte und Entscheidungskriterien zwischen Praxis und Labor. Von der Indikation, Planung und die Kommunikation mit dem Zahntechniker bis zur klinischen Phase – bei Dr. Gehrke kann man von einem geschlossenen digitalen Workflow sprechen. Weit über „die Schraube“ hinaus sieht Oralchirurg Jan Kielhorn aus Ulm das Thema der dentalen Implantologie. Welche Protokolle sind über die reine Technik hinaus sinnvoll, nicht nur im Hinblick auf den klinischen und wirtschaftlichen Erfolg sowie die eigenen Praxisstrukturen, sondern auch auf den „Spaß an der Sache“?

Die Patientenkommunikation ist für Kielhorn ein erfolgsentscheidender Faktor. Prof. Dr. Dr. Daniel Rothamel, Mönchengladbach, hat den Durchblick bei modernen Kollagenen und gab hilfreiche Tipps, die für die jeweilige Situation ideale Kollagenvariante zugunsten einer bestmöglichen Vorhersagbarkeit und des besten regenerativen Ergebnisses zu identifizieren. Neue Membranen aus multilayer-geschichtetem nativen Perikard versprechen verlängerte Standzeiten, ohne das Augmentationsvolumen zu erhöhen. Dermale fibrilläre Kollagene wiederum unterstützen transmembranär die Blutgefäßversorgung, welche die initiale Knochenneubildung auch von einer gegebenenfalls noch intakten Periostseite her unterstützen kann.

Kite & Education

Kollegialer Gemeinschaftsgeist auf allen Ebenen

Nach den Limitationen der einteiligen Modelle geben die neuen zweiteiligen Keramik-Implantate Dr. Frank Maier aus Tübingen nun die Möglichkeit, ähnlich wie bei der konventionellen Titanversorgung vorzugehen und beispielsweise augmentative Verfahren zeitgleich mit der Implantation durchzuführen. Dr. Maier zeigte diverse Versorgungsformen und die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der zweiteiligen Zirkonoxid-Systeme auf und illustrierte die chirurgische und prothetische Vorgehensweise anhand von klinischen Fällen. Im ergänzenden Workshop konnten die Teilnehmer die gewonnenen Erkenntnisse unter Einsatz der Piezotechnologie direkt umsetzen.

Der Frankfurter Universitäts-Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati flutete die Teilnehmer zunächst mit den wissenschaftlichen Grundlagen zu biologischen Wundheilungsfaktoren, schlug dann aber die Brücke zum praktischen Einsatz moderner PRF-Matrices mit dem „Frankfurter Protokoll“ im Weichgewebsmanagement und bei Knochendefekten, auch in Verbindung mit Knochenersatzmaterial. Beim anschließenden praktischen Workshop wurde eine Teilnehmerin kurzerhand zur Ader gelassen und die Zentrifugation und Herstellung der soliden und flüssigen Matrix demonstriert.

Danach gab Dr. Sebastian Schulz einen Überblick zu den heutigen Kommunikationswegen der eigenen Homepage, Social Media und Bewertungsportale. Warum sind Neu- und Bestandspatienten gleichermaßen wichtig? Welche Medien sind obsolet und wie wird das Marketing-Budget der Praxis zielsicher investiert? Nahtlos übernahm René Lecoultre von synMedico zum „Power-Instrument“ Praxismarketing. Er erklärte strukturiert die Strategien der Patientenkommunikation, Praxissteuerung und Prozessoptimierung zugunsten eines einzigartigen Erscheinungsbildes beim Patienten. Jan Schellenberger von der Health AG in Hamburg erweiterte den Bereich der digitalen Technologien hinein in die AI (Künstliche Intelligenz), die alles infrage stellen und vieles verändern wird.

Wie reagiert die smarte Praxis darauf und passt sich ideal an? Zum Abschluss präsentierte Dr. Wolfgang Gänsler aus Illertissen die „Patientenpraxis“ – eine adäquat honorierte, dem Wohle des Patienten dienliche, qualitativ hohe Zahnheilkunde als moderne Dienstleistungspraxis mit hohem Privatanteil und damit unternehmerischer Unabhängigkeit. Betriebswirtschaft ohne Brechstange und mit hoher Patientenakzeptanz.

Nach den intensiven theoretischen Vorträgen und Hands on-Workshops ging es aufs Wasser. Gepowert wurde dann auch hier: Dirk Efflers Schule „I love Kitesurf Sylt“ und sein Team aus erfahrenen Coaches sind die ideale Verbindung aus chilligem Surfer-Feeling und Professionalität. Hier kommt jeder vom Strand aufs Board oder lernt zusätzliche Tricks und Techniken, um die eigene „Performance“ mit viel Spaß an der Sache zu verbessern. Eine bessere Analogie und Ergänzung zum hochklassigen fachlichen Teil der „Kite & Education“ kann es kaum geben.

Fotogalerie